Gerresheim Baumschützer kritisieren Rodungen

Gerresheim · Nach Baumfällungen entlang der Torfbruchstraße ist plötzlich die Sicht frei auf das Gelände der alten Glashütte. Investor Patrizia fühlt sich absolut im Recht, alles sei in Absprache mit der Stadt geschehen, es sei frühzeitig informiert worden.

 Hier steht kein Baum mehr. Wer die Torfbruchstraße in Gerresheim entlangfährt, hat plötzlich freie Sicht auf das künftige Glasmacherviertel.

Hier steht kein Baum mehr. Wer die Torfbruchstraße in Gerresheim entlangfährt, hat plötzlich freie Sicht auf das künftige Glasmacherviertel.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Seit einigen Tagen haben die Gerresheimer nach Rodungen entlang der Torfbruchstraße freie Sicht auf das ehemalige Glashüttengelände, auf die Sanierungsarbeiten, die dort noch andauern, wie auch auf die denkmalgeschützten Gebäude, die später einer anderen Nutzung zugeführt werden. Das erfreut nicht alle, insbesondere die Mitglieder der Baumschutzgruppe Düsseldorf protestieren. "Wir sind von der kompletten Rodung ebenso überrascht worden wie die Anwohner rund um das neue Glasmacherviertel", sagt Andrea Vogelgesang, Sprecherin der Gruppe. Nicht ein einziger Baum sei stehengeblieben. Insbesondere die Fällung der Pappeln schockiere: "Die Pappeln waren als historische Pflanzung zu verstehen, als grüne Trennwand zwischen der Arbeitersiedlung und der Glashütte - ganz zu schweigen von ihrer Funktion als Schattengeber, Feinstaubfilter und einfach als ein Stück Natur", kritisiert sie.

"Wir haben vor Jahren schon Kontakt zum Bauherrn Patrizia aufgenommen. Man hat uns immer wieder hingehalten mit der Begründung, auf dem Areal stünden sowieso keine Bäume", sagt Vogelgesang. Schwer nachvollziehbar erscheine, warum dort im Vorhinein das Umfeld des neu entstehenden Areals entgrünt und damit der Wohnwert gemindert und zugleich für bereits Ansässige ein Teil ihrer Umgebung zerstört werden müsse. "Die Bäume dort waren straßenbildprägend. Architekten und Investoren sollten doch langsam, aber sicher unter Berücksichtigung der Realumgebung soweit wie möglich baum- und naturerhaltend planen", erklärt Silvia Droste-Lohmann, ebenfalls von der Baumschutzgruppe. Ein ökologisches Begleitverfahren müsse Pflicht sein, aber nicht nur im Sinne von Ausgleichsmaßnahmen, sondern auch im Hinblick auf Erhalt. Dass auf dem Areal in Zukunft ein Park das Herz erfreuen solle, sei ja nett, allerdings werde es noch Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte dauern, bis das neue Grün den alten Baumbestand ersetzen kann.

Investor Patrizia fühlt sich allerdings im Recht. Projektleiterin Gudrun Piesczek verweist auf eine Präsentation, die sie im Februar dieses Jahres in der Bezirksvertretung 7 vorgestellt habe, aus der hervorgehe, wann welche Bäume im Zuge der Sanierungsmaßnahmen und in Abstimmung mit dem Gartenamt gefällt werden müssten. "Somit können wir schon belegen, dass die Öffentlichkeit informiert war", sagt Piesczek. Man habe in Abstimmung mit der Stadtverwaltung in zwei Abschnitten gefällt, weil man die Bäume so lange wie möglich stehenlassen wollte, sei also immer erst unmittelbar vor der Sanierungsmaßnahme im entsprechenden Baufeld dazu übergegangen, zu fällen, erklärt Piesczek. Die ersten Fällungen hätten bereits im Frühjahr stattgefunden. "Die aktuell gefällten Bäume stehen auf künftigem Straßenbereich oder auf Flächen geplanter Gebäude", erläutert die Projektmanagerin.

"Wir entwickeln ein neues Stadtquartier, damit einhergeht eine Neuordnung der gesamten Fläche." Man dürfe nicht außer Acht lassen, dass die Bäume auf überdecktem Bauschutt und Auffüllungen gepflanzt worden seien, "darunter liegen die Rückstände einer über 100-jährigen Industrienutzung". Deshalb werde der Boden saniert, niemand wolle und werde im Glasmacherviertel auf verunreinigtem Boden leben. Man habe sicherlich niemanden hingehalten, sondern immer aktiv informiert, "und selbstverständlich liegen alle erforderlichen rechtlichen Genehmigungen zur Fällung vor", betont Piesczek.

(RP)
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