Düsseldorf Mit dem Bus von Stadtteil zu Stadtteil

Düsseldorf · Fünf linksrheinische Heimat- und Bürgervereine unternahmen mit Bürgern eine Rundfahrt durchs Linksrheinische.

Vorstände der fünf Bürger- und Heimatvereine aus Heerdt, Lörick, Ober- und Niederkassel sowie etwa 40 gutgelaunte Fahrgäste machten sich in einem Oldtimer-Bus der Rheinbahn auf eine Reise durch das linksrheinische Düsseldorf. Immer auf der Spur von Vergangenheit und Gegenwart mit Blick auf die Zukunft, galt es doch, das Jubiläum der Stadt Düsseldorf mit dem Slogan "621 Jahre ohne uns" auf ihre, eben linksrheinische, Weise zu würdigen.

Die Vereine hatten Stadtführerin Maja Tönnesmann engagiert, die die "Reisenden" kundig über all' das informierte, was links und rechts des Weges zu sehen war. Obwohl sie sehr gut vorbereitet war, freute sie sich über ergänzende Infos seitens der Fahrgäste. Schließlich stammten die meisten von ihnen aus dem Stadtbezirk, wenn sie auch inzwischen in Ratingen oder wie Gisela Gruß in Knittkuhl leben. "Ich habe mit meinen Eltern in Oberkassel gewohnt und 1963 am Cecilien-Gymnasium Abitur gemacht." Ihre Klassenkameradin Ingrid Rozynski saß neben ihr und fügte hinzu: "Wir kennen uns seit dem zehnten Lebensjahr."

Während in der Gruppe die ersten Kontakte geknüpft wurden, ging die Fahrt vom Belsenplatz nach Lörick mit einem Halt am Biergarten "Sonnendeck". Bei Kaffee und Kuchen wurde das von der Sonne beschienene "Löricker Paradies" bewundert, um dann von Evi Sökefeld (Heerdter Bürgerverein) auf besondere Weise unterhalten zu werden. Temperamentvoll trug sie die von Peter Bardenheuer (Niederkasseler Heimatverein) in Versform verfasste Geschichte der Stadt und des Stadtbezirks vor. Nach diesem kurzweiligen Aufenthalt ging es zu Fuß durch Alt-Lörick mit seinen liebevoll restaurierten Häuschen.

Nächste Station war Niederkassel: Dort wurden Wein und Quiche im Weinhandel von Michael Krieg kredenzt — auf Einladung der Vereine. Maja Tönnesmann bereicherte derweil ihre Geschichtslektion durch historische Fotos. Nach einem Fußmarsch durchs "Dorf", vorbei an der ehemaligen Poststation Maurenbrecherhof, versammelten sich alle wieder im Bus, denn jetzt wurde Oberkassel angesteuert. Wieder hielt er an einer Haltestelle, alle stiegen aus mit dem Ziel "Rheinufer". Dort gab's Infos zum Fort Düsselburg, das einst Kurfürst Jan Wellem auf der linksrheinischen Flussseite in Höhe des Schlossturms bauen ließ. Interessant, dass die Maurenbrechers drüben auf der anderen Rheinseite auch eine Poststation betrieben. Maja Tönnesmann: "Das heutige Gasthaus En de Canon gehörte einst ebenfalls der Familie Maurenbrecher.

Vom Rhein spazierte die Gruppe durch das alte Oberkassel mit seinen Jugendstilhäusern bis zum Barbarossaplatz. Dort wartete der Bus auf seine Fahrgäste. Und dann ging's nach Heerdt — zur Wiege des Linksrheinischen. Die Geschichte der Eingemeindung nach Düsseldorf 1909 konnte an der Stele abgelesen werden, die der Heerdter Bürgerverein auf dem heutigen Hanns-Heuer-Platz aufstellen ließ. Dazu gehört auch die Tafel auf dem Nikolaus-Knopp-Platz, die die Stelle markiert, auf der einst das Heerdter Rathaus gestanden hat. Einen Flügelschlag davon entfernt wurde Jörg Wieles kinetische Plastik "Garuda" bewundert. Erstaunliches war bei der Betrachtung des alten Brunnens im Schatten von St. Benediktus zu erfahren. "Bei Hochwasser bleibt er trocken, bei Niedrigwasser aber nicht (Qualmwasser)."

Und dann drängte die Zeit. Deshalb wurden die nächsten Stationen aus dem Busfenster betrachtet: die Bunkerkirche, das Ökotop und der Ort, an dem einst das Atelier von Josef Beuys gestanden hat. "Im Zuge des Baus der Autobrücke B7 über die Krefelder Straße wurde es abgerissen", so Maja Tönnesmann. Stippvisiten am Heerdter Ökotop und Albertussee machten deutlich, was Bürgerwille und Bürger-Engagement bewirken können. Denn diese Einrichtungen wurden der Stadt abgerungen, die dort einst Industrie ansiedeln wollte.

Die Reise endete am Belsenplatz. Ausklang war in der Hausbrauerei Alter Bahnhof. Fünfeinhalb Stunden dauerte die Tour, die manchem älteren Teilnehmer durch längere Fußmärsche einiges abverlangt hatte. "Alle haben aber prima durchgehalten", freut sich Herbert Rozynski (Heerdt). Das wundert nicht, denn: Es wurde nicht nur ein unterhaltsames Programm geboten, sondern auch die Möglichkeit, mit Bürgern des gesamten Stadtbezirks auf Spurensuche zu gehen. Alle waren begeistert vom Einsatz der Vereine, die keine Mühen gescheut haben, deutlich zu machen, dass Düsseldorf einiges verpasst hat, weil es "621 Jahre ohne uns" leben musste.

(RP)
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