Gerresheim Wo Jung und Alt sich täglich treffen

Gerresheim · Seniorenheime und Kindergärten sind Orte mit ganz unterschiedlicher Aufgabe. In Gerresheim zeigt sich jedoch seit mehr als 30 Jahren, wie aus einem Neben- auch ein Miteinander werden kann.

 Uta Roosen vom Waldorfkindergarten treibt mit großem Engagement ihre Idee voran.

Uta Roosen vom Waldorfkindergarten treibt mit großem Engagement ihre Idee voran.

Foto: Andreas Endermann

Der Waldorfkindergarten "Goldberg" in Gerresheim und das anthroposophische Altersheim Zschocke-Haus teilen sich seit 1984 ein Grundstück unmittelbar am Gerresheimer Wald auf der Hagener Straße. Eine Zusammenarbeit ist seitdem schon zur Tradition geworden.

Uta Roosen ist seit 2013 die Pädagogische Leiterin des Waldorf-Kindergartens Goldberg. Die enge Zusammenarbeit mit dem benachbarten Zschocke-Haus gehört für sie mittlerweile zur schönen Routine: "Gründungsidee war bereits, die Menschen am Anfang und Ende ihres Lebens zusammenzubringen." Ein Konzept, das auf viel positives Feedback von beiden Seiten stößt. Neben den Grundkonzepten der Waldorfpädagogik und der langjährigen Spezialisierung auf Kinder mit besonderem Förderungsbedarf macht die Zusammenarbeit mit dem Zschocke-Haus die Kindergartenzeit zu einer ganz besonderen Erfahrung.

Die jahrelange Erfahrung in der Arbeit mit förderbedürftigen Kindern sieht Roose als großen Vorteil gegenüber anderen Kindergärten. Unter dem neuen Titel "Inklusion" sind Kindergärten nun grundsätzlich dazu verpflichtet, Kinder mit Förderbedarf aufzunehmen, die nötigen Strukturen sind dabei teilweise noch im Wachsen. "Die Inklusionsarbeit ist ihr schon lange selbstverständlich. Wir haben Gruppen von 17 Kindern, bis zu fünf davon haben einen besonderen Förderbedarf." Darauf müsse man natürlich individuell reagieren können, müsse eine Einbindung möglich machen und die anderen Kinder auch hier und da etwas anleiten. Genauso ist es dann bei der Begegnung mit den Senioren von nebenan. Besonders im Sommer gibt es diese täglich. Der Innenhof, den sich beide Einrichtungen teilen, ist dann nämlich für die Bewohner des Zschocke-Hauses bestuhlt, und ab 15 Uhr spielen die Kinder auf eben diesem, bis sie abgeholt werden. An St. Martin gibt es einen Laternenumzug durch die Gänge der Einrichtung. "Einige der Senioren haben dann sogar etwas für die Kinder vorbereitet", so Roosen. Auch zu Karneval gehen alle los - und zwar in den typisch jecken Verkleidung - das Altersheim besuchen.

Jörg Steinsberger ist seit Oktober 2016 der neue Einrichtungsleiter des Zschocke-Hauses. Davor arbeitete er 20 Jahre lang in einer ähnlichen Einrichtung in Bayern: "Für jede der drei Stationen im Altersheim hatten wir eine Kindergartengruppe, die sie wöchentlich besucht hat." Eine Idee, die Roosen und er sich auch gut für den Goldberg vorstellen können. Die Zusammenarbeit der Nachbareinrichtungen soll nämlich in Zukunft noch enger werden. Geplant ist beispielsweise für das laufende Jahr ein gemeinsamer "Naschgarten" mit Beeren und Früchten, der hinter dem Altersheim eingerichtet wird. Mit einem Zugang für den Goldberg solle sich dort Jung und Alt zum gemeinsam Himbeeren-Pflücken treffen können.

"Die Kinder lösen bei unseren Heim-Bewohnern viele Erinnerungen aus. Ob gute oder schlechte, ist dann gar nicht so wichtig", so Steinsberger. Besonders für Demenz-Erkrankte sind die kleinen Gäste so eine große Bereicherung. Aber auch die Kinder profitieren von den Begegnungen. Geduld, selbst etwas erklären können und die Freud, ihre eigene Arbeit präsentieren zu können, sind da nur einige der Gewinne. In einem "Morgenkreis" des Zschocke-Hauses in der nächsten Woche werden die Kinder dann zum Beispiel ein Lied über Pinguine, passend zur Winterthematik, vortragen.

(RP)
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