Benrath Jährlich wiederkehrende Posse um Öffnungszeit der Bierbörse

Benrath · Seit 2004 empfiehlt die Stadt, dass um 22 Uhr Schluss ist. Die BV verlängert auf 23 Uhr. Ein so frühes Ende wäre der "Tod der Bierbörse", sagt der Veranstalter.

Werner Nolden ist sozusagen der Erfinder der Bierbörse. Vor 27 Jahren fand die erste im Leverkusener Stadtteil Opladen statt. Bereits fünf Jahre später expandierte Nolden mit seiner Veranstaltung in den Düsseldorfer Süden. Der Termin 2013 für die 22. Benrather Bierbörse steht: von Freitag, 19. Juli, bis einschließlich Sonntag 21. Juli. In ihrer heutigen Sitzung, 16 Uhr, Benrather Rathaus, soll die Bezirksvertretung 9 neben der Bierbörse auch die weiteren terminierten Jahrmärkte genehmigen, wie den Maimarkt, den Kindertrödel- und den Trödelmarkt vor der Orangerie sowie das Weihnachtsdörfchen,

So weit so gut. Oder besser: "The same procedure as eyery year". Denn in der Empfehlung des Ordnungsamtes steht, dass die Bierbörse am Freitag und Samstag bereits um 22 Uhr schließen solle. Als Grund zitiert das Amt wortgewaltig das Landesimmissionsschutzgesetzt: Gemäß Paragraf 9 Absatz 1 seien ab 22 Uhr Betätigungen verboten, welche die Nachtruhe zu stören geeignet sind. Ausnahmen sehe das Gesetz nur dann vor, wenn es sich um Veranstaltungen mit historischen und kulturellen Bezügen handelt. Und beides trifft laut Stadt nicht auf die Bierbörse zu — 22 Jahre hin oder her.

Doch wie in all den vergangenen Jahren — bereits seit 2004 lautete die Empfehlung der Verwaltung, dass um 22 Uhr Sperrstunde ist — wird die BV 9 auch heute wieder beschließen, dass die Veranstaltung erst um 23 Uhr die Schotten dicht macht, wie Bezirksvorsteher Heinz-Leo Schuth im Gespräch mit unserer Zeitung berichtete. Warum die Verwaltung jedoch gebetsmühlenartig in den vergangenen Jahren in der Beschlussvorlage 22 Uhr vorschlägt, diese Frage kann der Bezirksvorsteher nicht beantworten.

Es sei inzwischen Brauch, dass entweder die SPD oder die CDU den Antrag auf Verlängerung der Öffnungszeiten stelle, erläutert Schuth das ungewöhnliche Prozedere. Zu Werner Nolden ist diese merkwürdige Vorgehensweise bislang noch gar nicht durchgedrungen, um so größer war zunächst seine Sorge, als er von der RP auf die Empfehlung auf ein früheres Ende angesprochen wurde: "Damit macht man die Benrather Bierbörse kaputt", war seine erste Reaktion: 20 Prozent des Umsatzes werde in der Zeit ab 22 Uhr gemacht. "Wir haben in den vergangenen Jahren viel für Sicherheit und Ordnung getan, beispielsweise Pinkelwächter an der Kirche und der Heubesstraße und den Zaun entlang der Friedhofstraße abgestellt."

16 Bierbörsen gibt es inzwischen deutschlandweit. Bis auf die in Frechen — dort wird der Bierhahn um 23 Uhr zugedreht — kann überall bis Mitternacht der Liebe zum Gerstensaft gefrönt werden. "Wir wollten zunächst auch in Benrath bis 24 Uhr öffnen. Nach einigem Hin und Her haben wir uns mit den zuständigen Stellen auf 23 Uhr geeinigt", sagt Werner Nolden. Jetzt setzt er darauf, dass die Stadtteilpolitiker in der heutigen Sitzung die beiden letzten Sätze aus dem berühmten Sketch "Dinner for one" zitieren werden: "The same procedure as last year?" "The same procedure as every year." Was bleibt da noch zu wünschen ? Na dann Prost.

(RP/ila)
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