Lörick Ein Willkommens-Essen für Flüchtlinge

Lörick · Sieben Gastgeber aus Düsseldorf haben sieben Asylbewerber zum Kochen nach Lörick eingeladen.

 Osama und Natalia kochen gemeinsam in der Kochwerkstatt. Es gibt deutsches und arabisches Essen.

Osama und Natalia kochen gemeinsam in der Kochwerkstatt. Es gibt deutsches und arabisches Essen.

Foto: Andreas Endermann

Osama kannte bisher keinen Spargel. Jetzt nimmt er die weißen Stangen in die Hand, eine nach der anderen, und setzt den Schäler so geschickt an, als hätte er das schon oft getan. Bei der Feinarbeit hilft ihm die Erfahrung aus seinem Beruf, für den man Fingerfertigkeit braucht: Osama ist Arzt. In Syrien sah er keine Zukunft für sich. Deshalb kam er vor 18 Monaten nach Deutschland, büffelt emsig medizinische Fachausdrücke und hofft auf eine Anstellung - irgendwann.

"Was für ein steiniger Weg", sagt Natalie. Sie ist seine Partnerin am Herd der Kochwerkstatt in Lörick, wo sich beim "Welcome Dinner" sieben Gastgeber aus Düsseldorf und sieben Gäste, allesamt Zuwanderer aus Syrien, zum gemeinsamen Kochen und Essen trafen. Das Projekt wird seit 2015 ehrenamtlich organisiert. "Wir wollen Flüchtlinge willkommen heißen, ihnen den Start in dieser Stadt erleichtern und Kontakte zu deutschen Mitbürgern ermöglichen", sagt Sonja Scheiper. Die ersten Zusammenkünfte, man nannte sie "Abendessen" oder "Kaffeeklatsch", fanden in Restaurants statt. Nachdem das Interesse etwas abflaute, probierte man mit dem Kochabend eine neue Plattform aus. Die Gastgeber beteiligen sich mit 25 Euro an den Zutaten. "Eine schöne Möglichkeit für ein besseres Miteinander. Wie soll Integration entstehen, wenn wir uns nicht kennen?" fragt Sonja Scheiper.

Der ambitionierte Hobbykoch Thomas Deckert stellt für diesen Abend die Räume seiner "Kochwerkstatt" zur Verfügung und hat für das Menü drei deutsche Gerichte vorgeschlagen: Spargelsuppe, Gemüsetarte und Rhabarber-Dessert. Elias aus Damaskus liefert die Rezepte für Falafel, Tabouleh und Frekeh, ein Weizengericht mit Huhn. "Zu Hause habe ich nie gekocht", gibt er zu. "Aber meine Mutter ist eine erstklassige Köchin. Ich hole mir immer Tipps." Nach gut zwei Jahren in Düsseldorf und mehreren Deutschkursen hat der Bankkaufmann und Betriebswirt seinen ersten festen Arbeitsplatz in Deutschland: bei L´Oréal. Bashar hat dieses Glück noch nicht, auch er lernt unsere Sprache und hofft auf eine Chance. Beim "Welcome Dinner" häckselt er in Windeseile Petersilie. Für den Kartoffelsalat. Der schmeckt ihm besonders gut.

Neben ihm steht Dolf und prägt sich die Anleitung für die Gemüsequiche ein: "Ich liebe Spinat!" Gerade erzählt er, dass er Schwimmen und Basketball trainiert, aber mit seinem Informatikabschluss bisher keine Stelle gefunden hat. Gastgeber Nils wird hellhörig: "Du bist Informatiker? Kannst du Webdesign?" Dolf nickt und lächelt. "Ich habe eine kleine IT-Firma", sagt Nils. "Am besten kommst du mal vorbei." So einfach kann es manchmal sein, wenn man miteinander redet.

(RP)
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