Holthausen Judo-Workshop soll Spaß am Sport wecken

Holthausen · Sechs Wochen lang trainieren die Kinder mit Trainer Sven Siebert, ohne SFD-Mitglied sein zu müssen. Der sanfte Einstieg in eine neue Sportart ist so unkompliziert möglich.

 Maurice Basteleien (l.) kontrolliert mit Argusaugen, ob die Hände beim Abrollen richtig aufgesetzt werden.

Maurice Basteleien (l.) kontrolliert mit Argusaugen, ob die Hände beim Abrollen richtig aufgesetzt werden.

Foto: Olaf Staschik

Da muss Sven Siebert mal etwas strenger in die Runde blicken. Es ist eben gar nicht so einfach, 18 Kinder im Alter zwischen sechs und acht Jahren im Griff zu haben. Doch der Judo-Trainer hat die Mischung zwischen Laufenlassen und Disziplin einfordern perfekt raus. Auch weil er immer wieder für Knalleffekte sorgt. So greift sich der eher drahtige 27-Jährige seinen gut 100-Kilogramm schweren Trainerkumpel Timotheus "Tim" Kluth und pfeffert ihn mit einem gekonnten Hüftwurf auf die Matte. Das Geräusch der sanften, aber lautstarken Bodenberührung unterstützt Kluth noch, indem er wuchtig mit der flachen Hand auf die Tatami genannte Judo-Bodenmatte haut. Ein vielstimmiges "Boah" entringt sich den Kehlen der Kids.

Sie sind nachhaltig beeindruckt, wollen aber sofort wissen, wie das mit dem Wurf funktioniert. Völlig still, dafür neugierig und konzentriert, beobachten die Judo-Eleven den Griff und die Bewegungen, die Siebert im Zeitlupentempo demonstriert. Sekunden später haben sich Zweiergrüppchen gebildet. Die Kinder sind immer noch fokussiert und ahmen das zuvor Gesehene nach, unterziehen T-Shirts und Trikots so einem Materialtest. Hat ein Kind den Partner "umgelegt", zeichnet sich bei beiden ein breites Grinsen auf dem Gesicht ab. "Mit unserem Judo-Workshop wollen wir bei den Kindern in erster Linie den Spaß am Sport überhaupt wecken. In zweiter Linie wollen wir für Judo begeistern", erläutert Siebert. "Und erst danach wollen wir neue Mitglieder für die Judo-Abteilung des SFD gewinnen." Der nächste Judo-Weltmeister soll dort aber nicht herangezogen werden. Breitensport und Wettkampfsport im unteren Leistungsbereich wird im Sportpark Niederheid angeboten. "Wenn aber jemand in den Leistungsbereich einsteigen möchte, geben wir denjenigen problemlos an leistungssportorientierte Vereine ab", erklärt Siebert.

Der Judo-Workshop für die Kids ist ein neues Werkzeug im SFD-Portfolio. Für sechs Wochen dürfen die Kinder ohne SFD-Mitglied zu sein, am Unterricht von Siebert teilnehmen. Zuvor hatten die Kids noch keine Berührung mit dem "sanften Weg", wie Judo übersetzt heißt. "Anfänger in eine bestehende Gruppe zu integrieren, ist immer schwieriger, als wenn alle Kinder zusammen auf einem Level beginnen", so Siebert. Dann langweilt sich niemand, weil er unterfordert ist und niemand ist überfordert. Ein sanfter Einstieg in unbekannte Bewegungsformen ist so garantiert. "Kleinere Unterschiede sind altersbedingt. Achtjährige können sich schon etwas besser konzentrieren; Jüngere sind eben noch etwas hibbeliger", verrät Siebert. Aber auch dafür hat der Trainer das richtige Rezept. Ab und an dürfen eben alle wild durcheinanderwirbeln oder bei der "Schildkröte" (nachlaufen auf allen vieren) wird judo-spezifisches Training geschickt mit dem Bewegungsdrang der Kinder kombiniert. Das macht nicht nur den Kids, sondern auch allen zuschauenden Eltern Spaß, wie man an den lächelnden Gesichtern der Erwachsenen erkennt.

In vielen Sportvereinen sind drei Schnupperstunden möglich, bevor man sich für eine Mitgliedschaft entscheiden muss, um weiter dabei sein zu dürfen. Beim SFD ist man da einen Schritt weiter. "Ich kann mir gut vorstellen, dass wir dieses sechswöchige Workshop-Konzept auch bei unseren anderen Abteilungen einsetzen werden", erklärt SFD-Mitarbeiterin Sabine Gross.

(tino)
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