Garath Christian Ehring mit Soloprogramm in der Freizeitstätte

Garath · Sogar bis kurz vor Beginn der Vorstellung um 20 Uhr klingelte am Dienstagabend in der Freizeitstätte Garath noch das Telefon. So mancher hoffte darauf, dass es kurzfristig noch ein paar zurückgegebene Karten für das Programm "Keine weiteren Fragen" mit Christian Ehring gab. Doch da war nichts zu machen. Bereits seit Wochen war die Vorstellung ausverkauft. Die Warteliste war so lang, dass man mit dieser den Arena-Saal hätte noch einmal füllen können. Weil der Andrang so groß war, steht der nächste Auftritt von Ehring in Garath schon fest: der 20. Januar 2018, Karten gibt es ab September.

Spätestens seit vergangenen März kennen auch die seinen Namen, die zuvor weder Freunde der "ZDF-Heute Show" oder der Satire-Show "Extra 3" waren. In der NDR-Sendung am 17. März beschäftigte sich ein Einspieler in einem umgetexteten Lied mit dem hochherrschaftlich agierenden türkischen Präsidenten Erdogan. Da dieser mit Satire aber auch so gar nichts anfangen kann, bestellte er den deutschen Botschafter in Ankara ein. Die Sendung und deren Folgen war in aller Munde. Das Team um Christian Ehring legte zwei Wochen später noch einen drauf und kürte den türkischen Präsidenten zum "Mitarbeiter des Monats". Doch Fernsehen, vor allem 30-minütige Satire-Shows mit Einspielfilmen, ist dann doch etwas anderes als ein über zweistündiges Solo-Programm. Nachvollziehbar, dass nicht jede Pointe so messerscharf sitzen kann wie im so schnellen Fernsehgeschäft. Wer mit dieser Erwartungshaltung Karten gekauft hatte, hatte am Ende das Gefühl, dass weniger vielleicht mehr gewesen wäre. Dabei hatte das Programm des gebürtigen Duisburgers, der inzwischen in Düsseldorf lebt, durchaus solch witzige, pointierte, und nachdenkliche Momente wie in seinen TV-Auftritten.

Seit 2015 spielt der 44-Jährige sein Solo "Keine weiteren Fragen", das er entsprechend zum Weltgeschehen aktualisiert. Ein Bühnenprogramm im Winter 2016 ohne Spitzen auf den neuen US-Präsidenten, das geht gar nicht. Vielleicht hätte man sich ein bisschen mehr Bösartiges vo Ehring gewünscht als etwa den Hinweis, dass das Wohnzimmer von Trump so aussieht, als hätte man das Ehepaar Geissen gebeten, einen Puff einzurichten.

Als roten Faden hatte sich Ehring, der sich zudem mit selbst geschriebenen Lieder ans Klavier setzte, den Umgang der Deutschen mit den Flüchtlingen gewählt. Seine erfundene, der Spießigkeit anheimgefallenen Kleinfamilie - Frau und 18-jähriger Sohn (im wahren Leben hat Ehring zwei Töchter) - lebt in einem schmucken Reihenhaus am Stadtrand, umgeben von weiteren Stützen der Gesellschaft - Professoren, Schönheitschirurgen und Wirtschaftsprüfer. Der Sohn wird genötigt, ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Slum zu machen. Derweil kann die von ihm genutzte Einliegerwohnung an einen Flüchtling vermietet werden. Den sucht man sich im Flüchtlingscafé aus und versteht am Ende die Welt nicht mehr, dass dieser es vorzieht, in der räumlichen Enge seines Flüchtlingsheimes zu bleiben, als in die emotionale Enge des Ehring'schen Eigenheimes einzuziehen.

Deutschland und seine Flüchtlinge ist das beherrschende Thema des Abends. Und das ist halt oft nicht zum Lachen. Um so ernster meint er es, wenn er sagt, dass man den Menschen helfen muss. Der Erlös aus dem CD-Verkauf an dem Abend geht an "Ärzte ohne Grenzen".

(RP)
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