Ludenberg Die letzten Fahrten des Bücherbusses

Ludenberg · Mehr als 40 Jahre lang fuhr die rollende Bibliothek durch die Stadt, doch am Jahresende soll Schluss sein. Viele Kunden finden das schade.

Odilo Gerz gibt den Nutzern im Bücherbus, wie hier bei einem Halt in Ludenberg, auch gerne Lesetipps.

Odilo Gerz gibt den Nutzern im Bücherbus, wie hier bei einem Halt in Ludenberg, auch gerne Lesetipps.

Foto: Andreas Endermann

Gerade einmal zehn Minuten parkt der Bücherbus an seiner Haltestelle an der Luckemeyerstraße in Ludenberg, und schon sind einige Kinder mit ihren Eltern eingestiegen und stöbern. Ein junger Kunde hat bereits einige Bücher an der kleinen Theke vor Bibliothekar Odilo Gerz aufgetürmt. Star Wars-Bücher sind allerdings nicht darunter - die sind bereits alle vergriffen. Nun versucht Gerz den Jungen vom einem Harry Potter-Hörbuch zu überzeugen: "Ansonsten merke ich mir gerne deinen Wunsch vor und bringe dir das Buch dann nächste Woche mit, ok?" Gerz mag seinen Job in der mobilen Bücherei - und hofft auf eine öffentliche Diskussion über das geplante Aus.

Mit 4000 Medien an Bord fährt der Bücherbus wöchentlich insgesamt 15 Stationen an - und geht nach 27 Jahren wohl Ende diesen Jahres in Rente. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe will das Angebot zugunsten des Haushaltsplans einstellen und so 250.000 Euro pro Jahr sparen. Jochen Prestel, der sich mit Odilo Gerz im Bus abwechselt, hält das für einen Fehler. Zwar liefen manche der Haltestellen nicht so gut, wie beispielsweise die in Hamm, aber "wir können Dienstleistungen anbieten, die unsere klassischen Zweigstellen nicht leisten können." Eine Dienstleistung des Busses ist, auch weiter außerhalb liegende Stadtteile mit Medien zu versorgen. Eine Bücherbus-Nutzerin aus Himmelgeist kommt gerne mit ihrem Sohn Konstantin (4) an die Haltestelle "Alt Himmelgeist". "Bevor wir uns ins Auto setzen und schlecht parken können, kommen wir lieber her. Das ist wie ein kleiner Spaziergang - auch bei Regen." Für sie ist der Bus besonders geeignet, Kinder an Bücher heranzuführen. Sie lobt vor allem die Übersichtlichkeit des Busses: "Hier finden wir immer, was wir suchen."

Ein weiterer kleiner Fan des Bücherbusses ist die zweijährige Lotta aus Gerresheim. "Sie schreit schon immer vor Freude, wenn sie den Bücherbus sieht", sagt Mutter Kirsten Heinicke. Mit kleinen Kindern sei der regelmäßige Weg in die Stadtbücherei einfach zu weit - und die Kinder im Bus im Auge zu behalten, sei in dem Fahrzeug deutlich einfacher als in einer großen Bücherei. "Wenn es den Bücherbus bald nicht mehr gibt, ist das sehr schlecht. Dann gibt es hier oben ja gar nichts mehr." Diese Vorteile will natürlich auch die Stadtbücherei ihrem Bus nicht absprechen. "Natürlich sind wir ein bisschen traurig. Eine Filiale wird nicht frohen Herzens aufgegeben", sagt Heike Regier, stellvertretende Leiterin.

Fakt ist den Angaben zufolge aber: Der Bus ist alt und wartungsintensiv. Zudem sind die Ausleihen von dort rückläufig: Waren es im Jahr 2013 noch 60.000 Ausleihen, wurden ein Jahr später nur noch knapp über 40.000 verzeichnet. Auch weil der Bus wegen Reparatur zeitweise ausfiel. Anstatt das Angebot ganz aufzugeben, würde Prestel viel lieber das Konzept verändern: "Wenn die Kinder wegen langer Schulzeiten nicht mehr zum Bus kommen, muss der Bus halt in die Schule kommen." Und am besten ein neuer. Eine Fürsprecherin hat er bereits: "Wo ist die Petition, die ich unterschreiben kann?", sagt Konstantins Mama.

(RP)
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