Garath CDU und AfD werben in Garath auf Russisch

Garath · Sie fallen durch ihren knalligen blauen Untergrund auf, die Din-A-5 großen Flyer, mit denen die AfD in Garath an mehreren Stellen wirbt. Sie fallen aber auch auf, weil sie auf beiden Seiten bedruckt sind - einmal auf Deutsch, einmal in Russisch. In einem russischen Lebensmittelgeschäft an der Fritz-Erler-Straße gab der Geschäftsführer, wenn er an der Kasse saß, seinen Kunden die Wahlreklame gleichzeitig mit dem Wechselgeld mit. Obendrauf gab es noch ein blaues AfD-Tütchen Gummibären, allerdings mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum.

Doch es ist nicht nur die AfD, die um die Russlanddeutschen, die in großer Zahl in Garath leben, buhlt. CDU-Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel hat jetzt den Spieß umgedreht. Auch sie wirbt in Garath zweisprachig - im Din-A-4-Format. Vorne ihr Konterfei, wirbt sie auf der Rückseite mit ihrem Kollegen Heinrich Zertik unter dem Motto "Netzwerk Aussiedler" um Stimmen der Russlanddeutschen.

Nach dem Landtagswahlkampf sei sie über das Wahlergebnis in Garath fassungslos gewesen. Immerhin hatte der Stadtteil den höchsten Anteil von AfD-Wählern in Düsseldorf. "Schon im Mai", sagt Pantel, "hat die AfD mit ihren Flyern geworben"; dabei sei die CDU die Partei, die sich kontinuierlich für die Interessen der Aussiedler einsetze und deren Sorgen ernst nehme. "Der große Stimmenanteil der AfD hat mich so aufgewühlt, dass ich dachte, ich muss was tun." Mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Heinrich Zerik aus Münster, ein Spätaussiedler, hat sie über die Problematik gesprochen und ihn um Unterstützung gebeten. Herausgekommen ist nicht nur der Flyer, Pantel lud im Juli auch zu einer Diskussionsrunde mit Zertik ein, weil sie sich für die Spätaussiedler einsetzen möchte.

Auch Adelheid Schliwa, gebürtig aus Schlesien und seit Jahren für die CDU Mitglied in der Bezirksvertretung 10, die für Garath und Hellerhof zuständig ist, setzt sich seit langem für Spätaussiedler nicht nur in ihrem Stadtbezirk ein. Sie hat 20 Jahre in der Beratung gearbeitet und Deutschkurse gegeben. "Ich kenne viele Spätaussiedler aus meiner Beratungszeit", sagt sie. So konnte sie diese Woche nicht ertragen, dass der Geschäftsführer vom russischen Lebensmittelladen mit dem Kassenbon AfD-Flyer verteilte. "Ich kenne seine Eltern", sagt Schliwa. "Ich habe ihn über die AfD aufgeklärt und jetzt gibt es keine Flyer mehr im Supermarkt", sagt sie zufrieden.

(wa.)
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