Lörick Urlaub mit Latschen

Lörick · Das unbeständige Wetter hielt auch die Gäste vom Campingplatz in Lörick fern. Nun hofft Betreiber Thomas Kürten auf mehr Besuch.

 Sandalen gehören auch für den 58 Jahre alten Ingo Kinder aus Schönberg bei Kiel zum Campen in Lörick.

Sandalen gehören auch für den 58 Jahre alten Ingo Kinder aus Schönberg bei Kiel zum Campen in Lörick.

Foto: Andreas Bretz

Das Türschloss der Rezeption bricht und lässt sich nicht mehr öffnen. "Kein Problem", sagt Thomas Kürten gelassen und ist schon auf dem Weg, um seinen ausladend großen Werkzeugkoffer zu holen. Nach Einsatz einiger Schraubenschlüssel, eines großen Schraubendrehers und eines Akkuschraubers ist die defekte Tür binnen weniger Minuten repariert. "Ich mache hier ohnehin alles selber", sagt der 47-Jährige und schaut sich auf dem seit den 1950er Jahren existierenden Campingplatz um. Rasenmähen und das Beseitigen einer WC-Verstopfung gehören zu seinem alltäglichen Geschäft. Selbst die Schäden nach dem Pfingststurm Ela im Frühsommer des Jahres 2014 beseitigte er in Eigenregie.

Im vergangenen Jahr hat Kürten die Arbeit endgültig von seinem Vater Jürgen (70) übernommen und kümmert sich seitdem um den idyllisch gelegen Platz am Rhein. Zuletzt sei es aber sehr ruhig gewesen, sagt Kürten. Zu ruhig. "Der Regen", erklärt er und schaut in den Himmel. Mit den steigenden Temperaturen hofft er nun auf mehr Besucher. Und die seien mitunter sehr unterschiedlich, sagt Lebensgefährtin Angela Hindermann (43).

Modische Konventionen, so scheint es, machen bei vielen Gästen offenbar einen großen Bogen um Zelt und Wohnmobil - Badelatschen, Tennissocken und kurze Hosen bleiben dem Leben auf dem Platz als modische Klassiker erhalten. Dennoch haben sich die Bedürfnisse der Camper in den vergangene Jahren verändert. Die erste Frage nach Ankunft ist obligatorisch: Ob es noch einen freien Stellplatz gebe.

Die zweite Frage ist jedoch der Zeit geschuldet: Haben sie W-Lan? "Viele Camper wollen auch in ihrem Urlaub nicht auf das Lesen ihrer Mails verzichten", sagt Thomas Kürten. Ein Service, den er kostenfrei anbietet. Und eine Steckdose muss mittlerweile auch an jedem Platz vorhanden sein. "Der E-Bikes wegen", sagt Hindermann. "Um abends die Akkus für den nächsten Tag zu laden."

Und auch sonst unterscheide sich das Publikum auf einem stadtnahen Campingplatz sehr von einem in einer klassischen Urlaubsregion. "Viele haben ihren Wohnwagen durch ein Wohnmobil ersetzt", sagt Kürten, der aufgrund einer mehrjährigen Auslandstätigkeit fließend Holländisch spricht. Er sieht darin den Wunsch nach noch mehr Mobilität. Während Gäste früher häufig für ein oder gar zwei Wochen an einem Ort verweilten, reisen sie heute bereits nach spätestens zwei Tagen ab. "Manche sind selbst in ihrer Freizeit getrieben." Weniger getrieben, dafür tatsächlich mitunter modisch informiert, seien Messegäste, sagt Kürten. Menschen, die für den beruflichen Besuch auf dem Messegelände, das unmittelbar auf der gegenüberliegenden Rheinseite liegt, bei ihm wohnen. "Die stehen auf, ziehen sich ihren Anzug an und fahren mit dem Fahrrad rüber", sagt Kürten und lächelt. Aber spätestens nach der Rückkehr sei selbst bei diesen Gästen die kurze Hose mit Sandalen an der Reihe.

Sandalen trägt auch Ingo Kinder (58) aus Schönberg bei Kiel, der gemeinsam mit seiner Frau eine Jungfernfahrt im neuen Wohnmobil unternimmt. Er sei ganz neu in Camperkreisen, erklärt der Justizvollzugsbeamte, und gerade recht zur Rheinkirmes in Düsseldorf angekommen. Und auch die Altstadt habe er sich in aller Ruhe angesehen. Nun wollen sie aber zurück nach Norddeutschland, zurück nach Hause. "Schön war's hier", sagt Kinder und überprüft noch einmal den ordnungsgemäßen Sitz der Räder im Fond des Wagens, bevor er den Motor startet.

Wenn mit Ende Oktober die Saison auf dem Platz endet - nur wenige Dauercamper kommen auch im Winter in ihre hier abgestellten Wagen - wird es auch für Kürten Zeit, Urlaub zu machen. "Zwei Wochen", sagt Kürten, "mehr geht nicht." Und wohin?, will ich wissen. "Dahin, wo es warm ist", meint Kürten. "Flieger und Strand." Und ein Hotel, kein Camping, sagt Kürten.

(RP)
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