Garath Ehrenamtler helfen Flüchtlingsfamilien

Garath · In einem Wohnprojekt für Flüchtlingsfamilien an der Emil-Barth-Straße tragen ehrenamtliche "Kulturvermittler" zur Integration bei. Sie erklären und zeigen den Asylbewerbern vor allem ihre mögliche neue Heimat.

"Sie ist wie eine Schwester für uns", sagt Khawla Chehada. Seit sie mit ihrem Mann Haisam Almasri und ihren vier Kindern vergangenen November nach Deutschland flüchtete, steht ihr Sybille Berg zur Seite. Als eine von bislang vier Kulturvermittlerinnen der evangelischen Kirchengemeinde Garath und der Diakonie steht Berg der Familie zur Seite, wenn es um das Übersetzen von Behördendeutsch oder die Anmeldung der vierjährigen Tochter Dima im Kindergarten geht. Dort macht ihre Hilfe aber noch nicht Halt, denn das Vermittlerprojekt hat das Ziel, den Flüchtlingsfamilien zu zeigen, dass sie als Menschen und Nachbarn willkommen sind.

"Es gibt viele, die helfen wollen", sagt Corrie Voigtmann von der Kirchengemeinde. Sie ist Ansprechpartnerin für die Kulturvermittler, derzeit bekomme sie mehr Anfragen ehrenamtlicher Helfer, als sie vermitteln könne. Zunächst sollten die Kulturvermittler die Familien des Mehrfamilienhaus, in dem neben der syrischen Familie Almasri noch acht weitere Flüchtlingsfamilien aus Ghana, Ägypten und Tschetschenien wohnen, gruppenweise betreuen. Dies habe man laut Voigtmann aber verworfen. "Eine persönliche Betreuung ist besser." Bisher nehmen vier Flüchtlingsfamilien das Angebot an.

"Die Familie Almasri ist ein Glücksfall", sagt Berg. "Ich habe sie in mein Herz geschlossen." Bisher könne zwar nur der älteste Sohn Osama Deutsch, der Rest der Familie bemühe sich aber sehr, seine Sprachkenntnisse durch Kurse zu erweitern, die Berg vermittelt. "Sprache ist sehr wichtig", sagt der 19-jährige Osam, der ebenso wie seine Familie auf den Ausgang seines Asylverfahrens wartet. Für ihn gelte das ganz besonders, denn er will nach einem einjährigen Schülerkolleg in Düsseldorf Medizin studieren. Das Kolleg ist Pflicht, damit der Schulabschluss, den er bei einem zweijährigen Aufenthalt der Familie in Libyen machte, bei der Studienbewerbung anerkannt wird. Das Ziel für seinen 15-jährigen Bruder Kenan und die elf Jahre alte Schwester Nour ist die Aufnahme in eine reguläre Schulklasse. Momentan gehen die beiden noch in einen Sprachkursus, erst danach dürfen sie in eine sogenannte "Einsteigerklasse" am Lessing-Gymnasium besuchen. "Das sind alles clevere Kinder in der Familie, die das auf jeden Fall schaffen werden", sagt Berg. "Das ,Kultur' in ,Kulturvermittler' steht nicht nur für die intellektuelle Seite", sagt Gunther Rehnelt von der Diakonie. Es sei auch wichtig, zu lernen, wie man miteinander umgeht, wie die "Gepflogenheiten" in der neuen Heimat sind.

Diese Aufgabe nimmt Berg ebenso ernst wie die Hilfe beim Ausfüllen von Formularen oder Anmeldungen für die Sprachkurse. Fast jederzeit ist sie für Familie Almasri erreichbar, fragt per Mail nach, wie es in der Schule läuft und ist oft zu Besuch. "Das Fremde ist mir nicht fremd", sagt Berg. Als Erzieherin in Hassels habe sie täglich Umgang mit 30 verschiedenen Nationalitäten gehabt. "Das macht mein Leben reich und bunt." Haisam, Khawla und die Kinder seien sehr interessiert an Düsseldorf und der hiesigen Kultur. "In Syrien kannte ich jeden Nachbarn. Hier bleibt es oft beim ,Guten Morgen'", sagt Haisam. Damit sich das ändert, will er seine Sprachkenntnisse ausbauen. "Die Familie ist sehr offen und macht alles mit", sagt Berg.

Dennoch müsse man bei aller Willkommenskultur manchmal auch Zurückhaltung walten lassen. "Sie haben noch viele Erlebnisse zu bewältigen." Ein wenig zu Hause fühle sich die Familie laut Khawla schon jetzt: "Hier können wir unser neues Leben beginnen."

(bur)
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