Gerresheim Auf den Spuren der Gerresheimer Frauen

Gerresheim · Anlässlich des Weltfrauentags fand ein Rundgang zur Frauengeschichte statt, die sich in Straßennamen widerspiegelt.

 Organisatorin Beate Johlen-Budnik mit Besuchern an der Rückseite des ehemaligen Klosters Katharinenberg.

Organisatorin Beate Johlen-Budnik mit Besuchern an der Rückseite des ehemaligen Klosters Katharinenberg.

Foto: Andreas Endermann

In vielen Gerresheimer Straßennamen tauchen Frauen auf, die früher in dem Stadtteil lebten. Doch wer genau verbirgt sich eigentlich hinter den Namen? In einem stadtgeschichtlichen Rundgang informierte darüber die Bezirksverwaltungsstelle 7 am Wochenende. Anlass war der anstehende Weltfrauentag..

Erste Station ist das Altenheim Gerricusstift. Im Keller des Gebäudes befinden sich historische Reste von Mauern, die die Grundrisse von Privathäusern der Frauengemeinschaft St. Hippolyt im 12. Jahrhundert erkennen lassen. "Je weiter wir in die Geschichte zurückgehen, desto mehr Fragen tauchen natürlich auf", sagt Stadtführer und Archäologe Peter Schulenberg, der 1988 bei den Ausgrabungen dabei war. "Die vielen kleinen Hausparzellen waren in der damaligen Zeit ein großer Luxus."

Weiter geht es in den direkt gegenüber dem Altenheim liegenden Stiftssaal an der Basilika. "Vom elften bis zum 13. Jahrhundert haben hier bis zu 20 hochadelige Stiftsdamen gelebt", erzählt Schulenberg. Im Foyer ist neben einer mittelalterlichen Truhe auch eine Karte ausgestellt, auf der alle damaligen Standorte des Stiftes eingezeichnet sind.

Auch die nächste Station des Rundgangs ist in der Nähe - der große Vorplatz der Basilika. Dort sollen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stift zwei Beginen gelebt haben, die als Hexen von der Kirche verfolgt wurden. An das Dasein der beiden Frauen erinnert noch heute eine Gasse, die vom Vorplatz abzweigt und auch Beginen-Gässchen genannt wird. "Das Haus der Beginen ist vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts nach der Säkularisierung überbaut worden", sagt Schulenberg. Weiter geht der Rundgang zur Schönaustraße, die nach der Gräfin und Äbtissin Sophie von Schönau benannt wurde. "Ihr haben wir es zu verdanken, dass die Basilika auch heute noch steht. Sie hat damals mit den preußischen Behörden verhandelt", lobt Schulenberg das Schaffen der Gräfin. Gemessen an den gerade einmal etwa 500 Einwohnern war die Kirche nach dem Ende der Hochblüte des Stiftes viel zu groß für Gerresheim. "Zum Glück steht sie noch. Wir hätten eine der bedeutendsten Kirchen des Rheinlands verloren", sagt der Archäologe.

Teilnehmerin Monika Daller, die seit 36 Jahren in Gerresheim wohnt, zeigt sich begeistert: "Man kennt zwar vieles, aber es gibt noch immer Sachen, die an einem vorbeigegangen sind - sehr informativ." Zum internationalen Frauentag habe sie extra nach Angeboten in Gerresheim geschaut. "Wir hatten mehr als 90 Anmeldungen, mussten die Interessierten in drei Gruppen teilen und haben trotzdem noch einige Personen auf der Warteliste", berichtet Mitorganisatorin Beate Johlen-Budnik über die positive Resonanz zum Angebot "Ladys talk & walk". Zu einem weniger freudigen Kapitel der Gerresheimer Frauengeschichte gelangt die Gruppe am Helena-Curtens-und-Agnes-Olmans-Platz, der nach zwei Frauen benannt ist, die im Jahr 1738 traurige Berühmtheit erlangten: Von den Nachbarn der Hexerei bezichtigt, wurden die beiden gezwungen, einzugestehen, dass sie mit dem Teufel im Bunde stünden, weshalb sie schließlich hingerichtet wurden. Zu dem Zeitpunkt war Helena Curtens gerade einmal 14 Jahre alt.

"Der Stadtteil ist so spannend, ich könnte der Geschichte von Gerresheim noch viele Stunden zuhören", sagt Teilnehmerin Heike Mittelstädt.

(RP)
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