Ludenberg Geschichten aus dem Legoland

Ludenberg · Satteldach oder Flachdach? Bauantrag eines privaten Bauherrn löst skurrile Diskussion in der Bezirksvertretung 7 aus.

Es gibt Ausschusssitzungen, die sind sterbenslangweilig. Andere wiederum geraten höchst unterhaltsam. Nicht unbedingt, weil Spannendes beredet wird, sondern weil die Diskussion skurrile Blüten trägt. So geschehen in der letzen Sitzung der Bezirksvertretung 7 vor der Sommerpause. "Das ist hier ja besser als im Kom(m)ödchen", entfuhr es einem der wenigen Zuhörer im Saal höchst amüsiert.

Es ging um einen Bauantrag an der Hahnenfurther Straße in Ludenberg. Vorauszuschicken ist: Es war nicht das erste Mal, dass der Antrag eines privaten Bauherren auf der Tagesordnung auftauchte. Und: Für die Hahnenfurther Straße existiert weder eine Erhaltungs- noch eine Gestaltungssatzung. Vor zehn Jahren habe es einmal einen Bauantrag gegeben, hieß es in der Sitzung - stimmt aber auch nicht, wie die Bezirksverwaltung später herausfinden sollte. Gegen den Bauantrag gab es prinzipiell auch nichts einzuwenden. Nur eines störte einen Teil der Politiker: Der Mann wollte nach dem Abbruch des alten Wohngebäudes auf sein neues Heim unbedingt ein Flachdach setzen. Die anderen Häuser in der Straße haben aber alle ein Satteldach. Das füge sich nicht in das Gesamtbild der Straße ein, argumentierten die Flachdach-Gegner.

Die nicht zu beneidende Expertin vom Planungsamt wendete vergeblich ein, dass es vor dem Hintergrund der gegebenen Fakten (keine Gestaltungssatzung!) keine bauordnungsrechtlichen Einwände gegen das Bauvorhaben geben würde. Sollte man den Bauantrag ablehnen, bestehe die Gefahr, im Fall einer Klage vor Gericht eine herbe Schlappe zu erleiden, ein Ablehnungsbescheid würde mit hoher Wahrscheinlichkeit einkassiert. Erfolglos zitierte sie aus vergleichbaren Urteilen, die Satteldach-Befürworter rückten keinen Deut von ihrer Meinung ab.

Die FDP (pro Flachdach) warf der CDU (contra Flachdach) vor, sich in das Privatleben andere Menschen einzumischen und alles verbürokratisieren zu wollen. Ja, die CDU würde sogar gegen Recht und Gesetz verstoßen. Ein wenig architektonische Auflockerung tue doch gut, und die Nachbarn hätten auch überhaupt nichts dagegen.

Für die Christdemokraten sei das aber nun mal eine Sache des Prinzips, das gesamte Ortsbild würde heruntergezogen, wenn hier jeder bauen würde, wie er es für richtig hält. Und von den Anwohnern habe man ganz andere Dinge gehört. Ihre Meinung nach sei durch so eine Laissez-faire-Einstellung der nachbarschaftliche Frieden akut gefährdet.

Und so heizte sich die Stimmung immer mehr auf, bis die CDU sich plötzlich im Legoland wähnte, wo jeder mal eben seine bunten Steine ineinander stecken dürfe wie er Lust und Laune hat. Der private Bauherr, der nach Auskunft eines Insiders bereits dem Nervenzusammenbruch nahe sei, kann nun aber endlich aufatmen: Mit knapper Mehrheit wurde sein Bauantrag angenommen.

(RP)
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