Gerresheim Neue Ausstellung im Uhrenturm

Gerresheim · Hermann-Harry-Schmitz-Societät zeigt in Gerresheim Arbeiten des Malers Norbert Tadeuzs.

 Die Mitglieder der Hermann-Harry Schmitz-Societät freuen sich, die teils großformatigen Werke im Uhrenturm in Gerresheim zeigen zu können.

Die Mitglieder der Hermann-Harry Schmitz-Societät freuen sich, die teils großformatigen Werke im Uhrenturm in Gerresheim zeigen zu können.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Das kleinste Kulturinstitut Düsseldorfs scheint über sich hinausgewachsen zu sein. Im Uhrenturm, gleichsam eine backsteinerne "Carpe diem"-Mahnung vor modern-gesichtslosen Fassaden an der Grafenberger Allee, präsentiert die Hermann-Harry Schmitz-Societät eine Ausstellung mit teils großformatigen Arbeiten des 2011 gestorbenen Malers Norbert Tadeuzs. Die Bilder stammen aus dem Nachlass des Tadeusz-Freundes, Förderers und Sammlers Günther Drenker. Tochter Caroline Drenker hatte die Auswahl, zu der auch Grafiken gehören, für die Ausstellung "Friedrich und Freunde III" zur Verfügung gestellt.

In seiner Begrüßung betont Klaus Lehmann, dass Malerfürst Tadeusz und Grotesken-Dichter Schmitz durchaus eine gewisse Ähnlichkeit in ihrer Persönlichkeit aufwiesen. So waren beide ausgewiesene Ästheten mit deutlichem Hang zum Dandytum, erklärt Societäts-Ehrenpräsident Lehmann. Auch haderten beide gelegentlich mit bürgerlichen Moralvorstellungen. So wurde eine frühe Galerie-Ausstellung von Tadeusz in Düsseldorf wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses" geschlossen. Grund für das polizeiliche Einschreiten war ein Akt-Bild, das offenbar geeignet war, die Moral jener Zeit zu unterminieren.

Als Tadeusz 1961 zu Gerhard Höhne an die Düsseldorfer Kunstakademie kam, fühlte er sich unter dem empfundenen Dogma der abstrakten Malerei nicht gut aufgehoben. In seinem Atelier an der Sittarder Straße fand er über Hannelore Köhler zu den jungen Realisten, die für eine neue figurative Kunst standen. Heute wirken die Ölbilder, auch die Zeichnungen zeigen Akte, in keiner Weise offensiv. Im Gegenteil, denn die dargestellten Frauenkörper wirken häufig distanziert. Die Bildwirkung resultiert eher aus dem subversiven Zusammenspiel zwischen Akt und Umfeld, das bei der Ölmalerei in kräftig leuchtenden Farben dargestellt ist. Auch auf den Zeichnungen dominiert vielfach die Atmosphäre zwischen Akt und Umfeld, das auch schon mal eine entspannte wie in einer Badewanne oder auch eine gespannte, etwa bei einer Yoga-Übung sein kann.

Grafiken und Collagen von Utz Peter Greis, der mit satirischem geschultem Blick die Schwäche für Pracht und Pomp aktueller Machthaber aufs Korn nimmt, rückt auch schon mal den Pomp des türkischen Präsidenten Erdogan in die direkte Nachbarschaft mit absolutistischen Herrschern des 16. Jahrhunderts. Die Ausstellung ist noch bis zum 13. November 2017, immer während der Uhrenturm-Öffnungszeit montags von 18 bis 20 Uhr, zu sehen.

(RP)
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