Düsseldorf Anwohner im Neubaugebiet haben Angst vor weiteren Bomben

Mörsenbroich · Nach zwölf Funden von Blindgängern in drei Jahren sind die Anwohner des Neubaugebiets auf dem Gelände der alten Reitzensteinkaserne verunsichert. Bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post wurde am Samstag eifrig diskutiert.

 Zur Mobilen Redaktion der RP am Spielplatz "Zur Weide" kamen am Samstag viele Anwohner, um ihre Sorgen zu beschreiben.

Zur Mobilen Redaktion der RP am Spielplatz "Zur Weide" kamen am Samstag viele Anwohner, um ihre Sorgen zu beschreiben.

Foto: Andreas Bretz

Vor 70 Jahren sind sie eingeschlagen, aber nicht detoniert. Und jetzt bereiten die Blindgänger den Bewohnern des Neubaugebiets auf dem Gelände der ehemaligen Reitzensteinkaserne Sorgen. Denn seit dem Baubeginn vor drei Jahren sind auf dem Areal an der Lenaustraße bereits zwölf Bomben gefunden worden. Und das, obwohl vorher eine Sondierung durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst (KBD) durchgeführt wurde.

"Da frage ich mich, wer hier versagt hat", sagt Wilhelm Scheideler. Wie viele Anwohner des Neubaugebiets und der angrenzenden Straßen ist er am Samstag zur Mobilen Redaktion der Rheinischen Post gekommen, um dort über das Problem mit den Blindgängern zu sprechen und darüber mit den Mitgliedern der Bezirksvertretung 6 zu diskutieren.

"Mir ist das Problem erst durch die vielen Bombenfunde bewusst geworden. Wir haben 1962 in der benachbarten Vinckestraße gebaut, und jetzt frage ich mich natürlich, was unter dem Fundament liegen mag", sagt Inge Heym. Denn den Bewohnern bereiten nicht die gefundenen Sprengkörper Sorge, sondern die Ungewissheit, was wohl in größerer Tiefe und den nicht untersuchten Arealen liegen mag.

Bombenentschärfung an der Reitzensteinkaserne
6 Bilder

Bombenentschärfung an der Reitzensteinkaserne

6 Bilder

Denn bei einigen Bomben kann es sogar zur Selbstdetonation kommen, wenn sich der Zünder im Laufe der Zeit zersetzt. So gingen zwei Blindgänger auf diese Weise 1997 in Stadtlohn und 2000 auf dem Gelände des Siegerlandflughafens in die Luft - glücklicherweise, ohne Personen zu verletzen.

"Wir wünschen deshalb, dass die Stadt zumindest die Verantwortung für die öffentlichen Grünflächen übernimmt, dort noch eine Untersuchung mit Detektoren vornimmt und sich hier nicht nur auf die Auswertung von Luftbildern verlässt", sagt Philipp Gilbert. Andere Anwohner gehen sogar noch weiter, fordern das Abschieben des Bodens auf das Geländeniveau von 1945 im Bereich von Grünanlagen und anderen Freiflächen.

Wilhelm Scheideler bringt auch einen Baustopp ins Spiel und fordert darüber hinaus einen Runden Tisch, an dem sich neben Vertretern der Stadt auch der KBD beteiligt. Diskutiert wurde am Samstag zudem die Chance der Neubürger, von ihrem Kaufvertrag zurückzutreten. Wolfgang Behlfeldt, der als Berufssoldat 17 Jahre Dienst in der Reitzensteinkaserne geleistet hat, hält das alles für übertrieben. "Wir sind dort mit schweren Panzern und Lkw gefahren und da ist nie etwas passiert."

Unzufrieden sind die Bewohner mit der Organisation der Evakuierungen bei den Bombenentschärfungen. "Bei der letzten Entschärfung sind wir zunächst nicht benachrichtigt worden, mussten dann sofort das Haus verlassen und durften nicht mehr mit dem Auto aus dem Gebiet fahren", sagt Ina Heil. Der Informationsfluss sei schlecht und das Verfahren bisweilen chaotisch, sind sich die Betroffenen einig.

Für Karsten Körner, der für die FDP in der Bezirksvertretung 6 sitzt, ist klar: "Wir müssen zumindest für die Zukunft aus den Vorfällen lernen und dürfen nicht vorschnell Baugenehmigungen erteilen." Sein Vorschlag: Dort, wo noch nicht gebaut worden ist, eine erneute Sondierung durchführen und mögliche Blindgänger notfalls an einem Wochenende gezielt entschärfen.

Trotz allem bereuen die neuen Bewohner den Einzug in das Neubaugebiet in der Mehrzahl nicht. "Wer ängstlich ist, sollte vielleicht besser hier nicht wohnen. Aber die Lage ist einfach unschlagbar, wir fühlen uns sehr wohl, und ich erwarte nicht ernsthaft, dass beim Rasenmähen plötzlich eine Bombe hochgeht", sagt Simone Wurmbach.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort