Düsseldorf Jubiläum: Ohne Blumen fehlt hier was

Lierenfeld · Das "Blumenhaus Matthes" feiert sein 60-jähriges Bestehen. Und zeigt, wie man Nachkriegszeit, Flower-Power und Krisen übersteht.

 Sabine Voss (r.) mit ihrem Mann Nils und der Auszubildenden Isabell Fellner aus dem Berufbildungszentrum der AWO.

Sabine Voss (r.) mit ihrem Mann Nils und der Auszubildenden Isabell Fellner aus dem Berufbildungszentrum der AWO.

Foto: Andreas Bretz

Nirgendwo riecht es so frisch wie in einem Blumenladen. Das ändert sich nicht. Doch vor 60 Jahren, als "Blumenhaus Matthes" gegründet wurde, war einiges anders. Damals gehörten Blumen in bürgerlichen Familien noch zum Wocheneinkauf. Man ging zum Blumenhändler wie zum Bäcker oder zum Metzger, die Sträuße standen auf dem Wohnzimmertisch in Vasen, die man zur Hochzeit geschenkt bekommen hatte.

Und weil das so war und heute nicht mehr so ist, kann man anhand von 60 Jahren "Blumenhaus Matthes" ja auch so etwas wie die Kulturgeschichte des Blumenstraußes in der Bundesrepublik erzählen. Sabine Voss, die Tochter des Gründers Fritz Matthes, weiß mehr darüber als ein Historiker. Sie führt das Geschäft seit 1989, zunächst gemeinsam mit ihrem Vater, danach alleine. Damals fuhr sie noch jeden Morgen um 5 Uhr zum Großmarkt, band Sträuße, redete mit den Kunden, erledigte die Aufträge manchmal auch erst, nachdem sie das Geschäft am Abend geschlossen hatte.

Auch heute noch, wo die Blumen angeliefert werden, sagt sie: "Ich stehe eigentlich den ganzen Tag im Laden." Nun muss man ein bisschen über die Trends im Floristengewerbe reden, über die Nelke zum Beispiel, die Trendblume war, als "Blumenhaus Matthes" gegründet wurde. Die aber in Rot zumindest nicht gerne in der bürgerlichen Gesellschaft gesehen war. Rote Nelken waren die Blumen der Sozialisten. Ach, die Sprache der Blumen, nur noch wenige sprechen sie. Damals wusste noch jeder, was Gerbera ("Durch dich wird alles noch schöner"), Iris ("Ich werde um dich kämpfen") oder Kornblume ("Ich gebe die Hoffnung nicht auf") bedeuteten. Erkenntnisse, die verloren gegangen sind. Das mag auch an den Floristinnen und Floristen liegen.

Ausgebildet werden in dem Beruf nur noch wenige, sagt Voss. Sie selbst hat im Rahmen des Jubiläums mit Auszubildenden des Berufsbildungszentrums der AWO gearbeitet. So interpretieren die Lehrlinge Stilrichtungen im Laden, die Blumen stellt "Blumenhaus Matthes", Voss leitet die Lehrlinge an. Gute Auszubildende seien schwer zu bekommen, sagt Voss. 500 Blumenläden gebe es in Düsseldorf, im vergangenen Jahr hätten nur drei Jugendliche eine Ausbildung als Florist oder Floristin abgeschlossen. Auch Frau Voss musste sich von ihrer angehenden Auszubildenden in der Probezeit trennen, sie hat inzwischen eine neue.

"Blumenhaus Matthes" lebt inzwischen nicht mehr nur von den Sträußen der klassischen Einkäufer. Oft sind es Firmen, die Sträuße oder Dekorationen bestellen. Es geht nicht mehr darum, einen Strauß Tulpen zu verkaufen, Dekoration und Blumen gehen Hand in Hand. Dafür sind die Kunden auch bereit, gutes Geld zu bezahlen, sagt Voss.

Seit 2007 ist das Geschäft an der Posener Straße auf dem Gelände der Baustoffhandlung Mobauplus. Mit dem Geschäftsführer und Eigentümer ist Sabine Voss inzwischen verheiratet. Doch in den Blumenladen mischt sich ihr Mann nicht ein.

(RP)
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