Kaiserswerth Zeit ist ihre Medizin

Kaiserswerth · Die Grünen Damen arbeiten ehrenamtlich im Kaiserswerther Krankenhaus. Sie sorgen für Abwechslung auf der Station.

 Ann-Christin Klein-Lennartsson hilft einmal pro Woche als Grüne Dame. Heute erklärt sie Lisette ein Kartenspiel: "Es ist ein gutes Gefühl, wenn sich die Leute im Krankenhaus für einen interessieren", erzählt die 13-Jährige.

Ann-Christin Klein-Lennartsson hilft einmal pro Woche als Grüne Dame. Heute erklärt sie Lisette ein Kartenspiel: "Es ist ein gutes Gefühl, wenn sich die Leute im Krankenhaus für einen interessieren", erzählt die 13-Jährige.

Foto: Paul Nachtwey

Das Spielzimmer ist die kleine Oase in der Kinderchirurgie des Florence-Nigthingale-Krankenhauses in Kaiserswerth. Hier stehen Legotürme und Bilderbücher im Vordergrund, nicht der beängstigende Krankenhausbesuch. Ann-Christin Klein-Lennartsson hat sich gerade zu zwei Kindern an den Tisch gesetzt und spielt mit ihnen ein Gesellschaftsspiel. Sie gehört zu den sogenannten Grünen Damen, die im Krankenhaus ehrenamtliche Arbeit leisten. "Wir schenken den Patienten unsere Zeit", erklärt Klein-Lennartsson. Schon immer habe sie ihre freien Stunden gerne mit Kindern verbracht.

Klein-Lennartsson lernte die Grünen Damen kennen, als sie selber als Patientin von den Ehrenamtlern in ihrem Krankenzimmer besucht wurde. Mittlerweile gehört sie seit 18 Jahren selber zu den Helferinnen. Einmal pro Woche trägt sie seitdem den grünen Kittel und spielt und spricht mit den Kindern in der Kinderklinik.

Die Jungen und Mädchen im Spielzimmer freuen sich sichtlich über den Besuch der Grünen Dame. Sie lachen über ihre Witze und spielen mit großer Freude mit ihr. "Viele Jungen und Mädchen basteln sehr gerne mit mir", erzählt Klein-Lennartsson. Dafür bringe sie immer eine Kiste mit vielen bunten Perlen mit. "Die Kinder dürfen sich ein Armband machen, das sie mit nach Hause nehmen können."

Jede Grüne Dame verbringt ihre Zeit anders mit den Patienten. Einige ihrer Kolleginnen bringen Musikinstrumente mit, um Lieder auf den Stationen zu singen. Viele der Ehrenamtlerinnen nehmen sich einfach die Zeit, mit den Patienten zu reden. "Manchmal müssen wir auch kleine Besorgungen machen", sagt Klein-Lennartsson. Nach der Arbeit treffen sich die Grünen Damen in der Cafeteria. "Wir verstehen uns untereinander sehr gut."

"Als Grüne Dame zeigt man, dass man sich um andere Menschen kümmert und solidarisch mit ihnen ist", erklärt Hanne Kildal, die seit einigen Monaten im Krankenhaus hilft. "Solidarität ist wichtig, das ist der Klebstoff der Gesellschaft", findet sie. Für das Krankenhaus der evangelischen Diakonie ist die ehrenamtliche Arbeit eine große Hilfe. "Die Grünen Damen sind eine wertvolle Bereicherung bei der Versorgung unserer Patienten", betont Sonja Menze, stellvertretende Pflegedirektorin am Florence-Nigthingale-Krankenhaus. "Wir schätzen die Arbeit jeder einzelnen und möchten sie nicht missen."

Das liegt vielleicht auch daran, dass die Arbeit der Grünen Damen nicht zu ersetzen ist. "Wenn wir kommen, wissen die Patienten, dass wir kein Blut abnehmen wollen", erklärt Klein-Lennartsson. Die Grünen Damen hätten mit der medizinischen Betreuung wenig zu tun.

Nach dem Aufenthalt im Spielzimmer besucht Klein-Lennartsson die 13-jährige Lisette in ihrem Zimmer. Die Ehrenamtlerin hat ein Spiel mitgebracht, das sie dem Mädchen und der Mutter am Bett beibringt. "Durch den Besuch habe ich mich sofort besser gefühlt. Es ist ein gutes Gefühl, wenn sich die Leute im Krankenhaus für einen interessieren", erzählt Lisette. Klein-Lennartsson freut sich über solche Rückmeldungen sehr: "Ich finde es einfach schön, wenn die Kinder mit mir lachen und sich über meinen Besuch freuen."

Seitdem Klein-Lennartsson mit der Arbeit angefangen hat, ist die Zahl der Helferinnen im Krankenhaus um mehr als die Hälfte gesunken. Sie und ihre Freundinnen sind ständig auf der Suche nach neuen Menschen für die Grünen Damen: "Auch Männer sind bei uns herzlich willkommen", betonen sie.

(RP)
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