Himmelgeist Spötter, Lautmaler und Sänger

Himmelgeist · Umweltpädagoge Jörg Allenstein lädt regelmäßig zur Exkursion in den Rheinbogen, um dort den Vögeln auf die Spur kommen.

Mehr als zwanzig Augenpaare starren gebannt in den Himmel, eine Mehlschwalbe im Blick, die hoch über dem Rhein mit dem Wind spielt. Um Gesänge und Lebensweisen der artenreichen Vogelwelt, die entlang des Nachtigallenpfades ihr Nest aufgeschlagen hat, geht es bei einer Exkursion des Gartenamtes mit dem Umweltpädagogen Jörg Allenstein.

Treffpunkt Nikolauskirche Himmelgeist: Zünftig gerüstet mit derben Schuhen und Rucksack wartet am späten Nachmittag eine hochmotivierte Gruppe auf den Vogelkenner. "Was er alles über Vögel weiß, ist faszinierend. Es ist so spannend, dass ich zum zweiten Mal dabei bin", sagt Susanne Anderson aus Langenfeld leise. Leise, weil Allenstein mit einem kleinen Verstärker immer wieder Vogelstimmen vorführt und die Teilnehmer versuchen, die Originale zu erlauschen. "Hinter uns hören Sie gerade einen Zaunkönig, er ist der drittkleinste Vogel, aber so laut, als ob er ein Megaphon besitzen würde", scherzt Allenstein. Humorvoll, spannend und "vogel-kundig" führt er die Teilnehmer entlang des Himmelgeister Rheinbogens durch mannshohes Schilf in ein Gebiet, das unter strengem Naturschutz steht.

Dass Stieglitz und Zilpzalp beim Trällern ihre Namen rufen, lässt sich tatsächlich am Ort gut hören. Zu den vielen Aha-Erlebnissen gehört, dass die Heckenbraunelle spatzenähnlich gefiedert ist, Grasmücken ohne Punkt und Komma schwatzen wie zwei Marktweiber, dass Vögel mit Dialekt singen und dass die klugen Kolkraben Empathie zeigen. "Vom Gelbspötter hören wir demnächst Handy-Klingeltöne, weil er gerne imitiert ", erklärte Allenstein.

"Ich werde morgens um 4 Uhr durch lautes Gezwitscher geweckt und hoffe, dass ich mir etwas merken kann", bekennt Christel Kollenbroich. Dass sie jetzt weiß, wer sie zu nachtschlafender Zeit wachsingt, daran hegt sie trotzdem Zweifel. Weiter geht's mit Stieglitz, Teich- und Sumpfrohrsänger im Ohr. Und die Nachtigall, meisterhafte Sängerin und Namensgeberin des schmalen Trampelpfades? Jörg Allenstein weiß, wo sie zu finden ist. Die Gruppe verharrt minutenlang stillschweigend, die Sängerin indes hatte nur einen kurzen Auftritt. Offenbar spart sie sich ihre wohlklingenden Töne namenstreu für eine andere Tageszeit - ohne Publikum.

"Es ist wirklich imposant, dass so viele Leute so leise sein können", raunt Marga Hoffmann aus Unterrath. Allenstein tröstet mit seiner ersten eigenen Nachtigallen-Suche. Einen enttäuschten Eindruck machen die Vogel-Erkunder allerdings nicht, dazu präsentiert er die zahlreichen anderen Sänger zu aufschlussreich und kurzweilig.

Das Gartenamt bietet das ganze Jahr Führungen durch Parks und Naturschutzgebiete. Anmeldung Telefon 8994800 oder www.duesseldorf.de/stadtgruen/aktuell/fuehrungen1/

(bgw)
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