Holthausen Das Modell-Jobcenter in Holthausen

Holthausen · Der Standort Süd ist innerhalb der Reisholzer Werftstraße umgezogen. Bis Sommer läuft der Digital-Modellversuch.

 Stadtdirektor Burkhard Hintzsche (v.l.) hat seinen als QR-Code gespeicherten Online-Termin in eine Wartenummer umgewandelt. Daneben: Jobcenter-Chef Ingo Zielonkowsky und Roland Schüßler , Chef der Arbeitsagentur.

Stadtdirektor Burkhard Hintzsche (v.l.) hat seinen als QR-Code gespeicherten Online-Termin in eine Wartenummer umgewandelt. Daneben: Jobcenter-Chef Ingo Zielonkowsky und Roland Schüßler , Chef der Arbeitsagentur.

Foto: Anne Orthen

Die Landeshauptstadt ist ein wenig klamm; aber es ist bei weitem nicht so schlimm, als dass ein Stadtdirektor sein Gehalt vom Jobcenter aufstocken lassen müsste, um über die Runden zu kommen. Den Online-Termin beim Jobcenter Düsseldorf-Süd an der Reisholzer Werftstraße hatte Burkhard Hintzsche im Vorgriff auf das gestrige Pressegespräch vereinbart, um die neue Technik am Fallbeispiel demonstrieren zu können.

Denn die ist beispielhaft. "Wir sind das erste Jobcenter deutschlandweit, in dem Online-Termine gemacht werden können", sagt Jobcenter-Chef Ingo Zielonkowsky. Start des Projektes war mit dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten zum 16. Dezember. In den ersten drei Monaten 2017 sind die Zahlen der Online-Termine kontinuierlich gestiegen: Januar 354, Februar 387 und März 641. Wer sich über das Internet tags zuvor einen Termin reserviert hat, und zur angegebenen Zeit ins Jobcenter kommt, steht innerhalb weniger Minuten vor einem Mitarbeiter. Mit der analogen Methode, die immer noch möglich ist, zieht der Kunde eine Nummer und wartet, bis diese aufgerufen wird. Das kann schon mal dauern.

Und so funktioniert die neue Technik: Burkhard Hintzsche hält das Smartphone, auf dem der QR-Code mit dem Termin gespeichert ist, unter das Lesegerät, das seine Wartenummer ausdruckt. Nur wenige Minuten später erscheint sie auf einem Monitor: Die Jobcenter-Mitarbeiterin hinter Schalter 16 beantwortet die -in diesem Fall nicht vorhandenen - Fragen des Stadtdirektors zu seinem ebenfalls nicht vorhandenen Leistungsbescheid. Und selbst wenn man nicht Hintzsche heißt, geht es für die Kunden, die sich online einen Termin reserviert haben, zügig.

Das funktioniert auch deshalb so gut, weil mit dem Umzug des Jobcenters 100 Meter Luftlinie vom alten Standort entfernt in die so genannte Hafenpforte auch der Bereich umstrukturiert wurde, in dem Kunden auf Jobcenter-Mitarbeiter treffen. An Schaltern werden die Klienten ihre Anliegen los. Nur zeitaufwändigere Beratungen finden in Büros mit Sitzgelegenheiten statt.

Der Vorteil des neuen Systems kommt allen Klienten zugute, auch denen, die das neue Werkzeug nicht nutzen können oder wollen. Der Wartebereich ist an diesem Vormittag zwar gut gefüllt, aber längst sind nicht alle 60 Sitzplätze besetzt. "Das Online-Instrument entzerrt", erläutert Zielonkowsky und führt aus, dass es seit der Einführung der neuen Technik noch keinen Tag gegeben habe, an dem der Wartebereich überlaufen gewesen sei. Wer regelmäßig ein Jobcenter aufsuchen muss, weiß, dass genau das anderswo die Realität ist.

Die Online-Terminvergabe für Neukunden sowie für Anliegen, wie Fragen zum Leistungsbescheid oder dem Melden einer neuen Anschrift ist nur der erste Schritt: Nach Ostern soll eine Online-Terminvergabe beim persönlichen Arbeitsvermittler möglich sein. Zudem sollen bald Nutzer auf der Internetseite des Jobcenters sehen können, wie lange die aktuelle Echtwartezeit ohne Terminvergabe ist - und sich dann entscheiden, wann anders hinzugehen.

Durch den Umzug in das Gebäude, in dem früher die Firma Ecolab war, hat sich das gesamte Ambiente verbessert - sowohl für die Kunden als auch die Mitarbeiter. Die Wand-Graffiti verweisen darauf, worum es im Jobcenter geht. Die Vermittlung in Arbeit, wie es Roland Schüßler, Leiter der Düsseldorfer Arbeitsagentur, ausdrückt. Die Arbeitsagentur und die Stadt sind gemeinsam Träger des Jobcenters. Dort werden Menschen betreut, die Leistungen nach Hartz IV beziehen.

Der Modellversuch im Jobcenter Süd läuft bis Sommer. Wenn die Bewertung positiv ausfällt, sollen bis Jahresende die Anlaufstellen im Norden und in der Stadtmitte mit einem Onlineportal nachgerüstet werden.

(RP)
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