Gerresheim Rathaussturm mit Johannisbeer-Schnaps

Gerresheim · Angeführt vom Verein "Jecke Mädels" eroberten die Frauen gestern das Rathaus in Gerresheim.

 Lange konnte der Widerstand die Möhne nicht aufhalten.

Lange konnte der Widerstand die Möhne nicht aufhalten.

Foto: HJBA

Es war im doppelten Sinne die Ruhe vor dem Sturm. Als sich die Gerresheimer Möhne lange vor 11.11 Uhr vor dem Rathaus am Neusser Tor versammelten, lag Spannung in der Luft. Zum einen konnten es die fantasievoll kostümierten Frauen kaum erwarten, endlich das Rathaus zu stürmen, zum anderen zeigte sich die ein oder andere Möhn besorgt über das angesagte Unwetter. Die Gerresheimer wären aber keine Gerresheimer, wenn sie sich von Wettervorhersagen den Spaß verderben ließen: Mit Winterjacken und Johannisbeerschnaps, der unter den wartenden Weibern die Runde machte, trotzten sie dem Nieselregen.

Dementsprechend angeheizt war die Stimmung, als schließlich Ricarda Dünnwald, Anführerin des Möhne-Vereins "Jecke Mädels", vor dem Amtshaus eintraf. Den Titel der Obermöhn trägt sie diese Karnevalssession mit gutem Grund, denn die 47-Jährige kann sich über ein Jubiläum freuen. Jecke elf Jahre ist es her, dass sie 2006 Düsseldorfs Venetia war. Aus voller Kehle schürte Dünnwald die aufrührerische Stimmung. Vom Fenstersims aus versuchte sie, Bezirksbürgermeister Karsten Kunert aus der Reserve und aus der Sicherheit des Rathauses zu locken: "Ich glaube, wir haben einen Angsthasen als Bezirksbürgermeister." Unterstützt wurde sie dabei von den jecken Mädels. Einen Ruf als Hasenfuß wollte sich Bezirksbürgermeister Kunert natürlich nicht nachsagen lassen - und so öffnete er pünktlich um 11.11 Uhr die Türen zu seinem Amtssitz.

Damit begann der Sturm der Möhne. Nur mit Mühe und Unterstützung seiner Bürgerwehr gelang es Kunert, den symbolisch-goldenen Schlüssel zum Rathaus vorerst zu behalten. "Ich werde dieses Kleinod mit jeder Faser meines Körpers verteidigen", verkündete er noch, bevor er sich doch der Übermacht der Damen beugen musste. Diese wurden drinnen herzlich von Claudia von Rappard in Empfang genommen. Die Leiterin der Bezirksverwaltungsstelle ist seit sieben Jahren das "Mädsche hinter den Mauern". Unterstützung konnte sich die Bürgerwehr von ihr aber nicht erhoffen. Von Rappard erklärte im Gegenteil: "An Altweiber bin ich vorrangig eben auch ein Weibsbild." So blieb den Herren des Rates nichts anderes übrig, als die Niederlage einzugestehen und die Frauen willkommen zu heißen.

(RP)
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