Himmelgeist Hindernisfahrt durch Himmelgeist

Himmelgeist · Sabine Weiß will nicht klaglos hinnehmen, dass weiter zwölf Busse pro Stunde durch die enge Ortschaft kurven. Sie sorgt sich wegen des hohen Verkehrsaufkommens um die Gesundheit ihrer Kindheit.

Sabine Weiß zeigt eine von vielen Stellen, an denen der Bus nur dann gut durchkommt, wenn es keinen Begegnungsverkehr gibt.

Sabine Weiß zeigt eine von vielen Stellen, an denen der Bus nur dann gut durchkommt, wenn es keinen Begegnungsverkehr gibt.

Foto: Olaf Staschik

Wenn Sabine Weiß mit ihren beiden Kindern vom Kindergarten aus nach Hause geht, dann meidet sie inzwischen die Himmelgeister Landstraße. Stattdessen nimmt sie einen Umweg entlang des Rheins in Kauf: "Das ist sicherer", sagt sie und zählt gleich mehrere Gefahrenpunkte auf: Teilweise ist der Bürgersteig auf der Himmelgeister Landstraße so eng, dass die Familie sich hintereinander halten muss, an einer Stelle müssten die Kinder sogar auf der Fahrbahn gehen. Und seit ein zweiter Rheinbahn-Bus über die Himmelgeister Landstraße fahre, komme es immer wieder zu gefährlichen Situationen, erzählt sie.

Aus ihrer Sicht ist die Straße nämlich nicht dafür ausgebaut, dass in der Stunde inzwischen zwölf Busse dort entlang fahren. Ab dem Nachmittag sei die Straße zugeparkt, der Bus komme dann kaum noch durch, berichtete die zweifache Mutter. Außerdem werde die Himmelgeister Landstraße von Berufspendlern immer mehr als Schleichweg genutzt, um dem Stau auf der Münchener Straße zu umfahren. "Manchmal haben wir das Gefühl, dass wir hier an einer Hauptverkehrsstraße mitten in der Stadt leben", sagt Sabine Weiß. Der Lärm der Fahrzeuge, der viele Anwohner nervt, ist für sie nicht das Hauptthema, warum sie sich jetzt an die Rheinische Post wandte: "Ich habe Angst um meine Kinder. Hier gibt es ja auch nirgendwo einen Zebrastreifen, damit die Kinder sicher die Straße überqueren können." Auch sei ihrer Kenntnis nach vor Ort auch niemals das Tempo der Fahrzeuge gemessen worden: "Meiner Meinung nach halten sich viele - auch oft die Busfahrer - nicht an Tempo 30."

Im Mai hatten 164 Anwohner von der Himmelgeister Landstraße, der Straße Am Bärenkamp und der Ickerswarder Straße mit ihrer Unterschrift die Stadt und die Rheinbahn bereits zum Handeln aufgefordert (wir berichteten). Ihnen ist die Buslinie 731 ein Dorn im Auge, die von Wersten kommend das Neubaugebiet am Scheitenweg anschließt und dann über die Himmelgeister Landstraße Richtung Südpark fährt. Diese ist seit Ende April in Betrieb. Bei den Anwohnern heißt die Linie nur der Geisterbus, weil er meist ohne Fahrgäste unterwegs sei.

"Auch in der Linie 835 sitzen manchmal nur ein, zwei Fahrgäste", berichtet Doris Beck-Rosenkranz, die im Namen der Anwohner an die Rheinbahn, die Stadtverwaltung und die Politik geschrieben hat. Deswegen reiche es auch aus, eine Linie durch Himmelgeist zu führen. Inzwischen haben sowohl die Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement, Andrea Blome, wie auch die Rheinbahn geantwortet. Aus Sicht der Betroffenen aber nur "Wischiwaschi". Blome verweist in ihrem Schreiben vom 26. Juni darauf, dass die Straßenzüge für das Verkehrsaufkommen und den Busverkehr ausreichend dimensioniert seien. Allerdings hat die Himmelgeister Landstraße keinen Mittelstreifen. Laut Blome sei zudem bei der Neuplanung des Ickerswarder Straße der Begegnungsverkehr von Bussen zugrunde gelegt. Die Amtsleiterin teilt außerdem mit, dass die Rheinbahn Vorwürfe als unbegründet zurückweise, dass die Fahrer unnötig lange Halts mit laufendem Motor einlegten sowie riskante Ausweichmanöver machten - Anwohner hatten berichtet, dass die Busse teils über die Gehwege führen. Bei der Auslastung bittet Blome um ein wenig Geduld: Erfahrungen der Rheinbahn zeigten, dass sich die Kundennachfrage in den ersten beiden Betriebsjahren kontinuierlich steigere. Sie appelliert an die Unterzeichner, sich von den Vorzügen der neuen ÖPNV-Verbindung überzeugen zu lassen. Bei der Rheinbahn heißt es: "Ein Stück weit müssen sich Verkehrsituationen auch immer erst einmal einspielen."

Die Anwohner hoffen indes darauf, dass sie mit ihrem Protest Überzeugungsarbeit leisten können. Auch wenn ihr Hilfeersuchen an den CDU-Politiker Andreas Hartnigk bislang ohne Antwort blieb, sicherte der neue Bezirksvorsteher Karl-Heinz Graf gestern zu, sich des Themas anzunehmen. Er wolle kommende Woche, wenn sich die Fraktionssprecher der Bezirksvertretung 9 treffen, die Angelegenheit anschneiden, sagte er der RP.

(RP)
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