Ludenberg Zurück in den Alltag

Ludenberg · Der Verein Elan versucht am LVR-Klinikum in Ludenberg, Patienten mit einer psychischen Erkrankung eine sinnvolle Freizeitgestaltung anzubieten. Es geht auch darum, die Stigmatisierung Betroffener in der Öffentlichkeit abzubauen.

Ludenberg: Zurück in den Alltag
Foto: Hans-Juergen Bauer

Eva Meisenzahl-Lechner lässt keine Zweifel an ihrer Ansicht: "Es gibt keinen Grund, auf eine psychische Erkrankung in der Öffentlichkeit anders zu reagieren als auf jedwede andere Krankheit. Genau das ist in der Regel aber eben nicht so", fordert die Ärztliche Direktorin des LVR-Klinikums mehr Gelassenheit im Umgang mit ihren Patienten ein.

Das können bis zu 700 sein, so viele Betten in mehreren Gebäuden gibt es zumindest auf dem 23 Hektar großen Gelände an der Bergischen Landstraße. Die Patienten verbringen zwar im Vergleich zu früheren Zeiten allenfalls drei Wochen am Stück in der Klinik, sagt Pflegedirektor Klemens Maas ("Die Verweildauer hat sich seit 1992 mehr als halbiert!"). Aber auch während dieser Zeit haben sie ein Bedürfnis nach sinnvoller Freizeitgestaltung, nach Kultur, Sport, Ausflügen, gemeinsamen Aktivitäten. Darum kümmert sich im LVR-Klinikum der Verein Elan.

Treibende Kraft aller Angebote, wie die direkt Beteiligten übereinstimmend betonen, ist Pfarrer Claus Scheven, die "gute Seele" des Vereins. "Es geht darum, den Patienten ein wenig Freude zu schenken, Feste zu feiern, zu denen die Nachbarschaft kommt, gemeinsam Fortuna-Spiele zu besuchen oder ins Theater zu gehen. Und es sollen bewusst auch Kontakte nach außen ermöglicht werden", erklärt Scheven. Die Angebote würden ebenfalls für die Zeit nach der Klinik gelten, "denn es geht uns immer auch darum, den Betroffenen die Rückkehr in den Alltag zu erleichtern". Diese Menschen aus ihrer Isolation herauszuholen, sie wieder fit für das Draußen zu machen, sei ein wichtiges Ziel, sagt Maas. In diesem Kontext und in Ergänzung zu den therapeutischen oder medikamentösen Maßnahmen seien die Angebote des Vereins Elans von unschätzbarem Wert. Dennoch sei es nach wie vor schwierig, sich mit psychisch kranken Menschen in der Öffentlichkeit zu bewegen. "Das Stigma ist geblieben", so Maas.

Was an Ideen umgesetzt werde, "entscheiden alle zusammen. Wir machen das mit den Patienten, nicht für sie", unterstreicht Pfarrer Scheven. Einzige Voraussetzung: Unabhängig vom Krankheitsbild, egal ob schizophren, depressiv oder von Ängsten gepeinigt, müssten die Erwachsenen (es gibt auch Angebote für Kinder und Jugendliche) eine gewisse Stabilität aufweisen. "Man darf nicht vergessen, dass die Betroffenen zum Teil ihren Freundeskreis verloren haben, ihre Familie sich abgewandt hat und sie daher im sozialen Umgang womöglich neu trainiert werden müssen", erläutert Maas.

Elan wird vom Landschaftsverband Rheinland unterstützt, ist aber dennoch auf Spenden angewiesen. Und auf Ehrenamtliche, die bereit sind, mit den Patienten in die Oper oder spazieren zu gehen, bei Festen mitzuhelfen oder an Ausflügen teilzunehmen. 15 sind es aktuell, die eine Schulung durchlaufen müssen und einen Vertrag erhalten, in dem zum Beispiel der vertrauliche Umgang mit Patientendaten festgehalten wird. Ilse Neuenhofen kümmert sich um die Freiwilligen. Von der Klinik wirken Ärzte, Therapeuten, Pflegekräfte, Ergotherapeuten und Psychologen genauso wie Ehemalige bei Elan mit.

Eva Meisenzahl-Lechner, 1. Vorsitzende, bekräftigt, wie wichtig die Arbeit von Elan im Zusammenspiel mit den professionellen Angeboten der Klinik ist. Für die Zukunft wünscht sie sich noch ein Stück mehr Normalität und Teilhabe. "Psychische Erkrankungen werden immer noch in eine Ecke gedrängt, wo sie nicht hingehören", sagt sie.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort