Interview: Serie Kunst am Bau Die Leidenschaft für das Meer steckt in den Kacheln

Düsseldorf · Die Fassaden vieler Häuser sind mit Kunstwerken geschmückt. Aber sie werden im Vorbeigehen oft übersehen. Oft fallen sie erst auf den zweiten Blick auf. Die Rheinische Post stellt in einer Serie besonders gestaltete Fassaden vor, heute eine Bauplastik in Golzheim.

 Ein Schiff dominiert das Relief.

Ein Schiff dominiert das Relief.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Dort, an der Orsoyer Straße 86, ließ der Bauherr des Gebäudes - ein Kapitän - seine Liebe zum Meer in ein kunstvolles Keramikrelief schlagen. Das abgerundete, glasierte Relief besteht aus einzelnen Platten in verschiedenen Gelb- und Brauntönen und zeigt verschiedene Wassermotive. Im Mittelpunkt steht ein Segelschiff (mit Wappenlöwen), aus dem sich ein Reisender hinauslehnt; Kraniche ziehen über den Himmel, Unterwasser tummeln sich Quallen und Fische, am Fuß sind Wasserpflanzen zu sehen, und - mittendrin - streckt ein Wassergott mit wallenden Haaren seine mit Schwimmhäuten bedeckte Hand aus.

Einige Kacheln des Reliefs weisen allerdings Schäden auf, die wahrscheinlich noch aus Kriegszeiten stammen. Als die neuen Besitzer das Haus im Jahr 1978 erwarben, soll es keine Informationen oder Hinweise über Sinn und Zweck des Keramikreliefs gegeben haben, schreibt Wolfgang Funken in seinem mehrbändigen Werk "Ars Publica Düsseldorf: Geschichte der Kunstwerke und kulturellen Zeichen im öffentlichen Raum der Landeshauptstadt", das 2012 erschienen ist. Wenn man heute über das Kunstrelief mit maritimen Motiven spricht, nennt man es laut Funken "Die Fischerin".

Das Gebäude Orsoyer Straße 86 war 1934 erbaut worden, doch wann genau der Bauschmuck hinzukam bzw. das Kunstwerk entstand, ist unklar, denn das Relief ist undatiert. Ganz unten in einer Kachel findet man lediglich die Signatur "Delor Keramik Benrath". Doch eine Firma mit diesem Namen soll es in dem Stadtteil nie gegeben haben.

In seinem Buch über Kunstwerke im öffentlichen Raum schreibt Wolfgang Funken aber über einen Mann, der selbst in der zweiten Generation in Benrath Keramik brannte und sich daran erinnerte, dass in den 1930er Jahren ein Mann mit dem Namen Delor öfter in die Werkstatt des Vaters kam, um dort den großen Brennofen für seine selbst gemachten Kacheln und Reliefs zu nutzen. Der Handwerker meint noch, zu wissen, dass es sich bei dem Mann um einen passionierten Autodidakten handelte, der einen technischen Beruf ausübte. Doch weitere Recherchen nach dem Künstler blieben erfolglos, so Kunstexperte Wolfgang Funken.

Ein zweites Keramikrelief von Delor wurde in Oberkassel gefunden: Dort befindet sich ein farbig glasiertes Relief in der Fensternische eines Gebäudes und zeigt - sogar noch plastischer als die in Golzheim - typische Wassermotive wie Segelschiff, Fische und Sternzeichen.

(RP)
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