Kaiserswerth 175 Jahre Buchhandel in Kaiserswerth

Kaiserswerth · Die theologischen Schriften von Theodor Fliedner waren der Grundstock für die Kaiserswerther Buchhandlung. Heute ist diese ein modernes Unternehmen, der Bestand an Büchern richtet sich nach dem Geschmack der Kunden.

 Geschäftsführerin Harriet Eichhorn hat die Buchhandlung komplett modernisiert. Sie ist überzeugt davon, dass die Menschen auch weiterhin Bücher in gedruckter Form lesen wollen.

Geschäftsführerin Harriet Eichhorn hat die Buchhandlung komplett modernisiert. Sie ist überzeugt davon, dass die Menschen auch weiterhin Bücher in gedruckter Form lesen wollen.

Foto: Bernd Schaller

Nur wenige Buchhandlungen in Deutschland können auf eine so lange Geschichte zurückblicken wie die Kaiserswerther Buchhandlung. Diese besteht seit 175 Jahren und hat ihre Entstehung Theodor Fliedner zu verdanken. Der evangelische Theologe, der 1822 nach Kaiserswerth kam, eröffnete dort mit seiner ersten Frau Friederike 1836 das Mutterhaus - die erste Diakonissenanstalt der Welt. Bereits vier Jahre später, im Jahr 1840, vertrieb Fliedner unter anderem geistliche Lieder und kleine erbauliche Erzählungen, aber auch "Ärztliche Winke über die leibliche Erziehung der Kinder". "Der Barmherzige Samariter", ein Stahlstich im Folioformat, entwickelte sich zu einem überdurchschnittlichen Verkaufserfolg und bewog Fliedner dazu, einen eigenen Verlag zu gründen. Dieser bildete zusammen mit der Buchhandlung eine wichtige wirtschaftliche Stütze für die kontinuierlich wachsende Diakonissenanstalt.

Mit seinen Werken erzielte Fliedner erstaunlich hohe Auflagen. Die Ausgabe des "Christlichen Volkskalenders" von 1856 wurde 65 000 mal verkauft. Noch erfolgreicher waren die Schriften von Fliedners Schwiegersohn und Nachfolger im Vorsteheramt, Julius Disselhoff, der über 100 Bände publizierte. Ein Büchlein zu Luthers 400. Geburtstag erreichte bis zu Disselhoffs Tod eine Auflage von 800 000 Exemplaren.

Ursprünglich befand sich die ausschließlich von Diakonissen betriebene Buchhandling in der Fliednerstraße. Als Anfang 1900 die Kaiserswerther Diakonie auf den Fronberg umzog, wurde auch die Buchhandlung dorthin verlegt. "Anfang der 1960er Jahre wurde das erste eigene Gebäude für die Buchhandlung errichtet. Gleichzeitig wurde auch mit einer Neuausrichtung begonnen", sagt Harriet Eichhorn, Geschäftsführerin der Kaiserswerther Buchhandlung. Weltliche Literatur wurde nach und nach verstärkt in das Sortiment aufgenommen. Als vor 15 Jahren Eichhorn das Unternehmen übernahm, erfolgte eine Modernisierung der Räume und der weitere Umbau des Geschäfts in eine moderne Buchhandlung. "Wir haben auch theologische Bücher im Bestand, aber in der Hauptsache richten wir uns nach dem Bedarf der Kaiserswerther", sagt Eichhorn.

In den hellen Räumen können diese aus bis zu 10 000 Büchern, Hörbüchern, DVDs und CDs wählen. Zudem gibt es eine große Abteilung für Schreibwaren und eine riesige Auswahl an Postkarten. Was nicht vor Ort vorhanden ist, kann bestellt werden. "Zudem betreiben wir einen Internetshop und verkaufen Eigenproduktionen wie einen Bildband über Kaiserswerth", sagt Eichhorn. Mehrmals im Jahr organisiert die Buchhandlung kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen oder Podiumsdiskussionen. Dafür dürfen dann auch andere Räume der Diakonie benutzt werden. "Im Herbst planen wir etwa eine kulinarische Lesung im Mutterhaus mit einem passenden Menü."

Für die Zukunft wünscht sich Eichhorn, dass die Buchhandlung erfolgreich bleibt. "Ich bin der Meinung, Bücher werden weiterhin gebraucht. Viele Menschen wollen das haptische Erlebnis. Deshalb hoffe ich, dass trotz allen Wandels wir noch lange bestehen bleiben."

(RP)
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