Zahl der Plätze verdoppelt Löricker schreckt Anzahl der Flüchtlinge

Lörick · Bei der Bürgersprechstunde mit der Flüchtlingsbeauftragten Miriam Koch zur geplanten Unterkunft an der Oberlöricker Straße äußerten Anwohner Bedenken. Sie bezweifeln, ob das kleine Lörick 450 Schutzsuchende verkraften kann.

 Die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch sprach im Gemeindesaal der Kirche Maria Hilfe der Christen mit Löricker Bürgern.

Die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch sprach im Gemeindesaal der Kirche Maria Hilfe der Christen mit Löricker Bürgern.

Foto: andreas Bretz

Bisher regte sich im Westen Düsseldorfs kein spürbarer Widerstand gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft an der Oberlöricker Straße. Doch das Blatt hat sich ein wenig gewendet, wie sich gestern bei der Bürgersprechstunde mit der Flüchtlingsbeauftragten Miriam Koch im Gemeindezentrum der Kirche St. Maria, Hilfe der Christen herausstellte. Wenn auch alles sachlich ablief, so ließen die Anwesenden keinen Zweifel daran, dass sie die Verdopplung der vorgesehenen Plätze von 200 auf 400 plus 50 für unbegleitete Jugendliche kritisch sehen.

Dass Miriam Koch nur noch von 20 Jugendlichen sprach, änderte kaum etwas an den Sorgen der Löricker. Ruth Schur und Helga Lewer vom Heimbeirat des Wohnstifts "Haus Lörick" befürchten, dass die Jugendlichen sich langweilen werden und "herumstromern" könnten, "Deshalb müssen sie beschäftigt werden." Gegen Familien haben die Seniorinnen nichts einzuwenden. Friederike Elsner teilt diese Meinung, fragt sich aber, warum die Anzahl derart gesteigert wurde.

"Die Integration wird dadurch viel schwieriger", stimmt ihr ein Teilnehmer zu, der seinen Namen allerdings nicht in der Zeitung lesen will. Er pocht auf eine bessere Verteilung auf alle linksrheinischen Stadtteile und kritisiert, dass es in Niederkassel keine Flüchtlingsunterkunft gebe. Außerdem sei in Lörick die Infrastruktur und Nahversorgung nicht gegeben. Weder ein Supermarkt noch eine Bushaltestelle noch Gehwege seien vorhanden. Miriam Koch versicherte, dass die Stadt sich darum kümmern werde und, dass die Zahl 400 nicht unbedingt ein Problem darstelle, wie sich in anderen Einrichtungen, etwa an der Roßstraße, gezeigt habe. "Wir werden auch die Unterkunft in Lörick begleiten, es werden zwei hauptamtliche Verwalter eingestellt und ein 24 Stunden-Pförtnerdienst." Um Bedenken auszuräumen biete sie noch weitere Info-Veranstaltungen an. Der erste Termin ist im "Haus Lörick", und am 7. Juni wird es ein Bürgerforum in der Philippuskirche geben.

Zwei Mal war Miriam Koch schon in Lörick und hat über die Pläne zur Flüchtlingsunterbringung informiert. Beide Male hatte es keine Konfrontation gegeben, obwohl die Vergrößerung bereits bekannt war. Und es war auch der Eindruck erweckt worden, dass die ehrenamtlichen Helfer es kaum erwarten können, den Flüchtlingen beizustehen.

Doch fern der Öffentlichkeit rumorte es und das machte sich bei der Jahreshauptversammlung des Löricker Bürgervereins Luft. Vor allem Neumitglieder hatten dort zur Überraschung des Vorsitzenden Horst Seidenberg ihre Bedenken lautstark geäußert. "Nach der Entscheidung, die Anzahl der Flüchtlinge zu verdoppeln, waren da bereits zwei Monate vergangen." In dieser Zeit habe mit einer Ausnahme niemand ernsthafte Bedenken angemeldet. "Für uns ist es eine moralische Verpflichtung, den Flüchtlingen zu helfen", stellt er fest. Eine Konzentration von unbegleiteten Minderjährigen an einem Standort in unmittelbarer Nähe des stark frequentierten Löricker Freibads, halte der Verein jedoch für problematisch.

Bezirksbürgermeister Rolf Tups hat Verständnis für die verunsicherten Anwohner. "Ich kann ihnen die Ängste aber nicht nehmen. Und die Löricker, die sich dagegen aussprechen, sollten nicht in die Ecke gestellt werden." Aber: "Wir sind Christen, und sollten mit dem Thema offen umgehen und ein vernünftiges Miteinander anstreben."

(RP)
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