Himmelgeist/Wersten Bus-Linie 731: zwischen "segensreich" und "überflüssig"

Himmelgeist/Wersten · Seit Ende April bindet die Linie 731 das Himmelgeister Neubaugebiet an den ÖPNV und fährt dann über Alt-Himmelgeist und die Uni bis in den Südpark.

Wir haben weitere Reaktionen zur Kritik an der neuen Buslinie 731 gesammelt. "Ich wohne auf der Geeststraße in Holthausen. Im Neubau-Gebiet kann man in zehn Minuten von jedem Punkt aus die Linie 835 erreichen. Auch ich benötige zehn Minuten zur Straßenbahn", schreibt uns Günter Isenberg: "Vor Jahren stand auch schon einmal die Frage an, über die Geeststraße eine Bus-Linie zu führen. War auch nicht durchführbar. Mit der Linie 835 erreicht man in Holthausen die Linien 701 und die U-Bahn und in Reisholz die Linie 730. So kommt man in kurzer Zeit in alle Stadtteile."

Magret Teusch (77) ist mit ihrem Mann aus dem Sauerland nach Himmelgeist in die Nähe des Aldi-Marktes gezogen: "Wir sind so froh, dass wir jetzt endlich angebunden sind. Die neue Linie, die am Scheitenweg hält, ist für uns eine segensreiche Einrichtung." Sie macht sich wegen des Protests nun Sorgen, dass die Linie wieder gestrichen wird.

Auch eine RP-Leserin vom Werstener Feld ist glücklich über die bessere Anbindung: "Was für ein Luxus für uns, bevor die Linie 731 ihren Betrieb aufgenommen hat, fuhr hier werktags alle 20 Minuten ein Bus, am Wochenende sogar nur jede halbe Stunde."

Brigitte Balacescu hat diese Mail an die Redaktion geschrieben: "Zur Verkehrssituation in Himmelgeist möchte ich anmerken, dass tagsüber zwölf Busse stündlich die recht schmale alte Landstraße passieren. Da wird es oft eng, zumal bei zusätzlichen Baustellen. Als Anlieger im nördlichen Bereich der Himmelgeister Landstraße meide ich seit vielen Jahren die Durchfahrt mit dem Auto nach Möglichkeit und weiche auf die Münchener Straße aus.

Als Fahrradfahrerin fühle ich mich aber inzwischen nicht mehr besonders sicher, weiche häufig auf den Bürgersteig aus. Besonders am Wochenende sind sehr viele Fahrradfahrer unterwegs.

In unserer Familie wird der Bus 835 täglich, manchmal mehrfach genutzt, er ist auch immer gut besetzt. Nach meiner Beobachtung ist das aber mit der Linie 731 nicht so. Zumindest an der Haltestelle Himmelgeister Landstraße fährt er häufig leer oder fast leer vorbei.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zur Unterschriftenaktion, die ich auch unterstützt habe, obwohl mich der Lärm aufgrund der Lage unseres Hauses nicht persönlich betrifft. Ich kann die Initiatoren aber verstehen, bei denen das anders ist. Wichtig ist mir, dass überhaupt überprüft wird, wie viel Sinn die Einrichtung der Linie mit dieser Streckenführung macht und dass man die Vor- und Nachteile abwägt.

Auf unserer Interneseite RP Online gab es zudem noch einen weiteren, interessanten Kommentar eines Lesers: "Erst konnte die Linie nicht schnell genug eingerichtet werden, jetzt soll sie schon wieder weg? Irgendwer hat immer was zu meckern. Dass eine neue Linie nicht vom ersten Tag an überfüllt ist, ist ganz normal, da kann man gut ein bis zwei Jahre rechnen, bis sie sich etabliert hat und angenommen wird. Die Linie hat aber ihre Berechtigung. Eine Verdichtung des Angebots des 735er Eller - Wersten - Universität war längst notwendig, eine Anbindung des Neubaugebiets Himmelgeist ebenso. Liebe Leute, freut euch doch, dass jetzt öfters ein Bus fährt, der euch Himmelgeister ans Leben anbindet. Nicht der Bus ist das Problem an den so genannten Engpässen, sondern die äußerst geschickt bis zu 30 Zentimeter vom Bordstein entfernt geparkten Fahrzeuge. Eng ist's für den 835er genauso wie für den 731er."

Dass es für beide Buslinien eng ist in Himmelgeist, diesen Satz kann Heinz-Josef Scheuren von der Himmelgeister Landstraße nur unterschreiben. Er ärgert sich aber nicht nur über den neuen Bus, sondern auch über die bereits bestehende Linie. Und dabei vor allem über die "rücksichtslosen Rheinbahnfahrer, die meinen, eine eingebaute Vorfahrt zu haben und sich dann noch nicht mal bedanken, wenn man als Autofahrer ausweicht."

Viele Fahrer, so ist seine Beobachtung, führen einfach in ein Hindernis rein und setzten darauf, dass der andere schon ausweichen werde. "Ich bin früher oft auf den Bürgersteig gefahren, doch das mache ich nicht mehr", sagte Scheuren. Er kündigte an, für beide Busse ein eigenes Lärmschutzgutachten in Auftrag zu geben. Aus seiner Sicht müsse kein Bus mitten durch eine Ortschaft fahren: "In Hamm geht das auch so. Die Linie ist überflüssig."

Erika Lucas ist Anwohnerin der Himmelgeister Landstraße und hat die Unterschriftenliste gegen den 731er nicht unterschrieben - obwohl die Haltestelle bei ihr vor der Haustür ist: "Das stört mich nicht", sagt sie. Im Gegenteil: "Mit dem Bus komme ich jetzt prima zu Aldi und in den Südpark, das geht mit dem 835er nicht." Für sie und auch andere in ihrem Haus sei es wichtig, dass der Bus erhalten bleibe.

Mit ein wenig Humor sieht RP-Leser und "Fast-Anrainer" Ernst Bergande das "muntere Für und Wider in Sachen Buslinie 731". "Der Trend zum Zweitbuch war früher. Heute geht der eben mehr zum Zweitbus. Der Ärger aber bleibt der gleiche. Früher lag dann neben dem ersten Buch das zweite rum und sorgte für Unordnung und häuslichen Unfrieden. Bei mir daheim schafften das Anfang des (Shakespeare-)Jahres 2014 drei Bücher, allerdings nur kleine Reclam-Ausgaben: 1. Was ihr wollt, 2. Wie es euch gefällt und 3. Viel Lärm um nichts. Er, so Bergande, spare schon für 2015: Als Erstbuch ist vorgesehen: Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe - Die Mordsgeschichte über den Streit zwischen Familien.

(rö)
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