Düsseldorf-Süd SPD-Idee: Eine Gesamtschule für Garath

Garath · SPD-Mitglieder aus den Stadtbezirken 9 und 10 bringen einen neuen Standort für die Gesamtschule ins Gespräch. Die Hauptschule Fritz-Henkel könnte umgewandelt werden, der Standort Melanchtonstraße liefe dann geordnet aus.

Viele Monate haben Mitarbeiter der Verwaltung an der Aufstellung des Schulentwicklungsplanes gearbeitet. In diesem schlagen sie der Politik unter anderem vor, den Schulstandort der Benrather Hauptschule an der Melanchtonstraße in eine Gesamtschule und den Hauptschul-Standort an der Schmiedestraße in ein Gymnasium umzuwandeln sowie die Zügigkeit mehrerer Gymnasien zu erhöhen. Mit diesen Vorschlägen reagiert die Stadt auf die stetig steigenden Schülerzahlen und die ebenso stetig wachsende Präferenz der Eltern für die Schulformen Gesamtschule und Gymnasium.

Eigentlich sollte der Schulausschuss bereits in der Sitzung am 3. September über das Paket abstimmen. Wohl auch die Tränen von Schülern der vor der abrupten Schließung stehenden Benrather Hauptschule haben die Ausschussmitglieder dazu bewogen, eine Entscheidung in die Sitzung am 29. September zu vertagen.

Doch jetzt bringen SPD-Mitglieder aus den Bezirksvertretungen 9 und 10 einen Vorschlag ins Spiel, der dem straffen Zeitplan in die Quere kommen könnte: Die Benrather Hauptschule an der Melanchtonstraße wird nicht zum Sommer 2016 komplett geschlossen, sondern läuft in den kommenden Jahren geregelt aus. Das hätte den Vorteil, dass die mehr als 300 Schüler nicht an andere Hauptschulen im Stadtgebiet verteilt werden müssen. Um den Eltern im Stadt-Süden trotzdem eine Gesamtschule anbieten zu können, wird stattdessen die Garather Fritz-Henkel-Hauptschule, die derzeit 360 Kinder besuchen, umgewandelt. Einen entsprechenden Beschluss der Lehrerkonferenz vom 11. September gibt es schon.

"Wir würden uns gerne auf diesen Weg machen", sagt Schulleiterin Maria Karrenbrock, die auch persönlich diesen Weg als "enorme, aber reizvolle Herausforderung" sieht. Nach RP-Informationen ist für den 21. September eine Schulkonferenz einberufen, in der neben den Lehrern die Schüler und die Eltern ihr Votum dazu abgeben sollen.

Unstrittig ist, dass immer weniger Eltern für ihre Sprösslinge die Hauptschule wählen - zum neuen Schuljahr gab es an den neun Düsseldorfer Hauptschulen gerademal 238 Anmeldungen. An den Gesamtschulen mussten zum neuen Schuljahr hingegen wieder rund 200 Kinder abgelehnt werden.

Eine neue Gesamtschule in Benrath, so die Befürchtung an der rund fünf Kilometer entfernt liegenden Fritz-Henkel-Schule, würde mittelfristig die Zukunft der Garather Hauptschule gefährden.

Sie stattdessen kurzfristig umzuwandeln hätte mehrere Vorteile. Zum einen spart es Geld: Die Schule weist eine gute bauliche Substanz auf, sie ist groß und zudem gut ausgestattet. Am Standort könnte man die Hauptschule weich auslaufen lassen und parallel mit dem Aufbau der Gesamtschule beginnen. In Benrath müssten nach erster vorsichtiger Schätzung rund 30 bis 35 Millionen Euro aufgewendet werden, um ein Gebäude für die Gesamtschule neu zu bauen. Geld, das die Stadt derzeit eigentlich gar nicht hat.

Neben diesen Aspekten zeigt BV-Mitglied Hans-Joachim Krause (SPD) noch ein weiteres Argument auf, das seine Fraktion in die Waagschale wirft: Mit dem Projekt "Garath 2.0" soll der Stadtteil an Attraktivität gewinnen und damit wieder Zuzugsraum werden. Doch wie will man junge Familien an den Stadtteil binden, wenn es nach einer möglichen Schließung der Fritz-Henkel-Hauptschule im gesamten Stadtbezirk keine einzige weiterführende Schule mehr gibt? Krause ist überzeugt, dass sich das ausschließt.

Innerhalb der Verwaltung werde dieser Vorschlag derzeit überprüft, lässt Schuldezernent Burkhard Hintzsche über seine Büroleiterin ausrichten. Persönlich dazu Stellung nehmen, will er zum jetzigen Zeitpunkt nicht.

Noch vor der nächsten Sitzung des Schulausschusses (29. September) tagen die beiden involvierten Bezirksvertretungen. Das für Garath und Hellerhof zuständige Gremium am Dienstag, 22 September, - genau einen Tag nach dem Votum der Schulkonferenz. Würden sich auch die Schüler und Eltern mit diesem Schritt einverstanden erklären, wäre das ein Pfund, mit dem die SPD in der BV 10 wuchern könnte. Denn man hofft auf breite Zustimmung in dem Gremium, um stadtweit mit dem Vorschlag gehört zu werden.

Auf Wohlwollen sei diese Idee bereits im SPD-Arbeitskreis aller Bezirksvertretungen aufgenommen worden, sagt Udo Skalnik (SPD), stellvertretender Bezirksbürgermeister in der BV 9. In seinem Prüfantrag für deren Sitzung am 25. September heißt es: "Die ins Auge gefasste kurzfristige Schließung des Hauptschulstandortes stellt eine unbillige Härte für die Schüler und ihre Lehrer dar und ist unseres Erachtens nur durch ein ordnungsgemäßes Auslaufverfahren über mehrere Jahre gerechtfertigt." In der Vorbesprechung der Sitzung mit den Sprechern der anderen Fraktionen habe es schon Signale für eine Zustimmung gegeben, sagte Skalnik unserer Redaktion.

Er und seine SPD-Kollegen aus der BV 9 präferieren - anders als die Genossen aus dem Stadtbezirk 10 - aber nicht den Verkauf des Schulgeländes an der Melanchtonstraße als Gegenfinanzierung für den Umbau der Fritz-Henkel-Schule, sondern sehen die Fläche als Erweiterungsstandort für das benachbarte Schulzentrum mit Schloß-Gymnasium und Realschule. Das Gymnasium hatte die Bitte der Stadtspitze um eine Aufstockung um einen weiteren Zug auf dann fünf Eingangsklassen mit dem Hinweis abgelehnt, dass die Schule aktuell dafür zu klein sei.

(RP)
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