Hassels Eine ausgezeichnete Schiedsrichterin

Hassels · Marija Kurtes ist Schiedsrichterin des Jahres. Die 29-Jährige von der SG Benrath-Hassels stellt sich einer großen Herausforderung. Sie pfeift bei der U19-Europameisterschaft in Norwegen.

 Marija Kurtes ganz in ihrem Element: Hier pfeift sie das Spiel zwischen dem VfB Hilden und dem VfL Bochum in Hilden.

Marija Kurtes ganz in ihrem Element: Hier pfeift sie das Spiel zwischen dem VfB Hilden und dem VfL Bochum in Hilden.

Foto: Olaf Staschik

"Kein Strafstoß", urteilt Jannik Weber, Kapitän des Oberligisten VfB Hilden, über eine Szene aus der ersten Halbzeit eines Einlagespiels jüngst beim Hildener Obi-Cup nach dem Schlusspfiff. Enes Küc, der Gefoulte aus der gegnerischen U19 des VfL Bochum, sieht die Sache anders: "Klares Foul. Ich bin am Trikot gezogen worden." Zwei Kontrahenten, zwei Meinungen. "Ich habe den Trikot-Zupfer gut sehen können", kommentiert Marija Kurtes, die Unparteiische, ihren Elfmeterpfiff gelassen. Strittige Ansichten über Schiedsrichterentscheidungen sind ihr Alltag. Darauf ist sie vorbereitet. Damit kann sie bestens umgehen.

Zur "Schiedsrichterin des Jahres 2014" hat der DFB jetzt die 28-jährige wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Sportmanagement am Rhein-Ruhr-Campus in Remagen gewählt. Diese Auszeichnung will Marija Kurtes, deren Stammverein seit jeher die SG Benrath-Hassels ist, gar nicht so hoch hängen. "Anfangs habe ich es nicht glauben können", sagt sie. Selbst als während eines Sport-Ökonomie-Kongresses in Bayreuth ("total spannend") zahlreiche Glückwünsche ihr Handy überschwemmten, dämmerte es ihr nicht gleich. Erst ein Foto mit der entsprechenden Internetmeldung, vom Bruder zugemailt, hat sie schließlich überzeugt.

"Viele Menschen haben sich mit mir gefreut", darf Marija Kurtes stolz feststellen. Ohne ihre "Teams" aus Familie, Freundeskreis und Sportkameraden wäre - wie sie betont - eine so erfolgreiche Sport-Karriere allerdings gar nicht möglich. Inzwischen leitet Marija Kurtes regelmäßig Spiele der ersten und zweiten Frauen-Bundesliga und bei den Männern Regionalliga-Begegnungen. International war sie erstmals 2013 beim WM-Qualifikationsspiel zwischen Israel und Serbien im Einsatz. Zuletzt hat sie das Länderspiel zwischen Bosnien und Nordirland in Zenica gepfiffen.

Vom 15. bis 27. Juli steht die nächste Herausforderung bevor, wenn sie nach Oslo reist, um Spiele bei der Europameisterschaft der U19 zu leiten. "Diesmal ohne vertraute Kolleginnen an der Seitenlinie." Ein Stress-Programm erwartet sie: Aufstehen um sieben Uhr, Frühtraining, Schulung, Spiele, Nachbesprechungen. Dafür geht sogar ihr Urlaub drauf. "Das ist es mir aber wert", erklärt die Düsseldorferin.

Beim damaligen BV Hassels hat Marija Kurtes als Zehnjährige mit dem Fußballspielen begonnen. Dann nahm sie zufällig - wie sie selbst sagt "eine Schnapsidee" - an einem Schiedsrichterlehrgang teil. Mit 15 Jahren leitete sie erstmals ein C-Jugendspiel. "Das hat total Spaß gemacht." Schiri-Obmann Bernd Biermann entdeckte und förderte das Talent. 2004 kam der Sprung zur DFB-Schiedsrichterin. Bei den Frauen war Marija Kurtes von da an in der Zweiten und Ersten Bundesliga im Einsatz und pfiff auch Spiele in der vierten Herrenliga. Nach einem erfolgreichen Abschluss ihres Bachelor- (Sportmanagement) und Master-Studiums (Sportpsychologie) ist Marija Kurtes derzeit beruflich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Rhein-Ahr-Campus in Remagen auch als Dozentin tätig.

In ihrer Freizeit geht sie gern ins Kino oder mit Cockerspaniel Archy am Rhein spazieren. Ihr Schiedsrichteramt sieht sie als positive Herausforderung: "Es ist immer wieder spannend zu erleben, wie Spieler auf dem Platz reagieren." Ihre Devise: "Ich spreche viel mit den Spielern". Hinzu kommt eine eindeutige Körpersprache. Gelegentlich hilft es, ewige Nörgler konsequent zu ignorieren. "Ich bin nicht der Typ für Karten", sagt sie. Spiel-Aufzeichnungen vom DFB-TV nutzt Marija Kurtes zu einer kritischen Selbstanalyse. "Aus einem Mist-Spiel lernt man am meisten", räumt sie lachend ein.

Denn Abwechslung und Aufregung jeglicher Art hat das Schiedsrichter-Leben für Marija Kurtes parat. Besonders spannend sind die Schulungen des DFB und der Uefa. 2013 gab es in Rom einen gemeinsamen Lehrgang weiblicher und männlicher Schiedsrichter, wo namhafte Kollegen wie Howard Webb oder Felix Brych zu den Teilnehmern zählten. Selbst die Legende Pierre-Luigi Colina war anwesend. Zurzeit verfolgt Kurtes selbstverständlich die Fußball-WM. Der nächste Weltmeister steht für sie fest: "Deutschland".

(RP)
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