Gerresheim Raus aus der Behäbigkeit

Gerresheim · Mitglieder der evangelischen Kirche gründen die private Stiftung "Gerresheim Gemeinsam". Ziel ist es, trotz sinkender Einnahmen der Gemeinde mit Hilfe von Spenden Spielraum für soziale und religiöse Projekte im Stadtteil zu gewinnen.

 Treten gemeinsam für Gerresheim ein: (v.l.) Erika Freifrau von Diergardt, Hans-Ulrich Krug, Christian Schröder, Cornelia Oßwald, Regina Pletz, Anke Paulus-Koschik und Christine Rachner.

Treten gemeinsam für Gerresheim ein: (v.l.) Erika Freifrau von Diergardt, Hans-Ulrich Krug, Christian Schröder, Cornelia Oßwald, Regina Pletz, Anke Paulus-Koschik und Christine Rachner.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Man ist zunächst geneigt zu glauben, dass die neue Stiftung "Gerresheim Gemeinsam", deren Gründung durch Mitglieder der evangelischen Gemeinde gerade vorangetrieben wird, als Gegenstück zur seit 2008 erfolgreich arbeitenden Bürgerstiftung Gerricus zu sehen ist. So ganz von der Hand zu weisen ist das sicher nicht, auch wenn Vorstandsmitglied Hans-Ulrich Krug es anders ausdrückt: "Die Gerricus-Stiftung hat eine eindeutige Nähe zur katholischen Kirche. Wir wollen vor allem auch Menschen evangelischen Glaubens mitnehmen." Aber eben auch solche, die grundsätzlich nicht jeden Sonntag in die Kirche gingen, fügt Anke Paulus-Koschik, Vorsitzende des Vorstands, hinzu.

Ein Konkurrenzdenken gebe es dennoch nicht, betont Pfarrerin Cornelia Oßwald, im Gegenteil: "Wir wurden von der Gerricus-Stiftung sogar ermutigt, eine eigene Stiftung zu gründen. Darüber hinaus gibt es viele Anknüpfungspunkte, Projekte, die wir gemeinsam angehen können", nennt die Geistliche neben der Flüchtlingshilfe als Beispiel auch die Unterstützung der Initiative Netz gegen Armut. "Hauptsache, wir kommen raus aus der Behäbigkeit raus", so Oßwald.

Dass das nötige Stiftungskapital in Höhe von 50.000 Euro binnen zwei Wochen zusammengekommen sei - 20 Gründungsstifter öffneten ihr Portemonnaie - beweise, wie groß die Bereitschaft im Stadtteil ist, die Arbeit der privaten Stiftung zu unterstützen, sagt Paulus-Koschik. Die Mittel zu Beginn seien erst einmal bescheiden, ohne Spenden gehe es selbstredend nicht, so Krug. Man wolle zunächst an bereits laufende Projekte andocken, Konfirmanden-Freizeiten unterstützen, vielleicht Noten und Instrumente für den Jugendchor mitfinanzieren, einen kostenfreien Internetanschluss für das Flüchtlingscafé im Gemeindezentrum besorgen, von dem auch Senioren profitieren könnten, skizziert Christian Schröder, ebenfalls Mitglied im Vorstand, die Aufgaben für die Anfangsmonate.

Ein Projekt, dem besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden soll, sei die von der evangelischen Gemeinde organisierte Hausaufgabenhilfe. "Dieses von Veronica Borgovan geleitete Angebot, das ohne öffentliche Förderung auskommen muss, gibt es bei uns schon seit den 70er Jahren, als vor allem Kinder italienischer Einwanderer davon profitierten. Der Bedarf ist durch die Flüchtlingssituation jetzt natürlich weiter gestiegen", führt Oßwald aus. Viele Ehrenamtliche wie Oberstufenschüler, Hausfrauen oder Rentner stünden bereit, um aktuell 25 Kinder (es gibt eine lange Warteliste) an vier Tagen pro Woche in drei Schichten bei schulischen Dingen zu helfen. Die Teilnehmer koste das 50 Euro pro Halbjahr. Mit Hilfe der Stiftung soll ein zusätzlicher Nachhilfelehrer finanziert werden.

"Wir sind noch ganz am Anfang eines Denkprozesses: Was kann diese Stiftung überhaupt leisten, und für wen?", stellt Krug Fragen, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend beantwortet werden könnten. Er kann sich gut vorstellen, dass die Kinder- und Jugendarbeit ein Schwerpunkt sein werde, man beispielsweise helfe, die Freizeitangebote in Gerresheim auszuweiten. Er hofft, dass die Gründungsurkunde spätestens in drei Wochen eingetroffen ist. "Dann geht die Arbeit erst richtig los."

(RP)
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