Lichtenbroich Bürgerproteste ohne Erfolg

Lichtenbroich · In Lichtenbroich sollen nun doch 1000 Flüchtlinge ein neues Zuhause finden. Die Bürger befürchten eine Überforderung des Stadtteils, der keine stark ausgeprägte Infrastruktur besitzt.

 Christiane Kirschey, Andreas Beier und Gerd Weber (v.l.) an der Stelle, an der in ihrer direkten Nachbarschaft eine Unterkunft stehen soll

Christiane Kirschey, Andreas Beier und Gerd Weber (v.l.) an der Stelle, an der in ihrer direkten Nachbarschaft eine Unterkunft stehen soll

Foto: DAVID YOUNG.

Die Verwaltung hält an ihren Plänen fest und will am Ende der Wohnstraße In der Nießdonk eine zweigeschossige Wohnanlage für rund 500 Flüchtlinge errichten. Nicht nur die Lichtenbroicher hatten gegen die Größe der Anlage protestiert, auch die Lokalpolitiker hatten sich für eine Reduzierung der Flüchtlingszahlen stark gemacht. Die CDU in der Bezirksvertretung 6 hat gemeinsam mit der FDP einen entsprechenden Antrag gestellt. Zudem soll nach den Vorstellungen der Politiker die Anlage nur eingeschossig errichtet werden, um sich besser in das Umfeld, das aus anderthalb-geschossigen Wohnhäusern besteht, einzufügen.

Diese Wünsche werden aber nicht berücksichtigt, es bleibt bei den Planungen, auf dem 12.000 Quadratmeter großen Areal zweigeschossige Gebäude zu errichten, die an die Gärten der dortigen Einfamilienhäuser grenzen werden. Die Anwohner befürchten dadurch den Verlust ihrer Privatsphäre. "Uns ärgert es, dass es auf unseren Antrag bislang keinerlei Reaktion gab, wir vor vollendete Tatsachen gestellt werden", sagt die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Birgit Schentek (CDU). Als "schwierig" bezeichnet sie auch, dass rund 1000 Flüchtlinge nach Lichtenbroich kommen sollen, obwohl der Stadtteil selbst nur 5500 Einwohner zählt. Denn auch noch am Franz-Rennefeld-Weg ist eine neue Unterkunft geplant und am Kieshecker Weg wurden schon Flüchtlinge untergebracht. "Werden die Unterkünfte an der St.-Franziskus-Straße in Mörsenbroich und der Borbecker Straße in Unterrath tatsächlich wie angekündigt aufgelöst, haben wir zwar nicht mehr Flüchtlinge als vor einem Jahr im Stadtbezirk 6. Aber es kann nicht sein, dass ein Stadtteil alleine die Hauptlast trägt", sagt Schentek. Die Lichtenbroicher befürchten, dass der Stadtteil das nicht bewältigen kann, da dieser keine stark ausgeprägte Infrastruktur besitzt. In einer Bürgerinformationsveranstaltung haben sie beispielsweise auf fehlende Kita- und Schulplätze hingewiesen. Angedacht ist deshalb ein sogenanntes Lernhaus einzurichten, in dem Kinder auf den Schulbesuch vorbereitet werden können.

Die Flüchtlingsbeauftragte der Stadt, Miriam Koch, will in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung 6 am Mittwoch, 20. April, die Pläne für die zwei neuen Unterkünfte in Lichtenbroich vorstellen. "Es ist ja gut, dass für Transparenz gesorgt wird, aber das macht wenig Sinn, wenn immer schon vorher Tatsachen geschaffen wurden", sagt Schentek. Miriam Koch wird zudem am Dienstag, 19. April, im Zentrum plus am Matthiaskirchweg 14 von 15.15 Uhr bis 17.30 Uhr eine Sprechstunde für Bürger abhalten. Diese können dann Anregungen und Befürchtungen vortragen und sich beispielsweise über die Zeitpläne und die Art der Belegung informieren. Wie das Büro der Flüchtlingsbeauftragten aber erklärt, können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine verlässlichen Aussagen zu den neuen Bewohnern getroffen werden, da noch gar nicht feststeht, wer zu diesem Zeitpunkt eine Unterkunft benötigt. "Wir hoffen hier auf eine gute Durchmischung", sagt Schentek.

(brab)
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