Ludenberg Falsches Spiel mit Forsthaus Trotzhof?

Ludenberg · Mieter fürchten nach undurchsichtigem Bauantrag in der Bezirksvertretung 7 Verkauf der städtischen Immobilie.

 Das Forsthaus Trotzhof vom Garten aus betrachtet: Einen geplanten Anstrich der Rückseite, so die Tesches, habe die Stadt 2009 verhindert.

Das Forsthaus Trotzhof vom Garten aus betrachtet: Einen geplanten Anstrich der Rückseite, so die Tesches, habe die Stadt 2009 verhindert.

Foto: Marc Ingel

An der Rennbahnstraße 15 liegt das 1912 gebaute Forsthaus Trotzhof, es ist im Besitz der Stadt. Darin wohnen seit mehr als 40 Jahren Ursula und Jochen Tesche, zudem ein älterer Herr, der dort nahezu seit 60 Jahren sein Zuhause hat. Zwei weitere Wohnungen stehen leer. Forsthaus heißt es, weil es einst für Mitarbeiter des Forstamtes errichtet wurde. So wie Jochen Tesche einer war, bis er zum Bund wechselte. "Da ich weiterhin im öffentlichen Dienst war, durften wir hier wohnen bleiben", sagt er.

In der Bezirksvertretung 7 kam jetzt ein etwas obskur formulierter Bauantrag auf den Tisch, der für reichlich Verwirrung sorgte. Dort war von einer Nutzungsänderung des Gebäudes die Rede, von einer Erweiterung der Wohnungen und einer nachträglichen Genehmigung der Remise als Garage. Die CDU beantragte sofort Vertagung, da vieles undurchsichtig erschien, formulierte es der Fraktionsvorsitzende Rainer Klöpper. Das wurde knapp abgelehnt. Die anschließende Diskussion war jedoch auch nicht sonderlich erhellend und vielfach von Unwissenheit darüber geprägt, was dort warum eigentlich genau geschehen soll. Letztlich wurde der Bauantrag bei Stimmgleichheit abgelehnt.

Die Tesches hätten davon überhaupt nichts erfahren, wenn nicht eines Tages der stellvertretende Bezirksbürgermeister Hanno Bremer (CDU) vor ihrer Tür gestanden und sie informiert hätte. Sie vermuten, dass die Stadt das Haus klammheimlich verkaufen will, es womöglich sogar schon einen potenziellen Käufer gibt, der bereits konkrete Wünsche geäußert hat, die sich mit einer verabschiedeten Baugenehmigung umsetzen ließen.

Dass in der Beschlussvorlage zum Beispiel kein Wort vom Denkmalschutz (seit 2012!) zu lesen ist, stimmt sie nachdenklich. Dass die Änderung der Speicher in Wohnraum nachträglich legalisiert werden soll, halten sie für Unsinn. "Dort kann man praktisch nirgendwo aufrecht stehen. Da gibt es nichts zu legalisieren", sagt Ursula Tesche. Allein das Hauptgebäude verfüge über einen Speicher, der bei ihrem Einzug von der Stadt gedämmt und mit einem Fenster versehen als Nutzraum hergerichtet wurde. Wichtig: Bereits 1982 sei für ihre Wohnung, also das eigentliche Forsthaus, eine Umnutzung von Dienst- in Mietwohnung vertraglich festgelegt worden, eine weitere Nutzungsänderung sei daher nicht nachvollziehbar. Und die Remise: "Die wurde schon immer als Garage genutzt, darin haben früher die Waldarbeiter noch ihre Unimogs abgestellt", sagt Jochen Tesche.

Dass zwei der Wohnungen seit vielen Jahren "gewollt" leerstehen und somit dem Verfall preisgegeben würden, bestärkt die Tesches in dem Verdacht, dass die Stadt ihre ganz eigenen Interessen mit der Immobilie verfolge. "Es gab nachweislich ernsthafte Interessenten, sie wurden stets kategorisch abgeblockt", erklärt Ursula Tesche. Das Paar verkehrt mit der Stadt als Vermieterin nur noch über den Anwalt.

Günter Kiel von der Bauaufsicht verteidigte den Bauantrag in der Bezirksvertretung. Es gehe lediglich um die Nutzungsänderung von Dienst- in regulären Wohnraum, auch die Nutzung der Remise als Garage müsse nachträglich genehmigt werden. Kiel sprach nur von einem "erhaltenswerten Gebäude", die Denkmalbehörde hätte den Änderungen aber zugestimmt.

(RP)
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