Hubbelrath/Himmelgeist/Flehe Düsseldorf und seine Erden

Hubbelrath/Himmelgeist/Flehe · Der Rhein schenkte der einen Hälfte Düsseldorfs, also der in Flussnähe, einen sehr fruchtbaren Lehmboden. Je weiter es Richtung Bergisches Land geht, desto "leichter" werden die Böden, also weniger gut. Ein Landwirt erklärt die Erden.

Die weitaus meiste Zeit seines Lebens verbringt der Düsseldorfer auf dem Boden. Dabei steht er selbstverständlich auf Erde. Klingt trivial, aber was unter seinen Füßen tatsächlich ist, wird dem Städter angesichts meist zugeplasterter und geteerter Flächen und Balkonen statt Gärten nur selten klar. Denn unter allem ist Erde. Und die ist aus landwirtschaftlicher Sicht gar nicht mal schlecht, je nachdem, wo man sich in Düsseldorf befindet. "In Sachen Boden ist Düsseldorf zweigeteilt", sagt Wolfgang Wappenschmidt, Landwirt und Vorsitzender der Kreisbauernschaft. Er erklärt vom Trecker aus, wie sich das mit der Erde verhält, eine Pause kann er dafür nicht einlegen, die Erntezeit für die Tulpen am Niederrhein macht ihn im April rastlos. Für die zwei Bodenarten in der Landeshauptstadt ist, wie für so vieles, Vater Rhein verantwortlich. "Denn überall in Rheinnähe haben wir Böden mit der Bodenwertzahl 60 bis 80."

Zur Orientierung: Die Bodenwertzahl ist in Deutschland eine Skala zur Bestimmung der Qualität einer landwirtschaftlichen Fläche. Sie reicht von null bis 100. Als 100 wurde 1934 ein besonders ertragreicher Acker in der Magdeburger Börde mit Lössboden festgelegt, daran orientiert sich die Skala. Purer Sand hätte einen Bodenwert von null bis zehn. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlegte man den Messpunkt für einen Musteracker mit 100 Punkten wegen der deutschen Teilung in die im Westen liegende Hildesheimer Börde. Und später fand man im Ort Mölme sogar einen Boden mit dem rechnerischen Bodenwert von 102,8 Punkten.

Über viele Jahrtausende mäanderte also der Rhein in seinem Tal und spülte dabei lauter feine nährstoffreiche Partikel in den Auen an. Laut Wappenschmidt ist Düsseldorfs Boden am Rhein ein lehmiger Boden, also mit feinerer Körnung. "Dieser ermöglicht, dass die Erde länger feucht bleibt. Und da es Pflanzen nur über Wasser möglich ist, die Nährstoffe aufzunehmen, ist dieser Boden recht gut." Außerdem gibt es in Düsseldorf meistens genug Niederschläge. Entsprechend wuchsen in Volmerswerth, Flehe oder Hamm eben Salat und Gemüse. "Wegen der Nähe zur Großstadt und der notwendigen Frische der Lebensmittel war das ideal", sagt Wappenschmidt. Heute gedeihen in diesen Rheindörfern vor allem Zierblumen.

Anders sieht es auf der östlichen Seite Düsseldorfs aus. Die Felder rund um Hubbelrath und Knittkuhl sind viel sandiger und haben auch mehr Steine. Kurz gesagt, die Qualität ist schlechter, Blumen und Gemüse? Fehlanzeige. "Die Bodenwerte liegen zwischen 40 und 60 Punkten", sagt Wappenschmidt. Weniger farbenfroh ist es deshalb zurzeit aber keineswegs. Im April blüht der Raps strahlend gelb auf den Äckern im Westen. Und auch im Herbst sind viele Flächen leuchtend gelb. "Dann bauen viele Bauern dort Ackersenf als Zwischenfrucht an", sagt der Landwirt. Das verbessert den Boden und sorgt für einen Schutz vor Erosion durch Wasser.

Gepflügt wird heute von den Bauern übrigens immer seltener. Viele Landwirte glauben, durch das tiefe Umgraben mit den Scharen würden die Bodenstruktur und feine Kapillare, quasi Wasserleitungen im Boden, zerstört.

Diese Sorge braucht man im Aaper Wald übrigens nicht zu haben. Der Boden erinnert an humusreiche Blumenerde und ist durchsetzt mit sich zersetzenden Pflanzenresten und immer leicht feucht. Seit Jahrzehnten unzerstört ist der Waldboden ein perfekter Wasserspeicher für Düsseldorf.

(tb.)
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