Gerresheim Blumenschmuck von Gräbern entwendet

Gerresheim · Auf dem Gerresheimer Waldfriedhof verschwanden Vasen und Schalen von mehreren Gräbern. Die Betroffenen sind entsetzt, empfinden den Diebstahl als Störung der Totenruhe. Ohne Anzeige kann die Polizei aber nicht tätig werden.

 Der Blumenschmuck in vielen der Schalen, die vor den Urnengräbern auf dem Gerresheimer Waldfriedhof stehen, wurde gestohlen.

Der Blumenschmuck in vielen der Schalen, die vor den Urnengräbern auf dem Gerresheimer Waldfriedhof stehen, wurde gestohlen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Als Marietta Herfurth-Künzelmann am Montag zum Grab ihres Mitte Januar verstorbenen Mannes kam, war sie entsetzt. "Der komplette Blumenschmuck war verschwunden, alles, was so schön blühte, war weg. Ich hatte die beiden Schalen erst am Samstag neu bepflanzt, zum Teil mit wunderschönen Hortensien. Und nicht nur das Grab meines Mannes war betroffen, viele der umliegenden Vasen waren ebenfalls leer und zum Teil zerstört. Ich habe auch andere betroffene Frauen gesehen, die waren fix und fertig."

Die Witwe vermutet, dass da keiner im Vorbeigehen ein paar Blumen mitgehen ließ, sondern kriminelle Energie hinter dem Diebstahl steckt. "Das Ausmaß war so groß. Ich glaube nicht, dass man den ganzen Grabschmuck mal eben hätte wegtragen können." Sie schätzt vielmehr, dass der oder die Täter im Schutz der Dunkelheit mit dem Auto zumindest relativ nah an den Friedhof herangefahren sind, um ihre Beute zu verstauen. "Vielleicht haben sie sich auch eine entsprechende Zugangsberechtigung besorgt, ein Schild hinter die Windschutzscheibe gelegt und sind am Nachmittag einfach auf das Gelände gefahren. Das kontrolliert hier doch eh keiner", sagt Marietta Herfurth-Künzelmann. "In meinen Augen ist so etwas absolut respektlos. Menschen, die so etwas tun, kalkulieren gar nicht das Leid ein, das sie anrichten. So etwas interessiert sie offensichtlich überhaupt nicht. Es gab mal Tabus, aber diese Zeiten sind offensichtlich vorbei." Sie informierte die Friedhofsverwaltung, wollte auf einem Zettel im Eingangsbereich vor den Dieben warnen, doch das habe man ihr untersagt. Sie könne allenfalls am Grab ihres Mannes etwas anbringen.

Der Stadt sind solche Diebstähle, die vereinzelt vorkommen würden, bekannt, von größeren Dimensionen oder gar einem kriminellen Ausmaß könne aber keine Rede sein, teilt ein Sprecher mit. Allerdings würden sich längst nicht alle Betroffenen an die Friedhofsverwaltung wenden. Viele ließen die Sache auf sich beruhen oder gingen direkt zur Polizei.

Bei dem Diebstahl auf dem Gerresheimer Friedhof sei das bisher jedoch noch nicht geschehen, teilt Sprecherin Susanna Heusgen mit. Nur in diesem Fall könne die Polizei auch tätig werden. Sie zeigt allerdings größtes Verständnis für die Betroffenen und sieht ein solches Vergehen keinesfalls bloß als Kavaliersdelikt an: "Wir behandeln so etwas wie einen ganz normalen Diebstahl. Es ist ein Schlag ins Gesicht der direkt Betroffenen, die ohnehin schon unendlich trauern und es nicht verstehen können, wie man auch noch das Grab des geliebten Menschen, der gestorben ist, verwüsten kann."

Marietta Herfurth-Künzelmann hat sich fest vorgenommen, noch zur Polizei zu gehen und den Grabraub anzuzeigen. "Im ersten Moment habe ich es einfach nicht geschafft. Aber es kann auch nicht sein, dass nichts passiert. Man muss einfach hin und wieder Kontrollen durchführen", fordert sie.

(RP)
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