Kaiserswerth Eine Mumie in Kaiserswerth - sie ruht dort seit 150 Jahren

Kaiserswerth · Eine konservierte ägyptische Leiche können Besucher auf dem Diakoniegelände bestaunen.

 Nicht nur eine Mumie, sondern auch weitere ägyptische Gegenstände zeigt Annett Büttner von der Fliedner-Kulturstiftung den Besuchern.

Nicht nur eine Mumie, sondern auch weitere ägyptische Gegenstände zeigt Annett Büttner von der Fliedner-Kulturstiftung den Besuchern.

Foto: B. Schaller

Wer das Pflegemuseum in Kaiserswerth besucht, kann dort auch ein ganz besonderes Ausstellungsstück bewundern, das man dort eigentlich nicht erwartet. Am Ende des Rundgangs können sich die Besucher von den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Einrichtung den ägyptischen Raum aufschließen lassen und dort ruht in einer Glasvitrine eine echte ägyptische Mumie.

Und diese befindet sich bereits seit über 150 Jahren in Kaiserswerth. Der evangelische Theologe Theodor Fliedner (1800-1864) brachte sie 1852 von seiner zweiten Orientreise mit. Denn der Vorsteher der Kaiserswerther Diakonissenanstalt richtete seit den 1850er Jahren nicht nur Diakonissenstationen im Inland, sondern auch im Nahen Osten ein. "Sie sollten zunächst der Versorgung des europäischen Missionspersonals dienen, weiteten ihre Arbeit aber bald auf die einheimische Bevölkerung aus. 1852 entstand so als erstes das Krankenhaus in Jerusalem, gefolgt von der Mädchenschule Talitha kumi", sagt Annett Büttner von der Fliedner-Kulturstiftung.

Um die Lehrerinnen und Diakonissen in der Heimat mit der Kultur, Religion und Natur anderer Länder vertraut zu machen, richtete Fliedner in Kaiserswerth ein Museum ein. Aus Ägypten brachte er dafür nicht nur ausgestopfte Tiere und kleine Götterstatuen mit, sondern auch die reich verzierte Mumie. Er hatte sie im Januar 1857 in Kairo gekauft und anschließend mit dem Schiff und der Bahn nach Kaiserswerth transportieren lassen. Dort bildete sie das Kernstück der ägyptischen Sammlung. "Zur Erklärung soll ausdrücklich erwähnt werden, dass der Handel mit Mumien in der damaligen Zeit florierte und völlig üblich war", sagt Büttner.

In den 1930er Jahren ging die Leitung des Museums an die Diakonisse Anna Sticker über. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte diese herausfinden, ob sich in der Mumienhülle tatsächlich eine Person befand. Daher entfernte sie vorsichtig Teile der unteren Ummantelung. Dabei kamen skelettierte Füße zum Vorschein. Im Jahr 1971 erfolgte dann eine gründliche und fachgerechte Untersuchung der Mumie durch eine Ägyptologin. Dazu gehörte auch eine Röntgenaufnahme, die im Universitätskrankenhaus Düsseldorf durchgeführt wurde. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um einen 1,65 Meter großen Mann handelte, der rund 300 Jahre vor Christus verstorben ist. Wer der Mann war, ist bis heute nicht bekannt. Die Hieroglyphenzeile über den Beinen, die vermutlich seinen Namen enthält, ist im Laufe der Zeit entstellt worden. Es muss sich aber um eine Person mit einem hohen Status gehandelt haben, denn nur Menschen aus der Oberschicht konnten es sich damals leisten, ihren Körper so für die Ewigkeit herrichten und bestatten zu lassen.

In der Kaiserswerther Mumie wurden bei den umfangreichen Untersuchungen Metallstäbe beispielsweise zwischen Rumpf und Schädel entdeckt. "Dies entspricht nicht der altägyptischen Praxis. Daher wird angenommen, dass die einheimischen Finder der Mumie zunächst die mit eingewickelten Grabbeigaben entnahmen und die nun beschädigten Reste mittels Stäben stabilisierten, bevor die Mumie neu gewickelt wurde", sagt Büttner.

Heute hat die Mumie mit Teilen der ägyptischen Sammlung ihren Platz im Pflegemuseum Kaiserswerth gefunden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort