Heerdt Der Papst kommt nach Heerdt

Heerdt · In ihrem neuen Gotteshaus, der vormals katholischen Bunkerkirche in Heerdt, wollen Kopten aus ganz Nordrhein-Westfalen im Juli Papst Tawadros II. empfangen. Es wäre der erste Besuch des Kirchenoberhaupts in Düsseldorf.

Deutschland kennt er bereits, Düsseldorf noch nicht: Papst Tawadros II. "Wir haben ihn eingeladen und sind zuversichtlich, dass er die weite Reise antritt", sagt Boulos Shehata, Priester der koptischen Kirche. Tatsächlich hätte das Oberhaupt von mehr als 20 Millionen koptisch-orthodoxen Christen gleich mehrere Gründe, in die Landeshauptstadt zu kommen. Zum einen setzte die katholische Kirche - vermittelt von Dechant Michael Dederichs - mit der Übergabe des Sakralgebäudes ein Zeichen gelebter Ökumene, zum anderen wächst die Gemeinde rasant.

"In den 1960er Jahren kamen vor allem Studenten oder Männer, die für bestimmte Unternehmen arbeiteten; jetzt sind es Glaubensbrüder, die in Ägypten, Syrien, dem Irak oder anderen Ländern des Nahen Ostens verfolgt oder diskriminiert werden", sagt Liliane Basta, Shehatas Ehefrau. Besonders unter den Muslimbrüdern sei die Lage für die ägyptischen Christen extrem ernst geworden. "Islamisten und Salafisten haben den Kopten das Leben zur Hölle gemacht", sagt Basta und berichtet aus Gesprächen mit Flüchtlingen. "Koptische Feldarbeiter wurden erschossen, weil man ihr Land wollte, Mädchen entführt und nach einer Zwangskonversion gegen ihren Willen verheiratet." Vor 2010 lebten, so schätzt Basta, rund 400 Kopten-Familien in Nordrhein-Westfalen, inzwischen seien es mehr als 1000. In Düsseldorf selbst sind es rund 30 Familien. Dass der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki im Dezember in die Bunkerkirche kam, um die Übertragung der Kirche zu feiern, freut die Christen, für die der Evangelist Markus der erste Papst war.

Bedenken, die in der prächtigen Liturgie der Ostkirche verwurzelten Kopten könnten mit dem nüchternen Bau fremdeln, haben Shehata und seine Frau nicht. Zum Heiligabend-Gottesdienst am 6. Januar sei die Bunkerkirche überfüllt gewesen. "Mehr als 700 koptische Christen aus dem Rheinland und dem Ruhrgebiet sind zu uns nach Heerdt gekommen." Der neue Standort - bislang haben die Düsseldorfer Kopten ihre Kirche in Gerresheim - biete zudem Chancen, Menschen neu kennenzulernen. Und was zeichnet die Kopten aus? "Der größte Teil von uns ist sehr fromm. Für uns stehen nicht die Arbeit oder der Urlaub an erster Stelle, sondern tatsächlich Jesus, die Heiligen und die Engel. Wir beten viel und wenn ein Ehepaar einen tiefergehenden Konflikt hat, geht es nicht zu einem Anwalt, sondern zum Priester", sagt Basta.

Dederichs rechnet damit, dass die beim Notar liegenden Verträge zur Übertragung der Kirche "zeitnah" unterschrieben werden. Anfang Juli könne es dann einen Festakt geben. "Bis dahin bauen wir unsere neue Kirche um, errichten eine Ikonostase, eine Bilderwand vor dem Altarraum. Und dann kann unser Papst kommen", sagt Liliane Basta.

(jj)
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