Holthausen Die Leiden Hiobs malerisch interpretiert

Holthausen · Der ehemalige Lüpertz-Schüler Eckart Roese stellt in der Kunsthalle Werft 77 im Reisholzer Hafen aus.

 Der Künstler Eckart Roese vor den Bildtafeln - immerhin zwölf Meter lang - die an die körperlichen Qualen Hiobs denken lassen

Der Künstler Eckart Roese vor den Bildtafeln - immerhin zwölf Meter lang - die an die körperlichen Qualen Hiobs denken lassen

Foto: Olaf Staschik

Nach "Menschenbilder" vor zwei Jahren zeigt der Düsseldorfer Maler Eckart Roese erneut Arbeiten in der Kunsthalle Werft 77 an der Reisholzer Werftstraße. Es sind wieder Bilder von Menschen, doch Roese, 1959 in Hannover geboren und an der Düsseldorfer Kunstakademie Schüler von Markus Lüpertz, hat sie diesmal in einen anderen thematischen Kontext gestellt. "Christentum zwischen Mythos und Verzerrung" lautet der Titel der Ausstellung, die die alttestamentarische Figur Hiob ins Zentrum stellt, und die noch bis zum 28. August zu sehen ist.

Hiob, der sowohl in der Bibel wie im Koran als auch in dem jüdischen Tanach erwähnt wird, dient quasi als Testfall für Gottvertrauen in schlechten Zeiten. Die Frage, wie es sein kann, dass ein gerechter Gott es duldet, dass guten Menschen Böses widerfährt, ist von ungebrochenenr Aktualität. Wer im Mythos jedoch bereits eine Art Verklärung sieht, wird die Verzerrung kaum als Gegensatz begreifen. "Allerdings verstehe ich den Mythos eher als Weg zur wahren Erkenntnis, die somit im Gegensatz zur Verzerrung steht", erklärt Roese, "darüber hinaus sind es die täglichen Hiobsbotschaften aus den Nachrichten. Die haben mich dazu gebracht, mich intensiv mit dem Thema zu befassen, wie stark ein Glaube an das Gute im Umfeld schlechter Ereignisse sein kann." Und dies hat Roese nicht nur gedanklich intensiv, sondern auch, was die Bildformate anbetrifft, extensiv getan.

Zwölf Meter misst eine Arbeit, bestehend aus mehreren Bildtafeln, die an die körperlichen Qualen Hiobs denken lassen. Die einzelnen, liegend dargestellten Körper vereinen Muskulösität und kraftstrotzende Energie einerseits, als auch Geschundenheit und Gequältsein andererseits. Die blutig-fleischlichen Rottöne und der kraftvolle Mal-Duktus erinnern an Francis Bacon. Der "Sämann" ist auch eine Hommage an Vincent van Gogh. Sie steht jedoch inhaltlich mit seiner Tätigkeit und der guten Ernte, die er sich als Resultat seines guten Tuns erhofft, auch klar im Hiob-Zusammenhang. Noch intensiver verdeutlicht Roese Hiobs Schicksal mit seinem zweiten Bilderensemble, das sich sogar über 22 Meter Wandlänge erstreckt. Jedes Kopfbild besteht aus einem oberen und einen unteren Teil, wobei nicht alle Teile richtig zusammenpassen. Manche sind bewusst aus unterschiedlichen Teilen zusammengefügt, was Verzerrung nach einfacher kubistischer Manier dann noch intensiver ausdrückt. "Für einzelne Köpfe habe ich mich von Fotos grausam verstümmelter Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg inspirieren lassen", sagt Eckart Roese.

Weitere Bilder der Ausstellung thematisieren Leidens- und Nicht-Leidensszenen aus der Bibel wie beispielsweise Jakobs Kampf mit dem Engel, die Übergabe des Kelches von Erzengel Gabriel an Jesus oder auch Daniel in der Löwengrube. Die malerische Intensität der Bilder lässt Mythen in einem neuen Licht erscheinen.

Die Ausstellung "Christentum zwischen Mythos und Verzerrung" ist freitags, samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr zu sehen. Am Sonntag, 28. August, startet ab 15 Uhr die Finissage.

(RP)
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