Garath Taubenproblem wird immer größer

Garath · In Garath herrscht dringender Handlungsbedarf, um der Taubenplage Herr zu werden. Aber die Beteiligten melden sich nicht. Am heutigen Dienstag beschäftigt sich auch die Bezirksvertretung mit dem Thema.

Er riecht unerträglich streng - nach Salmiak. Wer an dem Parkplatz zwischen Freizeitstätte und Autobahn vorbeigeht, dem brennt es zuweilen in der Nase. Je nachdem, wie der Wind steht. Wer näher an die dunkle Ecke herangeht, an der Rückseite der Geschäfte, dem kann es richtig übel werden. Es stinkt nach Taubenkot. Ein unangenehmer Geruch.

Der Passant will sich gar nicht vorstellen, was sich in den dunklen Ecken dort befindet. Bezirksverwaltungsleiter Uwe Sandt ist dem Geruch jedoch nachgegangen. Er ist auf eine Leiter gestiegen, hat die Taschenlampe eingeschaltet und ins Dunkle geleuchtet. "Jede Menge Tauben, ich habe aufgehört, sie zu zählen", sagt er, aber es seien hunderte, auch Jungtiere, die es sich dort heimisch gemacht hätten.

Sandt ist die Taubenplage ein Dorn im Auge. Immer wieder beschweren sich in der Bezirksverwaltungsstelle die Anwohner. Denn die Taubenplage in Garath nimmt täglich zu - trotz Nagelsperre an den Dachkanten - Vergrämung heißt es im Fachjargon. Die Tauben finden immer wieder einen Platz, um durchzukommen und zu nisten. Am heutigen Dienstag beschäftigt sich deswegen auch die Bezirksvertretung 10, zuständig für Garath und Hellerhof, mit dem Thema.

Doch Sandt ist bereits in mehrere Richtungen aktiv geworden. Zunächst hat er mit dem Eigentümer des Gebäudekomplexes, der Karl-Kübel-Stiftung in Bensheim, Kontakt aufgenommen. Mit dem Geschäftsführer hat sich Sandt einmal in Garath getroffen. Die Geschäftsführung sieht die Notwendigkeit ein, Maßnahmen zu treffen, will aber nicht die Gesamtkosten tragen. Eine Mail mit einer weiteren Terminvereinbarung sei bisher unbeantwortet geblieben, sagt Sandt.

Ähnlich geht es ihm auch mit dem Landesbetrieb Straßenbau NRW. Vor zwei Wochen hat er Kontakt aufgenommen, weil dieser zuständig ist beziehungsweise bei Arbeiten an der Unterführung das Okay geben muss, sollte der Kammerjäger aktiv werden. Doch auch dort wartet der Verwaltungschef immer noch auf Antwort.

Ein Schädlingsbekämpfer hat sich die Lage genau angesehen und ist zu folgendem Ergebnis gekommen: Es könnte Draht an den beigen Lamellen vorbeigezogen werden, um dann ein Netz auslegen zu können, damit die Tauben nicht mehr unter die Unterführung können. Doch der Draht müsste an Laschen geklebt werden. Und die Frage ist nun, ob Straßenbau NRW diese Verklebung gestattet.

Eine zweite Variante wäre es, in das Blech Streben zu setzen, ohne das Eigentum der Autobahnmeisterei anzurühren. "Das wäre allerdings die wesentlich teurere Variante", sagt Sandt. "Momentan hänge ich völlig in der Luft", erklärt der Bezirksverwaltungschef. Inzwischen kommen Mitarbeiter des Ordnungsamtes zwar regelmäßig vorbei, um den Taubenkot zu entfernen. Auch die Geschäftsleute sind bei der Reinigung aktiver geworden, aber das Problem bleibt und wird größer. "Er herrscht dringender Handlungsbedarf", sagt Sandt.

Die Lage in Garath ist auch dem Amt für Verbraucherschutz, die in Düsseldorf das Tauben-Management betreibt, bekannt. Ziel dieses Tauben-Managements ist es, die Zahl der Tiere zu reduzieren. Die Tauben vollkommen wegzubekommen, sei nur schwer realisierbar, sagt Amtsleiter Klaus Meyer. Das Tauben-Management basiert auf drei Säulen. Zum einem das Aufstellen eines Taubenschlags, zu dem die Vögel gelockt werden. Stadt-Mitarbeiter tauschen dann die gelegten Eier gegen Attrappen aus. Ein Projekt, das erfolgreich an einigen Stellen in Düsseldorf funktioniert. Hinzu komme ein striktes Fütterungsverbot. In Garath schwierig, weil dort auch noch genug Nahrung aus den umliegenden Geschäften als Krümel auf dem Boden liegt oder als Reste in und um die Papierkörbe.

Der dritte Punkt des Tauben-Managements, ist: "Vergrämen", sagt Meyer. In Garath ist das Vergrämen mit den Tauben-Spikes auf den Dächern schlecht gelöst, weil es für die Tauben immer ein Durchkommen gibt. So lange weiter gefüttert wird und genügend Nahrung für die Vögel vorhanden ist, sieht Meyer keine Chance, einen Taubenschlag aufzustellen. "Das Füttern ist falsch verstandene Tierliebe", sagt er. Denn er weiß, "Tauben halten sich immer dort auf, wo Futter und Nistplätze vorhanden sind." Rund um die Garather Unterführung haben sie für sich einen idealen Standort gefunden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort