Gerresheim "Lärmschutzwand stand nie zur Debatte"

Gerresheim · Ärger um das Glasmacherviertel: Projektmanagerin Gudrun Piesczek sagt, Eckpunkte des Masterplans würden ausgehebelt.

 Der Augsburger Investor Patrizia plant den Bau eines Neubaugebiets mit bis zu 1400 Wohneinheiten im Stadtteil Gerresheim.

Der Augsburger Investor Patrizia plant den Bau eines Neubaugebiets mit bis zu 1400 Wohneinheiten im Stadtteil Gerresheim.

Foto: PAtrizia

Gudrun Piesczek ist eine besonnene Frau. Immer wieder ist die Projektmanagerin für das Glasmacherviertel in Gerresheim und beantwortet für den Augsburger Investor Patrizia in der Bezirksvertretung oder bei Informationsveranstaltungen Fragen zum geplanten Neubaugebiet mit bis zu 1400 Wohneinheiten, muss sich dabei nicht selten wiederholen, was sie meist mit einer Engelsgeduld erledigt. Als aber die Diskussion der letzten Sitzung des Stadtteilparlaments an ihre Ohren drang, platzte Piesczek der Kragen.

Die FDP hatte zunächst Erfolg mit ihrem Antrag, den ursprünglich im Werkstattverfahren 2008 als Abgrenzung zur Bahnlinie festgelegten Gewerberiegel im Süden wieder in die Planungen aufzunehmen. Als Alternative, so wurde auch von der Verwaltung suggeriert, sollte eine durchgängig 400 Meter breite, transparente Lärmschutzwand errichtet werden. Im Planungsausschuss wurde der Beschluss später dann jedoch gekippt. "Ein solche Lärmschutzwand wird es nicht geben, sie stand auch niemals zur Debatte. Stattdessen sind zwischen den Gebäudefasaden versetzte, also für Fußgänger durchgängige Lärmschutzsegmente vorgesehen, die gläsern, aber auch begrünt sein können", stellt Piesczek klar und fügt hinzu: "Auch das ist lediglich eine Studie, heißt, so kann es aussehen, muss es aber nicht."

Noch mehr stört sie jedoch, dass die Anfang 2014 in Bezirksvertretung und Planungsausschuss abgesegnete Ausrichtung mit 280 weiteren Wohnungen statt Gewerbe auch im Süden nun wieder in Zweifel gezogen worden sei. "Das ist nicht zielführend. Wir alle warten auf das Ende der Baustelle und auf den dringend benötigten Wohnraum", sagt Piesczek. Der Bebauungsplan 2008 sei unter dem Eindruck der Schließung der Glashütte mit dem Wunsch nach neuen Arbeitsplätzen entstanden. Das habe sich aber als nicht mehr zeitgemäß herausgestellt, zumal sich eine Wohnnutzung südlich des Düsselparks anbiete. Dort Logistikbetriebe anzusiedeln, wie es auch in der Bezirksvertretung vorgeschlagen wurde, sei kontraproduktiv. "Die Grundstückstiefe reicht ebenso wenig aus wie die Infrastruktur, die mit großem Aufwand erstellte Verkehrserschließung würde damit erneut in Frage gestellt", so Piesczek. Die ursprünglich für das Viertel vorgesehenen 150.000 Quadratmeter Gewerbe seien auf 80.000 Quadratmeter geschrumpft. Außer auf dem Areal ganz im Westen, das der Stadt gehört, ist auch im Heyequartier im Osten, das bereits ab 2018 entwickelt werden soll, entlang der Bahngleise ein Riegel mit Gewerbe oder Dienstleistung vorgesehen.

Dass immer wieder mal das Gerücht aufkommt, Patrizia habe aufgrund der vielen Verzögerungen die Lust an der Entwicklung des insgesamt 200.000 Quadratmeter großen Baugebiets verloren, weist Piesczek zurück: "Wir investieren doch nicht Millionen in die Sanierung und ziehen uns dann zurück", erklärt die Projektleiterin. Durch die Überarbeitung der äußeren Erschließung habe Patrizia ein Jahr verloren, doch jetzt herrsche weitgehend Planungs- und Terminsicherheit.

Was die Nutzung der drei Denkmäler auf dem Gelände betrifft, kann die Projektmanagerin noch nicht viel sagen. Nur so viel: "Eine öffentliche Nutzung braucht auch einen öffentlichen Träger, und die Stadt hat offenbar kein Interesse. Es gibt zwar Investoren, die angeklopft haben, da wir vor 2020 in diesem Bereich aber keine Baugenehmigungen haben werden, sind Verhandlungen noch zu früh."

Piesczek hofft, dass mit dem städtebaulichen Vertrag, der bis Herbst 2017 unterschrieben werden soll, alle Eventualitäten ausgeräumt sind. Und dann werde sie Ende 2019 auch bestimmt vor dem ersten fertigen Haus im Glasmacherviertel stehen. "Ich bin da optimistisch."

(RP)
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