Kfd in Kaiserswerth Bibeltanz und politisches Engagement

Kaiserswerth · Kfd-Mitglied Elisabeth Schmitz-Janßen spricht über Zweifel an der katholischen Kirche und warum sie dennoch schon lange aktiv ist.

 Elisabeth Schmitz-Janßen vor der Basilika in Kaiserswerth. Dort hat sie dank der Kfd eine Art Heimat gefunden. Sie wohnt in Kalkum.

Elisabeth Schmitz-Janßen vor der Basilika in Kaiserswerth. Dort hat sie dank der Kfd eine Art Heimat gefunden. Sie wohnt in Kalkum.

Foto: Andreas Bretz

Wären die Dinge anders gelaufen, hätte Elisabeth Schmitz-Janßen der katholischen Kirche schon längst den Rücken gekehrt. Dass es nicht dazu kam, führt sie auf ihre Jugend als Pfadfinderin zurück. Gottesdienst auf dem Fußboden zwischen Stockbetten in der Jugendherberge, Gebete im Freien, draußen auf der Wiese, und diese besondere Gemeinschaft: "Dass ich so früh erlebt habe, dass Kirche auch ganz anders sein kann, hat meinen Glauben gestärkt", sagt sie.

Viele Jahre später sollte sie diese Art der Gemeinschaft wiederfinden: Damals gründete sich in Kaiserswerth eine Gruppe der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (Kfd). Dass dort mit einer Pastoralreferentin ein eher spiritueller Zugang zu Glaubensfragen praktiziert wurde, sprach Schmitz-Janßen an. "Wir haben gemeinsam die Bibel durchforstet und uns aus unserem Kinderglauben gelöst", erinnert sich die 67-Jährige. Als Kind in der katholischen Kirche stelle man nichts in Frage. "Aber die Fragen kommen mit der Zeit, das ist normal. Zum Zusammenleben mit dem Partner, zur Erziehung, zur Rolle der Frau in der Kirche." Antworten habe sie in der Predigt selten gefunden, jedoch in der Frauengruppe. "Ich habe zum Beispiel, als wir uns mit Messtexten auseinandergesetzt haben, die ich schon Tausend Mal automatisiert runtergebetet hatte, verstanden, dass die Messfeier ein großer Schatz ist", sagt Schmitz-Janßen. "Wir haben versucht, die Inhalte mit eigenen Worten auszudrücken, um einen Bezug dazu zu bekommen. Dann wurden uns die Texte wichtig."

Der Gottesdienst fand dabei meist nicht auf harten Holzbänken in der Kirche statt, sondern im Stuhlkreis und an der frischen Luft. "Beten kann ja jeder überall", sagt Schmitz-Janßen. Auch Meditieren, Singen oder Tanzen gehörten für die Frauen dazu. Damals war die Gruppe mit den exotischen Gottesdienstformen in der Basilika Kaiserswerth nicht gern gesehen. Und noch heute vermisst Schmitz-Janßen frischen Wind in der katholischen Kirche: "Es wird nach wie vor sehr viel Wert auf alte Traditionen gelegt, statt zu akzeptieren, dass junge Menschen andere Wege brauchen", sagt sie. Auch für sie sei es schwierig auszuhalten gewesen, fest in Traditionen eingebunden zu sein.

In der Kfd hat Elisabeth Schmitz-Janßen so etwas wie Heimat gefunden, mittlerweile ist sie seit gut 20 Jahren aktiv. "Mit den Frauen hier fühle ich mich sehr wohl, wir freuen uns auf und über einander." Das Bibeltanzen ist bis heute aus den Gründungszeiten der Gruppe übriggeblieben. In Kaiserswerth hat die Kfd rund 85 Mitglieder, die meisten sind 50 oder älter. Die Frauengemeinschaft setzt sich auch für politische Themen ein, zum Beispiel gleiche Bezahlung von Frauen. Die Rolle der Frau in der Kirche findet Schmitz-Janßen veraltet. Ein Beispiel: "Ich könnte die Krise kriegen, wenn die Kirche voller Frauen sitzt, und der Lektor spricht uns mit 'Brüder' an." Dabei engagierten sich gerade Frauen stark in der Kirche.

Neue Mitglieder für die Kfd zu werben, sei schwer, sagt die Lehrerin im Ruhestand. "Ich glaube aber, dass viele Menschen auf der Suche nach Sinn sind." Es könne Halt im Leben geben, nicht nur auf Menschen, sondern auch auf Gott vertrauen zu können. Deshalb ist auch sie katholisch geblieben. "Ich glaube ganz fest daran, dass Gott mir den Auftrag gegeben hat, sein Wort weiterzugeben. Und das kann ich nur im Austausch mit anderen Menschen", sagt sie.

(tak)
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