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Golzheim/Grafenberg Mit einem Pappkarton nach Deutschland

Golzheim/Grafenberg · Anisur Rahman kam vor 56 Jahren als armer Mann aus Indien nach Nordrhein-Westfalen. Heute ist er das, was man reich nennt. "Doch reich will ich nicht sterben", sagt der 77-Jährige und unterstützt mit seiner Stiftung Kinder in aller Welt.

 Hanna Kurpanik und Anisur Rahman schlagen mit ihrer Stiftung auch Brücken von Indien nach Deutschland.

Hanna Kurpanik und Anisur Rahman schlagen mit ihrer Stiftung auch Brücken von Indien nach Deutschland.

Foto: Bernd Schaller

Es war der 12. Dezember 1959, 11 Uhr, ein Samstag, als Anisur Rahman erstmals deutschen Boden betrat. Nur einen Pappkarton hatte er dabei, darin befand sich ein Mantel, den sein Vater ihm geschenkt hatte. Der wuchs in Indien in ärmlichen Verhältnissen auf, Schulgeld konnten sich die Großeltern nicht leisten. Das zahlte der Lehrer, als er Fleiß und Klugheit von Rahman senior wahrnahm. Der machte Abitur, studierte in England, wurde Ingenieur - und finanzierte allen seinen zehn Kindern eine gute Ausbildung.

Womit wir wieder bei Anisur Rahman angelangt wären: Der absolvierte ein hüttentechnisches Studium in Solingen, ergriff wie sein Vater den Beruf des Ingenieurs, arbeitete bei Mannesmann, gründete seine eigene Firma. Die produziert Präzisionsteile für den Maschinenbau, die weltweit verkauft werden. Rahman hatte Erfolg, wurde reich. Reich beschenkt wurde er auch privat, als er seine spätere Frau Ursula kennenlernte. Beide kauften sich ein Haus an der Geibelstraße in Grafenberg - und wurden glücklich.

Rahman heißt übersetzt so viel wie "Der Warmherzige". Das passt, denn die Rahmans wollten etwas von dem, was ihnen an Glück widerfahren war, an andere zurückgeben. Sie gründeten vor drei Jahren die Ursula-Rahman-Stiftung, "denn ich will nicht reich sterben", sagt der 77-Jährige. Jetzt kommt der Lehrer von Rahmans Vater wieder ins Spiel. "Ohne ihn hätte mein Vater nicht zur Schule gehen können, ich ebenso wenig, wir wären arm geblieben", sagt Rahman junior. Daher fördert die Stiftung Bildungsprojekte - lokal, regional, international.

"Bildung schafft Frieden, denn nur ungebildete Menschen neigen zur Gewalt", sagt Rahman. Die Bürgerhilfe Gerresheim sei Vorbild und erster Kooperationspartner der Stiftung gewesen, viele weitere Hilfsprojekte folgten, aber auch einzelne Kinder wurden unterstützt - in Duisburg, Indien, Thailand und in Bangladesch. 500 Minderjährigen, so schätzt das Vorstandsmitglied, konnte die Stiftung bereits konkret helfen. Auch in hohem Alter fliegt Anisur Rahman noch stets nach Asien, um sich selbst davon zu überzeugen, dass die Gelder im Sinne der Spender Verwendung finden. "Aber ich werde nicht jünger", sagt Rahman lächelnd. Ob ein Projekt Unterstützung verdient, entschieden neben ihm bisher die Tochter und der Steuerberater, seine Frau ist inzwischen schwer erkrankt.

Mit Hanna Kurpanik hat Rahman aber nun eine ehrenamtlich wirkende Mitstreiterin gefunden, die sich tatkräftig in die Stiftung einbringt, weil sie ebenso den Drang verspürt, anderen Menschen helfen zu müssen. "Wir hatten sofort einen sehr guten Draht zueinander, die Chemie stimmte einfach", sagt sie über Anisur Rahman.

Aktuell ist ihre primäre Aufgabe, die große Benefizgala am 24. Oktober im Hotel Radisson Blue in Golzheim zu organisieren. "Es soll eine richtige Unterhaltungs-Show werden, nicht so gezwungen, dennoch muss der Sinn der Veranstaltung natürlich im Vordergrund stehen", sagt die Besitzerin eines Kosmetikstudios an der Kreutzstraße.

Anisur Rahman vertraut ihr jedenfalls komplett: "Sie verkörpert das, was der Stiftung noch fehlte."

(RP)
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