Garath Harmonische Lieder und bewegende Texte über Bonhoeffer

Garath · Rund 100 Freunde der ernsten Musik füllten am späten Sonntagnachmittag die Dietrich-Bonhoeffer-Kirche, um das Liedoratorium des Namenspatrons ihrer Kirche zu erleben. 1997 wurde das Werk uraufgeführt, die Musik komponierte Matthias Nagel, der frühere Kantor der Garather Kirchengemeinde. Der begleitende Text zu den Lebensstationen des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers stammt aus der Feder von Dieter Stork, der zur selben Zeit wie Nagel Pfarrer in Garath war. "Wir wollten etwas zum Lutherjahr beitragen, aber einen kleinen Kontrast setzen", sagte der Dirigent und ehrenamtlicher Chorleiter Heinz Herwig zur Aufführung. Den Musikern der Garather Bigband und den Chorsängern aus drei Sängerkreisen habe es Freude gemacht. "Viele von ihnen kannten das Stück bereits, so dass sie nicht alles neu lernen mussten", erzählte Herwig.

 Die Garather Bigband und die Chorsänger aus drei Sängerkreisen führten das Liedoratorium in der Bonhoeffer-Kirche in Garath auf.

Die Garather Bigband und die Chorsänger aus drei Sängerkreisen führten das Liedoratorium in der Bonhoeffer-Kirche in Garath auf.

Foto: Andreas Endermann

Ein Stunde lang lauschten die Besucher den harmonischen Liedern und bewegenden Texten, die von Pfarrer Carsten Hilbrans vorgetragen wurden. Die Musik war einnehmend: Mal rhythmisch, mal getragen oder als Sprechgesang griff sie Bonhoeffers Zitate und seinen Lebensweg auf. "Tu deinen Mund auf für die Stummen", hieß es mahnend. Oder: "Es gibt keinen Weg zum Frieden, außer den Frieden selbst." Die klaren und schnörkellosen Melodien hallten tröstend nach. Ganz anders als die Begleittexte, die Bonhoeffers politische Aktivitäten, sein tiefer Glauben und seine Lebensstationen aufzeichneten. Der Theologe erkannte frühzeitig das menschenverachtende Regime der Nationalsozialisten und machte sich durch öffentliche Reden und sein vehementes Eintreten für die Verfolgten angreifbar. Mit anderen Pfarrern gründete er die Bekennende Kirche und wurde zu ihrem "Gesicht". Bei allem Leid, das in den Zeilen steht, dringt stets Bonhoeffers unerschütterlicher Glaube durch. "Meine Kraft und mein Glaube sind ungebrochen", schreibt er in seinen Tagebuchaufzeichnungen noch kurz vor seinem Tod im April 1945 im Konzentrationslager Flossenburg.

Ursula Müller saß nach der Aufführung noch minutenlang völlig versunken in der Kirchenbank. "Mich hat das richtig mitgenommen. Das ist alles wieder so topaktuell, dass ich Gänsehaut bei den Texten bekomme", sagte die Garatherin. Sie kenne den Komponisten von früher und sei damals schon von seinem Repertoire begeistert gewesen. Hans Probst gab zu, dass er vorab skeptisch gewesen sei. "Aber es hat mir sehr gut gefallen, gerade weil es nicht oberflächlich, sondern sehr tiefsinnig war", erklärte der ältere Herr. "Ich fand die Musik mit dem Chor und der Band sehr ansprechend", sagte Annette Jeschke. "Und die Texte sind bewegend und berührend", setzte sie nach kurzem Überlegen hinzu.

(bgw)
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