Düsseldorf 500 Kaiserswerther bei Protest gegen Rechts

Kaiserswerth · Friedensgebete, Kirchenlieder, weiße Rosen: Der Bürgerprotest gegen die Deutschtümeleien der Bewegung Pro NRW war eindrucksvoll. Auch die Kundgebung der Rechtspopulisten war aufschlussreich.

 Eindrucksvoller Bürgerprotest gegen ProNRW: Die Kaiserswerther Kirchengemeinden sangen und verteilten Rosen.

Eindrucksvoller Bürgerprotest gegen ProNRW: Die Kaiserswerther Kirchengemeinden sangen und verteilten Rosen.

Foto: Andreas Endermann

Als sich die Kaiserswerther auf dem Klemensplatz trafen, um gemeinsam zu singen und mit weißen Rosen Passanten an den Jahrestag des Kriegsendes zu erinnern, da war zur Kundgebung der rechtspopulistischen Gruppierung ProNRW gerade mal ein Funktionär mit drei aggressiven jungen Männern im Gefolge erschienen. Umrahmt von Polizisten, die den Kaiserswerther Markt in beeindruckender Stärke absicherten, pöbelten die drei in Richtung der Gegendemonstranten. Rund 250 Menschen hatten sich an den Absperrungen eingefunden, um ihrer Abscheu gegen die Gruppierung Ausdruck zu verleihen, die ausgerechnet am Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Faschismus in eine ausländerfeindliche "Frühjahrsoffensive" startete.

Ein älterer Herr genoss sein Brötchen in der Nachmittagssonne auf der Marktplatz-Bank, kam mit den Sitznachbarn ins Gespräch und sprang plötzlich entgeistert auf. "Ich setz mich doch nicht neben ProNRW", versicherte er im Weggehen einem Polizeibeamten. Er habe schließlich den von den Nazis angezettelten Krieg als Kind noch selber miterlebt.

Auf dem Klemensplatz waren unterdessen 500 weiße Rosen zum Gedenken an die Opfer dieses Krieges und des Naziterrors schnell verteilt. Ebensoviele Menschen sangen gemeinsam Friedens- und Kirchenlieder, zogen zum Markt, wo sie von den anderen Demonstranten des Bündnisses "Düsseldorf stellt sich quer" mit Applaus empfangen wurden. Für einige jener, die dem gemeinsamen Aufruf der katholischen und evangelischen Kirchengemeinde, der Schützen, Flüchtlingshilfe und der beiden Gymnasien gefolgt waren, war es die erste Demo. Sie hatten selbstgemalte Plakate dabei, "Pro Flüchtlinge" und "Gegen Rassismus", und auf dem Spruchband, dass sie den rechten Aktivisten entgegenhielten, stand "Kaiserswerth mit seinen Flüchtlingen = Frieden". Die ProNRW-Anhänger, die da schon seit mehr als einer Stunde auf ihren Vorsitzenden warteten, geiferten bloß "Gutmenschen" in ihre Richtung.

Sie hätten Pfarrer Hermann-Josef Schmitz hören sollen, der auf dem Klemensplatz wiederholte, was er schon im Friedensgebet gesagt hatte: Dass die Parolen von ProNRW "weder mit dem Abendland noch mit dem Christentum zu tun haben". Dass deren Auftritte "abartig" und "die ganze Heulerei" um angeblich verfallende Immobilienpreise in der Nähe von Flüchtlingsunterkünften "ekelhaft" sei.

Demonstranten von Pro NRW und "Remscheid tolerant" geraten aneinander
5 Bilder

Demonstranten von Pro NRW und "Remscheid tolerant" geraten aneinander

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Erst nach fast zwei Stunden traf der Kölner ProNRW-Chef ein, mit ihm ein Mönchengladbacher Ratsherr und einige auswärtige Anhänger der islamfeindlichen "Dügida". 24 sammelten sich am Ende unter den Lautsprechern, um zu klatschen, als ein Bonner Funktionär den Gegendemonstranten vorhielt, sie seien keine Düsseldorfer. Dann verließen sie unter Polizeischutz die Stadt.

(RP)
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