Ludenberg Jetzt plätschern hier die Molche

Ludenberg · Seit 1999 wird der Pillebach im Osten Düsseldorfs in Abschnitten naturnah umgestaltet. Die Stadt stellt ihn nun beim Weltwassertag in den Fokus - als Beispiel für eine gelungene Renaturierung.

 Westlich der Torfbruchstraße wurde 2010 der zuvor unterirdisch verlaufende Bach neu trassiert.

Westlich der Torfbruchstraße wurde 2010 der zuvor unterirdisch verlaufende Bach neu trassiert.

Foto: Hüskes Achim

Frösche, Molche und Kröten leben am Pillebach, Libellen, Heuschrecken, Tagfalter und fünf verschiedene Spechtarten. Idyllisch ist es zwischen Ludenberg und Gerresheim entlang des kleinen Wasserlaufs, die Luft ist frisch, die Vögel zwitschern. Eine kleine Welt, die anders ist als der Rest von Düsseldorf, und trotzdem gehört das Pillebachtal dazu, ist Naherholung und Erlebnis zugleich für die Menschen aus der Großstadt - seit vielen Jahren steht es unter Naturschutz, der Bach selbst rückte vor kurzem sogar in den Fokus beim Weltwassertag - als Beispiel für eine naturnahe, gelungene Umgestaltung, wie es bei der Stadt heißt.

 Vor der Renaturierung war der Pillebach in ein enges beton-Korsett gezwängt.

Vor der Renaturierung war der Pillebach in ein enges beton-Korsett gezwängt.

Foto: hüskes, Ruhnau, Bauer

Dass der 6,5 Kilometer lange Bach, der Namensgeber ist für das Tal, einmal so im Mittelpunkt stehen würde, damit rechnete niemand in den 1950ern. Im Gegenteil. Der Bach war da, man nutzte ihn, "die damalige Ingenieurskunst war begrenzt", sagt Kristian Lütz, selbst Ingenieur und Leiter der Abteilung Wasserbau. Das Hochwasser musste gebändigt werden, der Bach einen geraden Verlauf bekommen, ist dazu in massiven Beton gegossen worden. Fröhlich plätscherte er fortan nicht mehr vor sich hin, aus einem geschwungenen Bett wurde ein geradliniges Rohr, das zum Teil sogar unterirdisch verlief.

 Oft kommt die knapp zehn Zentimeter große Schmerle im Pillebach vor.

Oft kommt die knapp zehn Zentimeter große Schmerle im Pillebach vor.

Foto: Ruhnau
 Geschlängelt verläuft der Pillebach an vielen Stellen wieder durch das Tal in Ludenberg und Gerresheim.

Geschlängelt verläuft der Pillebach an vielen Stellen wieder durch das Tal in Ludenberg und Gerresheim.

Foto: stadt düsseldorf

Ein Einzelschicksal erlitt der Pillebach damals nicht, fast alle Bäche wurden in den letzten 150 Jahren massiv vom Menschen umgebaut, um Städte zu entwickeln, Flächen zu besiedeln oder Gebiete für die Landwirtschaft freizugeben. Um den ökologischen Zustand der Gewässer zu verbessern, versuchen Städte und Kommunen seit Jahren immer mehr Bäche zu renaturieren. Natürlich nicht ganz freiwillig - eine EU-Wasserrahmen-Richtlinie gibt die Wiederherstellung von Bach- und Flussläufen vor. Gut gelungen ist das bisher in Ludenberg, wo seit 1999 in Abschnitten am Bach gearbeitet wird. In diesem Jahr stehen noch zwei Maßnahmen an, "zwischen Backesberg und Bergischer Landstraße", sagt Kristian Lütz, wo die Betonschale aufgebrochen werden und der Bach an manchen Stellen sogar ein bisschen mehr Platz bekommen soll. Ein weiterer Abschnitt befindet sich zwischen Steinweg und Friedrich-Wilhelm-Straße, auch dort soll er geschwungen verlaufen, der Pillebach, und mit ortstypischen Pflanzen und Bäumen versehen werden. Schön anzuschauen ist das natürlich, aber der Pillebach, der in der Düssel mündet, hat viele wichtige Aufgaben: "Er muss das Regenwasser abführen", sagt Lütz. Dafür ist ein Regenrückhaltebecken geplant, "die Größe hängt vom Zustand des Bachs ab", sagt der Ingenieur. Und je positiver sich der Pillebach entwickelt, umso besser vertragen er und die Lebewesen darin die Regenwasseraufnahme. "Die Natur nachahmen", wie Kristian Lütz es erklärt, hat sogar dazu geführt, dass "die Vielfalt und Vielzahl der Lebewesen angestiegen ist".

(RP)
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