Hassels Ein Fest mit den neuen Nachbarn gefeiert

Hassels · Willkommene Abwechslung: Flüchtlinge feiern mit den Anwohnern an der Stargarder Straße.

Die Dosen purzeln im Minutentakt auf den Boden, der Krach, den das fallende Metall verursacht, hallt weit durch die Flure - immer dicht gefolgt von Kinderlachen. Eigentlich sollten die Spiele für die Kinder draußen aufgebaut werden, doch aufgrund der Sturmwarnung, haben die Helfer das Fest am Samstag kurzfristig nach innen verlegt. "Da das Haus früher ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung war, sind die Flure für Rollstuhlfahrer gedacht und sehr breit. Deswegen können wir sogar das Bobby-Car-Rennen im Haus anbieten", sagt Ute Clevers, Ehrenamtskoordinatorin der evangelischen Flüchtlingsberatung. Dosenwerfen, Eierlaufen, Mandalas ausmalen - kaum hatten sie eine Aktion beendet, stellten sich die Kinder schon wieder in die Schlange. Seit Ende April wohnen etwa 130 Flüchtlinge in dem ehemaligen Behindertenwohnheim an der Stargarder Straße, etwa ein Viertel davon sind Kinder. "Für viele Kinder ist es das erste Mal seit langer Zeit, dass sie so etwas wieder machen können", weiß Clevers. Sie kommen unter anderem aus den Balkanstaaten, Armenien oder afrikanischen Ländern und haben meist eine schwierige Flucht hinter sich.

Doch auch für die Erwachsenen war das Fest eine willkommene Abwechslung. Es gab Kuchen, frische Waffeln, vor allem aber jede Menge Gespräche. "Ich wohne schräg gegenüber und wollte die Gelegenheit nutzen, die neuen Nachbarn kennenzulernen", erklärt Urs Geisel. Vorbehalte gegen die Flüchtlingsunterkunft hatte er nie. "Wir haben jetzt wieder mehr Kinderlachen auf der Straße, man hört viele Sprachen. Das belebt das Viertel", sagt er.

So wie er nutzten einige Anwohner die Chance, mit den Flüchtlingen in Kontakt zu kommen. Anna-Maria Jess kann sich vorstellen, ehrenamtlich aktiv zu werden. Erfahrung hat sie damit schon: "Mein Mann und ich betreuen seit zwei Jahren eine Familie aus dem Iran. Sie sind inzwischen wie unsere Kinder. Eine Bereicherung für uns." Wahrscheinlich wird sie künftig weitere Menschen, zum Beispiel bei Behördengängen, unterstützen.

Bashkim Karaca aus dem Kosovo freut sich über das Interesse der Nachbarn. Er ist alleine nach Deutschland gekommen und lebt seit drei Monaten in Hassels. "Bisher haben wir Nachbarn zwar gegrüßt, wenn wir sie getroffen haben, aber noch nicht näher kennengelernt. Es ist schön, dass heute einige gekommen sind."

Ute Clevers war überrascht, wie viele Anrufe bei ihr eingegangen sind: "Es haben sich nach dem Zeitungsartikel in der Rheinischen Post ganz viele Leute gemeldet, gefragt, ob sie kommen können und angeboten, Kuchen mitzubringen." Von den Bewohnern gab es im Gegenzug Speisen aus ihren Heimatländern. Nur der geplante Besuch von "Hallo Fahrrad", dem Fahrrad-Reparatur-Bus von Armin Dörr, fiel wegen des Sturms aus.

(arm)
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