Garath Gemeinsam Feiern ohne Grenzen

Garath · Beim "Immigrantenfest" in der Freizeitstätte Garath feierten verschiedene Nationen zusammen.

 Nora Omari (3.v.l.) und Natalia Antoniouk (daneben) feiern zusammen mit ihren Schülern. Gemeinsam wird musiziert und viel getanzt.

Nora Omari (3.v.l.) und Natalia Antoniouk (daneben) feiern zusammen mit ihren Schülern. Gemeinsam wird musiziert und viel getanzt.

Foto: Sputnik

Es wird getanzt, gesungen und gelacht. Über 60 Menschen haben sich in der Freizeitstätte Garath eingefunden, um zusammen das "Immigrantenfest" zu feiern. Unter ihnen sind viele Flüchtlinge, die an Deutschkursen des Vereins "Sputnik" teilgenommen haben. Die Initiative für dieses Projekt ging von Natalia Antoniouk aus.

Die gelernte Lehrerin gibt schon seit 2008 Kurse für Migranten. Im vergangenen Dezember hatte sie sich dazu entschieden, nun auch welche für Flüchtlinge aus Syrien, Eritrea, dem Irak und Iran anzubieten. "Immer mehr Menschen kommen nach Deutschland. Ich finde es wichtig, ihnen zu helfen und sie zu integrieren", erklärt sie.

Die Idee für die Deutschkurse sei ihr eher spontan gekommen, sagt Natalia Antoniouk: "Die Bundesagentur für Arbeit in Düsseldorf finanziert die Kurse. Wir hatten knapp zwei Wochen Zeit für die Planung. Bis zum 31. Dezember mussten wir uns anmelden. Es musste alles recht schnell auf die Beine gestellt werden."

Dass sich in dieser kurzen Zeit knapp 100 freiwillige Teilnehmer anmelden würden, damit hätte die Leiterin der Integrationskurse nicht gerechnet: "Wir haben mit viel weniger Leuten gerechnet. Nun haben wir fünf Lerngruppen, die sich von montags bis freitags täglich fünf Schulstunden treffen. Das freut uns natürlich."

Jedoch reichte der Platz in den Vereinsräumen an der Wolfgang Döring-Straße 4 für so viele Menschen nicht aus. Es mussten zusätzlich Unterbringungsmöglichkeiten gefunden werden. "Wir haben Räume in der Freizeitstätte und im Bürgerhaus Benrath angemietet", erzählt Natalia Antoniouk. Außerdem mussten Lehrkräfte und Unterrichtsmaterialien in kürzester Zeit zur Verfügung stehen. Alle anfallenden Kosten hat die Lehrerin zunächst übernommen. "Mir war es wichtig, dass diese Kurse stattfinden. Die Agentur für Arbeit finanziert sie erst im Nachhinein, also bin ich in Vorkasse gegangen", sagt sie.

Unterstützung erhält sie dabei von ihrem Verein "Sputnik" und vielen Ehrenamtler. Eine von ihnen ist Nora Omari. Sie hat mit ihrer Familie einen Teil des Buffets für das Immigrantenfest organisiert. Normalerweise hilft sie mit ihrem Mann bei der Übersetzung zwischen Flüchtlingen und Lehrern. Sie ist bei fast jeder Unterrichtsstunde dabei und sieht Lernfortschritte: "Die Teilnehmer sind sehr bemüht. Sie sind froh über die Hilfe und wollen lernen."

Positiv überrascht ist Ellen Schoebel, die einen Kursus auf Englisch unterrichtet: "Anfangs gab es noch Probleme, weil einige Schüler die Afghanen, die neu dazugekommen waren, nicht akzeptieren wollten. Ich habe aber allen erklärt, dass die Zusammenarbeit wichtig ist. Mittlerweile helfen sich viele gegenseitig. Einige Syrer und Afghanen lernen in ihren Unterkünften nun sogar zusammen."

Auch spricht sie im Unterricht oft politische Themen an oder versucht den Flüchtlingen, die deutsche Kultur näher zu bringen: "Bei uns werden auch das Frauenbild oder die Ereignisse in Köln an Silvester besprochen. Es ist wichtig, dass die Menschen früh genug erfahren, was in Deutschland wichtig ist."

Und ihr Konzept scheint zu funktionieren. Die Teilnehmer erscheinen regelmäßig zu den Kursen und schneiden bei wöchentlichen Tests der Lehrerin gut ab.

Einer der Schüler ist Mahmud Siddik. Er sitzt mit einigen anderen Flüchtlingen am Tisch und probiert die verschiedenen Leckerbissen, die Lehrer und Flüchtlinge mitgebracht haben. Der Iraker lebt momentan in der Traglufthalle an der Koblenzer Straße. Den Deutschkursus besucht er vor allem, um selbstständiger zu sein: "Ich verstehe mittlerweile schon viel mehr und kann etwas sprechen. Das hilft mir besonders, wenn ich zu Ämtern gehen möchte." Auch seinem Mitschüler Issam Hamo hat der Unterricht geholfen: "Deutschland ist wie eine neue Welt für mich. Durch den Kursus ist es für mich einfacher, die Kultur zu verstehen."

Da aber nur 320 Unterrichtsstunden pro Teilnehmer vorgesehen sind und daher eher Grundkenntnisse vermittelt werden, wollen viele der Flüchtlinge noch einen Nachfolgekursus belegen, um ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen. Für den fortgeschrittenen "B1"-Sprachkurs muss aber zunächst ihr Asylantrag positiv entschieden werden und das kann dauern. Bis es soweit ist, wollen Mahmud Siddik und die anderen Teilnehmer trotzdem weiter fleißig Deutsch lernen.

(RP)
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