Gerresheim Hippeland mit festem Stand

Gerresheim · Die Mitglieder des Kleingartenvereins in Gerresheim waren den Morast und Schlamm auf ihren Wegen leid und haben rund 100.000 Euro in die Asphaltierung ihrer Hauptverkehrsader inklusive der Nebenstraßen investiert.

 Stolz schreitet Rudi Weismantel (l.) zusammen mit seinen Vorstandsmitgliedern Nicole Fortmann und Lazlo Ruppert die neue "Hauptverkehrsstraße" in dem Kleingartengelände in Gerresheim entlang.

Stolz schreitet Rudi Weismantel (l.) zusammen mit seinen Vorstandsmitgliedern Nicole Fortmann und Lazlo Ruppert die neue "Hauptverkehrsstraße" in dem Kleingartengelände in Gerresheim entlang.

Foto: Andreas Endermann

Es gibt ein Land im südlichsten Süden von Gerresheim, da ist das Leben lebens- und sind die Leute noch liebenswert. Menschen unterschiedlichster Nationen wohnen und feiern seit 15 Jahren hier in rund 24 Quadratmeter großen Häusern aus Stein mit hübschen kleinen Gärten friedlich und in Harmonie miteinander. Italiener und Franzosen, Ukrainer und Polen, Tschechen und Letten, Bayern und Oberfranken, ein paar gebürtige Düsseldorfer sind auch darunter.

Die Rede ist von Hippeland, der Kleingartensiedlung an der Grenze zu Flingern. "Wir haben kaum Fluktuation, wer einmal zu uns gestoßen ist, geht auch nicht mehr weg", sagt Rudi Weismantel, kann nach kurzem Nachdenken aber doch zwei, drei Gründe nennen, die einen Abschied unausweichlich machen: Beruflicher Wechsel, Scheidung, Tod. Der Rentner muss es wissen, er ist sozusagen der Chef im grünen Paradies. Es gab da vor einigen Jahren mal eine Zivilklage vor dem Amtsgericht gegen ein Mitglied, der illegal seine Laube ausgebaut haben soll. Aber da spricht man am Zamenhofweg nicht mehr so gerne drüber.

Vielmehr störte die 83 Mitglieder jahrelang etwas anderes: "Wenn es geregnet hat, glichen die unbefestigten Wege zwischen den 65 Gärten einer Schlammwüste", sagt Weismantel und verzieht das Gesicht. Doch die Wühlerei im Morast ist inzwischen vorbei. Der Verein hat eine sechsstellige Summe in die Hand genommen und 2400 Quadratmeter an Wegeverbindungen asphaltieren lassen. 100 000 Euro hat der Spaß gekostet. "Wir haben ein wenig gespart, unsere Rücklagen angezapft, und bei den niedrigen Zinsen ist ein Kredit aktuell ja auch kein großes Problem", erklärt der 1. Vorsitzende des Kleingartenvereins, der komplett autark agiert. Alle Mitglieder sind Eigentümer ihres Areals, die penible Kleingartenverordnung interessiert die stolzen Hippeländer größtenteils nicht die Bohne.

Mal eben eine Straße pflastern, klingt nach einem Kinderspiel, das Gegenteil war jedoch der Fall, beteuert Weismantel: "Die Baufirma hat im Januar angefangen und wurde jetzt erst fertig. Das Wetter hat nicht mitgespielt, und ständig ist irgendwas dazwischengekommen. Die Pflasterer warteten vergeblich auf die Steine, dann war kein Sand da, schließlich streikte die Rüttelmaschine. Die deprimierten Arbeiter wollten schon aufgeben, aber wir haben sie mit Hähnchen und Cola bei Laune gehalten."

Jetzt ist also alles gut im Hippeland - fast zumindest. Denn mit einem Problem schlagen sich die Kleingärtner schon ewig herum, seit sie im Jahr 2000 vom Quellenbusch herübergezogen sind. Das Grundwasser ist durch einen Löschschaummitteleinsatz nach dem Brand einer Lagerhalle auf dem Gelände der ehemaligen Glashütte im Jahr 2001 mit perfluorierten Tensiden (PFT) verunreinigt. 20 000 Paletten mit Getränkekisten standen damals in Flammen. Eine Sanierung wird noch Jahre dauern. An den Anbau von Gemüse ist zum Beispiel nicht zu denken.

Der um 1930 gegründete Verein, der damals vorwiegend Arbeiter der Glashütte zu seinen Mitgliedern zählte, war zuvor Jahrzehnte lang am Quellenbusch angesiedelt, bis dort neu gebaut werden sollte. Das Gelände am Zamenhofweg wurde den Kleingärtnern als Tauschobjekt angeboten, und sie griffen zu. "Trotz dem ein oder anderen Problem fühlen wir uns hier wohl", sagt Weismantel. "Jetzt natürlich erst recht."

(RP)
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