Grafenberg Nostalgie auf Schienen

Grafenberg · Norbert Opfermann liebt Eisenbahnen, alte Dampfloks vor allem - und er schreibt darüber Bücher. Jetzt ist das zweite, reich bebilderte erschienen, in dem er von seinen Ausflugsfahrten in historischen Museumsbahnen berichtet.

 Zum Sommerfest im Juni vergangenen Jahres veranstaltete die Regiobahn Sonderzugfahrten auf dem Streckenabschnitt zwischen Düsseldorf und Mettmann. Im Bild zeigt die Dampflok bei Gerresheim.

Zum Sommerfest im Juni vergangenen Jahres veranstaltete die Regiobahn Sonderzugfahrten auf dem Streckenabschnitt zwischen Düsseldorf und Mettmann. Im Bild zeigt die Dampflok bei Gerresheim.

Foto: Norbert Opfermann

Es fing mit einer Märklin-Eisenbahn an. Natürlich. Doch nicht nur im Kinderzimmer war der Schienenverkehr allgegenwärtig für Norbert Opfermann. Auch direkt vor seiner Haustür in Rath prägte die Bahn das Bild, als die alte Güterzugstrecke noch ohne Tieferlegung und (weitgehende) Untertunnelung auskommen musste, und die ständig sich senkende Schranke den Verkehr lahmlegte. "Ich habe dann immer den Zügen nachgeschaut", erinnert sich Opfermann, für den zu dieser Zeit neben Lokführer eigentlich nur Astronaut als Berufswunsch in Frage kam.

 Norbert Opfermann mit einer Original-Heizermütze der Harzer Schmalspurbahnen

Norbert Opfermann mit einer Original-Heizermütze der Harzer Schmalspurbahnen

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Es kam anders, Opfermann wurde Journalist, seine Liebe zu Eisenbahnen blieb jedoch bestehen. Das Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte ist vor allem vom Schnaufen, Zischen, Pfeifen historischer Dampfloks fasziniert, kann aber auch modernen Bahnen etwas abgewinnen, wenn sie denn auf geschichtsträchtigen Strecken verkehren und am besten noch über historisch bedeutsame Brücken fahren. Mit Gleichgesinnten der Eisenbahngesellschaft lässt der Düsseldorfer, der heute in Grafenberg wohnt, jedenfalls keine der vielfach angebotenen Sonderfahrten mit alten Museums- oder Bergbahnen in Deutschland, Frankreich, in den Niederlanden oder in der Schweiz aus.

Und genau davon handelt das bereits zweite Buch des Fachjournalisten: Nach "Spurensuche - Eisenbahnen gestern und heute" ist nun "Alte Dampfrösser und faszinierende Bahnstrecken" erschienen. Opfermann, der auch beruflich viel über den Öffentlichen Nahverkehr schreibt und sich auf diesem Wege ein profundes Fachwissen angeeignet hat, lädt den Leser ein zur Reise mit dem Vulkanexpress vom Mittelrhein in die Eifel. Er beschreibt die Fahrt über die Müngstener Brücke bei Solingen, "die damals zum Glück noch nicht eingehaust war", wie er sagt. Der Autor würzt seine Kapitel mit historischen Anekdoten. Er nimmt den Eisenbahn-Fan mit auf die Fahrt im Schienenbus im Hümmling, einer Grundmoränenlandschaft im Emsland, bei der die kleine Bahn auch die längst stillgelegte Transrapid-Teststrecke kreuzt. Und er erklärt anschaulich, warum die Sauschwänzlebahn im sparsamen Ländle so heißt, wie sie eben heißt.

Ein besonderes Kapitel widmet Opfermann der Hammer Eisenbahnbrücke zwischen Neuss und Düsseldorf, die 1870 eröffnet wurde und zunächst für den Transport von Soldaten und Material auf dem Weg nach Frankreich genutzt wurde. Beim Bau ereignete sich 1869 ein schwerer Unfall, als ein mit Eisenerz beladenes Schiff gegen ein Brückengerüst stieß und einer der vier Bögen einstürzte. Bei diesem Unglück starben 18 Menschen. Erst im Frühjahr 1870 waren die Trümmer beseitigt und die Arbeiten konnten fortgesetzt werden. Am 24. Juli konnte der erste Zug über die "König Wilhelm Rhein Eisenbahnbrücke" fahren. Ab 1985 entstand für die S-Bahn dann eine neue Brücke.

"Jede dieser Touren ist für mich und bestimmt auch andere Eisenbahn-Fans einmalig", erzählt Opfermann, dessen Herz ziemlich hochschlägt, wenn er zum Beispiel erstmals wieder in der restaurierten Mallet-Dampflokomotive nach der Wiederinbetriebnahme auf der Brohltalbahnstrecke sitzen darf. Wer diese ausgesprochene Affinität zu Nostalgie auf Schienen nicht unbedingt teilt, wird in Opfermanns Buch dennoch spätestens durch die Fotos in den Text hineingezogen. Denn wie zum Beispiel die kleine Lokomotive - die wahrscheinlich letzte betriebsfähige Dampflok mit Stehkessel - den majestätischen Berg Rigi in der Schweiz emporklimmt, hat schon etwas Surreales. Das wusste auch Mark Twain ("A trip to Mt. Rigi") zu schätzen. Und der weiß ja nun wirklich, wie ein Abenteuer auszusehen hat.

(RP)
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