Kaiserswerth Mehr als alte Kamellen

Kaiserswerth · Ehemalige Schülerinnen des Theodor-Fliedner-Gymnasiums treffen sich 50 Jahre nach dem Abi wieder.

 Klassentreffen 50 Jahren nach Abi am Theodor Flieder Gymnasium: die Frauen hatten ihren Spaß.

Klassentreffen 50 Jahren nach Abi am Theodor Flieder Gymnasium: die Frauen hatten ihren Spaß.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

50 Jahre nach ihrem Abitur haben sich jetzt ehemalige Schülerinnen des Theodor-Fliedner-Gymnasiums wiedergesehen. Sie teilten viele gute, aber auch die eine oder andere schlechte Erinnerung. Denn emanzipierte junge Frauen galten damals noch als rebellisch. "Ich erinnere mich noch, als der Bus mit den Soldaten in der Nähe der Schule hielt und wir ihnen gewunken hatten. Da bekamen wir riesigen Ärger", erzählt Karla Grebig. Vor fünf Jahrzehnten waren die gesellschaftlichen Vorstellungen von Moral noch andere. So lag ein gemeinsamer Unterricht mit Jungen in dieser Zeit fernab jeglicher gesellschaftlicher Normen. Zum Schulalltag gehörten auch Strafen wie das Stehen vor der Klassentür. "Unsere Elterngeneration war noch geprägt von der Autorität des Dritten Reiches", erzählte Cornelia Fricke. Trotzdem haben sie sich auch viele schöne Erinnerungen an ihre Schulzeit bewahrt.

Die Damen legten ihr Abitur im November 1966 ab, womit ihr Abschluss in die Zeit der Kurzschuljahre fiel. Durch die beiden verkürzten Jahre wurde der Schuljahresbeginn von Ostern auf Spätsommer verschoben. Aber auch abseits dieses Umstandes fiel ihr Schulabschluss in eine turbulente Zeit. Während es in ihrer Elterngeneration noch vollkommen normal war, dass die Frau zu Hause bei Herd und Kindern blieb, begannen die jungen Frauen dieses traditionelle Rollenbild zu hinterfragen. Die meisten von ihnen nahmen anschließend ein Studium auf, auch wenn es in manchem Elternhaus Widerstände gab.

"Ich wollte möglichst weit weg von Zuhause studieren, um nicht jedes Wochenende in die Heimat fahren zu müssen", berichtete Karla Grebig, die ein Lehramtsstudium in Freiburg begann. So verstreute es die ehemaligen Klassenkameradinnen in die unterschiedlichsten Teile der Republik, bis sie sich 2006 zum ersten Mal seit langer Zeit in großer Runde wiedertrafen und seitdem auch eng in Kontakt stehen. "Hier werden nicht nur alte Kamellen aufgewärmt, uns verbindet mehr als die Vergangenheit", erzählte Christine Fritzsche.

Neben dem Anlass war es aber auch der Ort, der dieses Treffen besonders machte. Zwar haben die meisten noch Verbindungen in das Rheinland, dennoch sind sie nur noch selten in der Landeshauptstadt oder gar in Kaiserswerth. Die Stadt habe sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr stark verändert, da waren sich die Damen einig. Trotzdem ist ihnen die alte Umgebung nicht fremd. "Als ich heute Morgen wie zu Schulzeiten nach Kaiserswerth mit der Straßenbahn gefahren bin, war mir plötzlich vieles wieder sehr vertraut", erzählte Christine Fritzsche.

(RP)
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