Hamm 42,8 Kilometer auf dem Rhein nach Hamm

Hamm · Bei schwierigen Bedingungen haben 850 Sportler die Strecke von Leverkusen bis zum Ruderclubs Germania zurückgelegt.

 Der Ruderclub Nürtingen (Nummer 67) stellte das zweitschnellste Boot in der Gesamtwertung.

Der Ruderclub Nürtingen (Nummer 67) stellte das zweitschnellste Boot in der Gesamtwertung.

Foto: RC Germania/Detlev Seyb

Es war ein Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür jagen würde. Es nieselte, es war windig und kaum zehn Grad warm. Auf dem Rhein kamen dann auch noch die Wellen und literweise Spritzwasser dazu. Und dennoch war der 46. Rheinmarathon auf Europas verkehrsreichstem Strom von Leverkusen zum Clubhaus des Ruderclubs Germania und Hamm so gefragt wie nie zuvor. "Zum ersten Mal mussten wir Meldungen ablehnen, weil wir unsere Teilnehmer-Obergrenze erreicht hatten", sagt RC-Germania-Regattaleiter Ralph Beeckmann.

So fühlten sich also nach der 42,8 Kilometer langen Tortur auf dem Rhein mit den "Riemen in nasskalten Händen" mehr als 850 Ruderer in 170 Booten aus 95 Vereinen und sieben Nationen absolut erschöpft - und dennoch ein wenig als "Ruder-Halbgötter".

"So lange an einem Stück bin ich noch nie gerudert", verriet der zweimalige Olympiasieger Thomas Lange. "Aber es hat Spaß gemacht. Man kann sich die Kräfte ja einteilen." Lange hatte sich 1988 und 1992 bei den Olympischen Spielen in Seoul und Barcelona jeweils die Goldmedaille im Einer gesichert. Heute ist er Chirurg in Ratzeburg und zudem Vorsitzender des Ratzeburger Ruderclubs.

Die große Rheinmarathon-Ausnahme als echter "Ruder-Gott" war Lange aber nicht. Mit Titie Jordache saß eine Olympiasiegerin (1984 im Doppelvierer) aus Rumänien ebenfalls in einem Boot auf dem Rhein. Und mit Volker "Oppa" Grabow gesellte sich ein zweimaliger Weltmeister und Olympia-Bronzemedaillengewinner dazu. Und doch ist der Rheinmarathon keine Leistungsschau. "Wir veranstalten die größte Breitensportregatta im Bereich des Deutschen Ruderverbands", erklärt Beeckmann. Und so ganz nebenbei fördern die Germanen auch noch entspannte internationale Beziehungen zwischen Düsseldorf und Ruderern aus Frankreich, England, Irland, Schweden und Italien.

"Ich bin jetzt zum 26. Mal dabei", erzählt Michael Donnellan vom 1397 Kilometer entfernten Fermoy Rowing Club in Irland. Er gehört mit seinen Brüdern Paul, Connor und Steven zu den "Rheinmarathon-Stammkunden", obwohl die Erinnerungen an ihre Premiere nicht die besten sind. "1990 sind wir 600 Meter vor dem Ziel gekentert. Die DLRG wollte uns schon aus dem Wasser ziehen, aber wir haben gesagt, dass wir über die Ziellinie schwimmen müssen, sonst werden wir disqualifiziert. Wir sind damals noch Dritte geworden", sagt Michael Donnellan und grinst. "Seitdem begrüßen wir unseren damaligen Steuermann immer lächelnd mit ,Hallo U-Boot'." Seitdem sind die Iren vom Rheinmarathon nahezu besessen. Diesmal kam die irische "Reisegruppe" mit 33 Leuten an, brachte Gitarren, Akkordeon, sowie Bodhran (irische Rahmentrommel) mit und sorgte bei der Abschlussparty für ausgelassene Stimmung. "Der Rheinmarathon ohne Iren aus Fermoy ist wie Irland ohne Guinness", stellt Donnallan fest.

Mehr als 100 Helfer bot der RC Germania auf, um den Rheinmarathon über die Bühne zu bringen. Wie üblich konnten die Germanen wieder auf die Hilfe anderer Düsseldorfer Wassersportvereine zählen. Sie stellten Ruderboote und Steuerleute zur Verfügung, um alle Teilnehmer in den sicheren Germania-Hafen zu bringen, wofür Ralph Beeckmann herzlich dankte. Und nicht nur dafür: "Es ist alles gut gegangen, niemand ist abgesoffen, es gab keinen Einspruch. Und die Wasserschutzpolizei und die DLRG haben uns sogar gelobt."

(RP)
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