Garath Flüchtling Ali Ali sucht ein Zimmer

Garath · Der Syrer hofft, eine Unterkunft bei gastfreundlichen Düsseldorfern zu finden. Er ist nicht der Einzige, der die Notunterkunft verlassen will. Ulrike Sennhenn, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagiert, hilft bei der Suche.

 Ulrike Sennhenn möchte nicht nur Ali Ali, sondern auch anderen Flüchtlingen bei der Wohnungssuche helfen. Wer ein Zimmer zur Verfügung stellen will, kann sich an Frau Sennhenn wenden.

Ulrike Sennhenn möchte nicht nur Ali Ali, sondern auch anderen Flüchtlingen bei der Wohnungssuche helfen. Wer ein Zimmer zur Verfügung stellen will, kann sich an Frau Sennhenn wenden.

Foto: Georg Salzburg

Ein, zwei Wochen sollte er in der Turnhalle an der Stettiner Straße bleiben. Schließlich war sie nur als Notfallunterkunft gedacht. Inzwischen sind daraus fast zwei Monate geworden. Privatsphäre - daran ist für den 29-jährigen Ali Ali und die anderen Bewohner gerade nicht zu denken. Eine der beiden Turnhallen ist inzwischen freigeräumt, die zweite soll in wenigen Wochen folgen.

In den Pavillons, die in der Turnhalle aufgestellt sind, wohnen jeweils vier bis sechs Menschen, etwa 50 sind es insgesamt. "Viele haben Kinder, also ist es permanent laut, oft bis spät in die Nacht", sagt er. Keine Möglichkeit, sich zurückzuziehen und in Ruhe Vokabeln zu pauken. Dabei würde er gerne schnell Deutsch lernen. Und selbst kochen: "In der Turnhalle gibt es keine Küche. Wir sind auf geliefertes Essen angewiesen, das meist nicht besonders gesund ist und auch nicht so viel. Wir mussten schon darum bitten, morgens drei, statt zwei Scheiben Toast zu bekommen."

In seiner Heimat Syrien hat Ali Ali Wirtschaftswissenschaften studiert und als Buchhalter gearbeitet. Eine Heimat, die es für ihn nicht mehr gibt: "Ich habe in einem Dorf gelebt, 100 Kilometer von meiner Universitätsstadt entfernt. Früher habe ich mit dem Auto etwas über eine Stunde dorthin gebraucht. Das letzte Mal waren es 18 Stunden", erzählt er. Die Straßen sind zerstört, vor allem aber gibt es überall Checkpoints.

"Ständig wird man von Männern mit Maschinenpistolen angehalten und kontrolliert. Das ist schlimmer, als in ein anderes Land einzureisen. Dabei will man doch nur in eine andere Stadt." Er klingt, als könne er selbst kaum glauben, was mit seinem Land geschehen ist. Dort, wo er sich eigentlich ein gutes Leben aufgebaut hatte.

Jetzt will er sich auf eine Zukunft in Deutschland vorbereiten. Ein eigenes Zimmer soll der erste Schritt werden. Ulrike Sennhenn, die sich in Düsseldorf ehrenamtlich für Flüchtlinge engagiert, unterstützt Ali Ali und die anderen bei der Suche. Eigentlich hätten sie erst nach ihrer Anerkennung ein Anrecht auf eine Wohnung. Ein Projekt, das in Berlin gestartet ist, zeigt aber, dass es auch anderes geht: Deutschlandweit sind bereits mehr als 80 Flüchtlinge privat untergebracht - noch bevor die Ämter entschieden haben, ob sie in Deutschland bleiben dürfen. "Es gibt doch so viele Leute, die ein, zwei leere Zimmer haben, weil die Kinder bereits ausgezogen sind", sagt Sennhenn. "Oder WGs, die ein Zimmer frei haben." Da die Miete in den meisten Fällen noch nicht übernommen werden kann, hat Sennhenn schon andere Ideen: "Vielleicht könnten ältere Menschen Hilfe bei der Gartenarbeit gebrauchen.

In Berlin gibt es auch Mikro-Finanzierungen, bei denen viele Freunde des Vermieters kleine Summen spenden und ein Spendenkonto einrichten. "Ich bin zuversichtlich, dass das auch in Düsseldorf funktioniert." Auch eine junge Familie mit zwei Kindern - der Vater war Banker im Irak - hofft auf Sennhenns Hilfe. Die Frau ist bereits mehrfach am Herzen und am Fuß operiert worden und müsste dringend zur Ruhe kommen.

Ali Ali wünscht sich, dass die Deutschen gastfreundlich sind. Er kennt die Situation auch aus einer anderen Perspektive: "Vor etwa 13 Jahren mussten viele Iraker ihr Land verlassen und kamen nach Syrien. Die syrischen Familien, auch meine, haben ihre Häuser für ihre Brüder und Schwestern geöffnet." Nun ist er es, der auf offene Türen angewiesen ist. Inzwischen ist der 29-Jährige in die Zeltstadt an der Itterstraße in Holthausen umgezogen. Dort sollen die Flüchtlinge allerdings auch nur bis Oktober bleiben. Das Leben aus dem Koffer geht für Ali Ali also erstmal weiter.

(RP)
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